Mannheim. Dem Café Anker fehlen für das Jahr 2026 rund 100.000 Euro. Das wird eine Kürzung der Öffnungszeiten von knapp einem Drittel zur Folge haben. Der Gesundheitsausschuss des Gemeinderates hat in seiner jüngsten Sitzung zwar einstimmig die Fortführung des Angebots auf Grundlage der im Haushalt bereitgestellten Mittel beschlossen.
Das sind jeweils knapp 443.000 Euro für die kommenden drei Jahre. Aufgrund der Haushaltslage nicht berücksichtigt werden können allerdings gestiegene Personal- und Sachkosten, was unterm Strich zu einem reduzierten Leistungsangebot führt, das sich in den Jahren 2027 und 2028 noch einmal verschärfen wird.
Mannheimer Café Anker kündigt Personalabbau an
Das Café Anker wurde 2020 im Stadtteil Jungbusch gegründet, um chronisch alkoholerkrankten Menschen in prekären Lebenslagen eine niedrigschwellige und akzeptierende Anlaufstelle zu bieten. „Es macht seinem Namen alle Ehre, insbesondere in stürmischen Zeiten“, würdigte Gesundheitsamtsleiter Peter Schäfer die Einrichtung im Ausschuss.
Die Betreiber des Cafés, Caritasverband und Drogenverein, arbeiten in Abstimmung mit dem Fachbereich Jugend- und Gesundheitsamt, der Polizei, dem Fachbereich Sicherheit und Ordnung, der ZI-Suchtmedizin/Substitutionsambulanz sowie dem Quartiermanagement daran, Betroffene zu stabilisieren und den öffentlichen Raum hinsichtlich des konsumbedingten unangepassten Verhaltens zu entlasten.
Man erbringe damit eine Leistung für die gesamte Stadtgesellschaft, schreiben Philip Gerber, Geschäftsführer des Mannheimer Drogenvereins, und Regina Hertlein, Vorstandsvorsitzende des Mannheimer Caritasverbandes, in einer Mitteilung: „Die Entlastung der Rettungsdienste während der Öffnungszeiten des Café Ankers hat uns besonders zu Anfang überrascht. Es zeigt beispielhaft eindeutig die Wirksamkeit des Angebotes.“ Man werde nun aber Personal abbauen und Öffnungszeiten streichen müssen. „Leidtragende werden vor allem die betroffenen Menschen sein, aber auch die Stadtgesellschaft“, so die beiden Träger.
Ausweitung des Angebots im Mannheimer Café Anker von Experten empfohlen
Den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Cafés dankten die Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen im Ausschuss. „Für Ihren Einsatz und für Ihre Haltung den Menschen gegenüber“, formulierte es Regina Jutz von den Grünen. Die Stadträtin bat darum, den Ausschuss darüber zu informieren, wie die Kürzungen erfolgen und welche Auswirkungen sie haben. „Geradezu paradox“ erscheine die Reduzierung des Leistungsangebots, werde doch von Experten sogar eine Ausweitung empfohlen, so CDU-Stadtrat Christian Hötting: „Aber wir müssen uns den Realitäten beugen.“ Von einer „chronisch unterfinanzierten Stadt“ sprach Dennis Ulas von den Linken. Gerade für soziale Projekte sei zu wenig Geld da.
„Wir sind glücklich, dass wir den Betrag überhaupt aufrecht erhalten können. Auch wenn wir eine Dynamisierung und Ausweitung bräuchten“, sagte Bürgermeister Dirk Grunert. Volkswirtschaftlich rechne sich das Café Anker, aber es zahle leider nicht direkt bei der Stadt Mannheim ein.
Ein Konzept, wie das Leistungsangebot gekürzt wird, gibt es noch nicht. „Aber es stehen alle Zeiten zur Disposition, von montags bis samstags“, so Philip Gerber. Aktuell umfassen die Öffnungszeiten des Café Anker 49 Wochenstunden.
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