Kommunalpolitik

Mannheimer Bürgermeister Volker Proffen: Der Neue aus der Wirtschaft

Volker Proffen übernimmt am 2. Oktober das Amt des Bürgermeisters für Finanzen und Sicherheit in Mannheim. Ein Gespräch, warum er aus der Wirtschaft in die Politik geht, wie er sich vorbereitet - und wer den Job im Moment macht

Von 
Timo Schmidhuber
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Will dazu beitragen, dass es in Mannheim „in die richtige Richtung geht“: der Dezernent Volker Proffen. © Lisa Uhlmann

Es ist gerade einiges los bei Volker Proffen. Im Moment arbeitet der 44-jährige zweifache Familienvater noch als Leiter Regierungsangelegenheiten bei Südzucker - gleichzeitig bereitet er sich auf sein neues Amt vor. Am 2. Oktober wird er Bürgermeister für Finanzen, Sicherheit, Katastrophenschutz und öffentlichen Nahverkehr in Mannheim. Diese Stelle macht Oberbürgermeister Christian Specht derzeit quasi nebenher noch mit - vor seiner Wahl zum Stadtoberhaupt war das ja 16 Jahre lang sein Job gewesen.

Proffen arbeitet sich aktuell in das Themenfeld des Dezernats ein, wie er erzählt. Er lese Präsentationen und Vorlagen, führe Gespräche in der Verwaltung und nehme sich dafür auch den einen oder anderen Tag bei seinem Arbeitgeber frei - wie an diesem Tag bei seinem Besuch in der „MM“-Redaktion.

Kritik am „Cheflobbyisten“

Gleich an seinem dritten Arbeitstag als Bürgermeister, dem 5. Oktober, steht ein wichtiges Thema auf der Tagesordnung des Gemeinderats: das Einbringen des Haushalts fürs kommende Jahr. Normalerweise halten Kämmerer und Oberbürgermeister da jeweils eine Rede. Dieses Mal wird Specht das - weil Proffen erst kurz zuvor sein Amt antritt - in einer Rede allein erledigen.

Ob es für Proffen ein Vorteil ist, wenn sein Chef Specht den eigenen Job jahrelang selbst gemacht hat? Schließlich hat der jede Menge Erfahrung und kann unterstützen. Oder ist es, ganz im Gegenteil, ein Nachteil, weil der Chef dann ständig reinredet? Der designierte Kämmerer bleibt im „MM“-Besprechungszimmer entspannt. „Ich habe keine Befürchtung, dass sich Christian Specht mehr einbringt als ein OB, der nicht zuvor Kämmerer war.“ Er wolle dem Amt seinen eigenen Stempel aufdrücken.

Wunsch nach „soliden Finanzen“

Die Nominierung des Südzucker-Managers und CDU-Ortsverbandsvorsitzenden für die Bürgermeister-Stelle hatte im Juli für Aufsehen gesorgt. Die CDU-Fraktion, die gemäß der Absprache zwischen den drei großen Fraktionen im Gemeinderat das Vorschlags- und damit de facto auch das Besetzungsrecht hatte und ihn nominierte, freute sich, dass sie einen Vertreter aus der Wirtschaft zum Wechsel in die Politik bewegen konnte. Die LI.PAR.Tie-Fraktion dagegen erklärte mit Blick auf Proffens Tätigkeit bei Südzucker, dass jetzt der „Cheflobbyist für ungesunde Ernährung“ ein Dezernent werde.

Bei seiner Wahl im Gemeinderat erhielt der Neckarauer 71 Prozent der Stimmen. Manche bewerteten das gerade mit Blick auf die Vereinbarung zwischen den Fraktionen als mäßiges Ergebnis. Proffen selbst ist zufrieden damit. „Das ist voll im Rahmen der Erwartungen“, sagt er. „Schließlich gab es außer mir ja noch drei andere qualifizierte Bewerber.“

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Oft geht der Weg von der Politik in die Wirtschaft - die andere Richtung ist seltener. „Für mich als Mannheimer ist das eine großartige Gelegenheit und eine hohe Aufgabe, Mannheim mitzugestalten und dafür zu sorgen, dass es in Mannheim in die richtige Richtung geht“, begründet Proffen seinen Schritt. Und was ist die richtige Richtung? Es müsse Arbeitsplätze geben, die ein Auskommen schafften, außerdem müsse die Stadt einen hohen Freizeitwert bieten, erklärt der designierte Bürgermeister. Er nennt zudem zwei Punkte, die seine künftige Zuständigkeit betreffen. Die „richtige Richtung“ bedeute auch „solide Finanzen“ und eine Stadt, „in der Menschen sich wohl- und sicher fühlen“.

Aber was bedeutet solide Finanzen? Die Stadt Mannheim hat rund 530 Millionen Euro Schulden, dazu kommen nochmal rund 370 Millionen bei den städtischen Eigenbetrieben. Viele Projekte wie zum Beispiel die Theatersanierung sind zuletzt in Eigenbetriebe oder städtische Gesellschaften ausgelagert worden, weil sie im eigentlichen Haushalt gar nicht darstellbar waren. Allzu viel Inhaltliches will Proffen dazu nicht sagen, solange er noch nicht im Amt ist und sich einen richtigen Überblick verschafft hat. Nur so viel: „Wir müssen Großprojekte mit einem realistischen Blick betrachten. Auch die Unterbringung von Projekten in städtischen Gesellschaften hat Grenzen. Denn auch dieses Geld muss man zurückzahlen.“

Kameras für die Sicherheit

Beim Thema Sicherheit verweist Proffen auf die jüngste Erhebung. „Die letzte Sicherheitsbefragung der Stadt hat gezeigt, dass die sich teilweise überlappenden Krisen der vergangenen Jahre das Sicherheitsgefühl der Menschen beeinträchtigt haben.“ Maßnahmen wie etwa die Videoüberwachung trügen jedoch zu einer Steigerung des subjektiven Sicherheitsempfindens bei. „Die Kameras wurden von den Befragten mit der Note 2,3 bewertet, 58 Prozent fühlen sich dadurch sicherer.“

Er wolle dazu beitragen, „dass Mannheim besser funktioniert“, betont der studierte Betriebswirt. Als Beispiel nennt er den Ausbau der Digitalisierung. Da habe sich in Mannheim zwar viel getan. Es sei aber immer noch Luft nach oben, sowohl was die internen Abläufe als auch Leistungen für die Bürgerinnen und Bürger angehe. „Die Zahl der Services in der Stadtverwaltung, die man online erledigen kann, wird sicherlich weiter erhöht werden.“

In seiner Doktorarbeit hat sich der künftige Sicherheitsdezernent mit Nachhaltigkeit und damit auch mit Umweltschutz beschäftigt. Wie bewertet er da die Aktionen der „Letzten Generation“? Er muss nicht lange überlegen. „Klimaschutz ist eine wichtige Aufgabe. Aber es gibt bessere Formen, sich für Klimaschutz einzusetzen, als sich in der Hauptverkehrszeit auf einer Straße festzukleben. Zum Beispiel sich aktiv bei einer der vielen Initiativen einzubringen, die Projekte für den Klimaschutz auf den Weg bringen.“

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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