Ludwigshafen. Muss ich im nächsten Winter frieren? Und kann ich meine nächste Strom- und Gasrechnung noch bezahlen? Diese Fragen beschäftigt viele Menschen – vor allem die, die ohnehin schauen müssen, wie sie über die Runden kommen. Dass die Bundesregierung aufgrund der angespannten Lage auf den Gasmärkten die zweite Eskalationsstufe im „Notfallplan Gas“ ausgerufen hat, sorgt für viele Ängste bei Verbrauchern. „Wir haben als Unternehmen getan, was wir können“, erklärt TWL-Vorstand Dieter Feid auf Nachfrage bei der Bilanzpressekonferenz. So habe man die entsprechenden Gasmengen bereits beschafft und sei bis Ende 2023 eingedeckt. Nach der angekündigten Preiserhöhung zum 1. August sollen die Preise entsprechend stabil bleiben bis Ende 2023, „eine 100-prozentige Sicherheit gibt es aber nicht“, so Feid.
Zahlten durchschnittliche TWL-Kunden für etwa 2400 Kilowattstunden (kwh) Strom und 1800 kwh Gas im Jahr 2021 noch 2700 Euro, sind es aktuell rund 3650 Euro (plus 36 Prozent). Müsste Strom und Gas zum aktuellen Marktwert beschafft werden, käme das auf etwa 5000 Euro.
Hilfsangebot für Schuldner
„Spannend wird es, wenn Russland den Gashahn komplett zudreht“, meint Vorstandskollege Thomas Mösl. „Wir würden dann Neuland betreten.“ Das Risiko für Versorgungsausfälle habe es früher nie gegeben und sei heute „leider sehr real“. Normalverbraucher müssten sich aber keine Sorgen machen. Laut Bundesnetzagentur würden sie vorrangig mit Energie versorgt werden. „Wir sollten jetzt aber alles daransetzen, Energie einzusparen“, betont Mösl. Da könne jeder mithelfen, und jeder noch so kleine Beitrag sei in der Summe mit anderen dann sehr viel. Zudem schone es den Geldbeutel.
Wer Probleme hat, Rechnungen zu zahlen, solle sich melden: „Redet mit uns“, betont Dieter Feid. „Statt Probleme aufzuschieben, bis sie noch größer werden, können wir gemeinsam nach Lösungen suchen.“ Zwar könne auch ein Unternehmen wie die TWL Energie nicht einfach verschenken, aber Zwangsmaßnahmen könnten oft vermieden werden.
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Dabei leidet die TWL selbst unter den Turbulenzen an den Energie- und Rohstoffmärkten als Folge des Kriegs in der Ukraine. Eine sicherere Kalkulation sei so nicht möglich und mit weiteren wirtschaftlichen Verlusten zu rechnen. So sanken die Umsätze 2021 auf 442,4 Millionen Euro bei gleichzeitig steigenden Beschaffungspreisen. Das Jahresergebnis der TWL AG sinkt von minus 4,3 Millionen Euro im Jahr 2020 auf minus 14,0 Millionen Euro im Jahr 2021, das Ergebnis des TWL Konzerns von minus 1,5 Millionen Euro (2020) auf minus 15,8 Millionen Euro im Jahr 2021. „Damit verfehlen wir unser Planungsziel deutlich“, betont Feid, „ein Ergebnis, mit dem wir als Vorstand überhaupt nicht zufrieden sein können“. Immerhin hat das Unternehmen rund 24 Millionen Euro der Schulden getilgt, die aus der gescheiterten Wachstumsstrategie 2020 resultierten.
Notwendig sei zudem, dass weiter investiert werden muss, um bei der Versorgungssicherheit, Energieeffizienz und dem Ausbau erneuerbarer Energien als wichtigsten energiepolitischen Aufgaben der kommenden Jahre voran zu kommen. Die TWL investierte im Geschäftsjahr 2021 insgesamt 29,3 Millionen Euro in entsprechende Projekte und ihre Infrastrukturen und plant für 2022 mit Investitionen in Höhe von insgesamt 34 Millionen Euro.
Umfassende Beratung
Gelohnt hat sich laut Mösl schon die Investition von knapp acht Millionen in die IT-Sicherheit nach dem Hackerangriff 2020. Während andere Energieversorger seit Beginn des Ukrainekrieges eine deutliche Zunahme von Hackerangriffen verzeichnen, profitiere man bei der TWL nun von einem hohen Sicherheitsniveau.
Stetig ausgebaut werden sollen nun die Dienstleistungsangebote der TWL. Privat- und Geschäftskunden soll geholfen werden, die Energieeffizienz zu steigern und so auch Kosten zu sparen. Selbst Wallboxen für E-Autos können installiert werden; eine umfassende Energie- und Förderungsberatung auch mit Blick auf Solaranlagen werde aufgebaut.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen_artikel,-ludwigshafen-twl-bilanz-preise-sollen-bis-ende-2023-stabil-bleiben-_arid,1969017.html