Mannheim. Es ist eine „durch und durch ungewöhnliche Anwaltspraxis“, sagt Norbert Gross über die Mannheimer Kanzlei Rowedder Zimmermann Hass. 75 Jahre ist sie nun alt und damit die zweitälteste der großen, renommieren Mannheimer Wirtschaftskanzleien. Zum Festakt im Schloss hat sie mit Norbert Gross, Anwalt beim Bundesgerichtshof und Präsident der Europäischen Vereinigung der Anwaltschaften bei den Obersten Gerichtshöfen, einen Redner gewonnen, der „bewusst als Außenstehender“ spricht, wie er betont – und doch die „mutigen Gründer“ wie auch die jetzigen Inhaber lobt.
Eine „absolute Rarität“ sei die Kanzlei schon deshalb, weil es in Deutschland – im Gegensatz zu Großbritannien – kaum so lange bestehende Sozietäten gebe. Als Rowedder, mit nur einem Auge aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt, die Kanzlei 1950 gründet, gibt es in Mannheim noch viele Ruinen vom Krieg. Er und sein Partner Konrad Duden spezialisieren sich von Beginn an auf Wirtschafts- und Gesellschaftsrecht sowie gewerblichen Rechtsschutz. Sie begleiten Unternehmen in der Zeit des Wirtschaftswunders, aber machen sich auch einen Namen als Wissenschaftler – Duden als Mitautor vom Standardkommentar zum HGB, Rowedder als Verfasser des nach ihm benannten Kommentars zum GmbH-Gesetz.
1965 hängt Duden (Enkel des Wörterbuch-Erfinders) die Robe an den Nagel – ein ungewöhnlicher Schritt, wie Gross betont. Duden wird als ordentlicher Professor an die Universität Mannheim berufen und baut als deren erster Dekan die neu gegründete juristischen Fakultät mit auf. Dafür treten Klaus Zimmermann und Peter Hass der Sozietät bei. Heute wird sie von Ralph Landsittel als Senior sowie Andre Haug, Andreas Pentz und Alexander Belz geführt. Und sie sei „eine der auf ihrem Spezialgebiet führenden Kanzleien in Deutschland“, urteilt Norbert Gross, mit „einer messerscharfen Durchdringung“ der Themen.
Dass sie in der Aula im Schloss feiert, hat einen guten Grund. „Wir fühlen uns hier zu Hause“, betont Andre Haug. Schließlich setzen die heutigen Anwälte die Tradition der Gründer fort und engagieren sich stark in der Ausbildung, Landsittel und Pentz als Honorarprofessor und mehrere Kollegen als Lehrbeauftragte. Und so wird das Jubiläum auch mit einem vom Mannheimer Lehrstuhlinhaber Carsten Schäfer geleiteten wissenschaftlichen Symposium gefeiert – aber nicht nur: Zuvor führt Dekan Karl Jung alle Gäste durch die Jesuitenkirche. „Auch gesellschaftliches Engagement und die Verbindung zur Stadt war uns immer wichtig“, so Landsittel.
Nie habe die Kanzlei „nur um des Wachstums willen wachsen wollen“, so Landsittel. Man sei „lieber eine schlagkräftige, spezialisierte Einheit“ für Unternehmens-, Steuer- und Erbrecht sowie Unternehmensnachfolge, ergänzt Haug. Wie die Gründer ist aber auch den heutigen Sozien das berufsständische Engagement enorm wichtig. Landsittel führte 16 Jahre den Mannheimer Anwaltsverein und holte 2018 den Deutschen Anwaltstag nach Mannheim. Andre Haug steht seit zehn Jahren an der Spitze der Rechtsanwaltskammer Karlsruhe und trägt seit sieben Jahren bundesweite Verantwortung als Vizepräsident der Bundesrechtsanwaltskammer.
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