Mannheim. Ihr Alltag ist von Angst und Gewalt bestimmt, meist gepaart mit einer unzureichenden medizinischen Betreuung: Das Los von Frauen in der Armutsprostitution ist nach wie vor auch in Deutschland erschreckend. Darüber sind sich die meisten Fachleute einig. Eine von ihnen ist Julia Wege. Sie hat 2013 die Mannheimer Diakonieberatungsstelle Amalie für Frauen in der Prostitution gegründet.
Amalie - Beratung für Prostituierte
- Seit 2013 berät das Amalie-Team des Diakonischen Werks Frauen in der Prostitution, die aus dem Milieu aussteigen wollen. Leiterin ist seit 2021 Astrid Fehrenbach.
- 2023 fanden 1369 Beratungsgespräche statt. Im Jahr 2024 wurden bis heute mehr als 400 Frauen per Online-Ansprache kontaktiert. Aktuell werden elf Frauen bei der Wohnungs- und Arbeitssuche begleitet.
- Allein in der seit 2016 angemieteten Ausstiegswohnung konnte Amalie bis heute 29 Frauen betreuen.
- Zu den niederschwelligen Angeboten in der Draisstraße 1 zählen das Frauencafé, eine gynäkologische Sprechstunde für Frauen ohne Krankenversicherung und eine Kleiderbörse.
- Weitere Informationen zu der Einrichtung gibt es unter www.amalie-mannheim.de.
Heute ist sie Professorin an der RWU Hochschule Ravensburg-Weingarten und engagiert sich weiterhin im Beirat von Amalie. Am Dienstag, 3. September, ist die Wahl-Mannheimerin um 20.15 Uhr in der ProSieben-Produktion „Jenke Report - Schluss mit Sex gegen Geld in Deutschland?“ als Sachverständige gefragt.
Produktionsfirma von "Jenke Report" geht von drei bis vier Millionen Zuschauern bei ProSieben-Sendung aus
Thema der Sendung ist Prostitution in Deutschland, Tschechien und Frankreich. „Meine Aufgabe besteht darin, verschiedene Szenen fachlich für die Zuschauer und Zuschauerinnen einzuordnen und Hintergründe und Fakten zum Rotlichtmilieu zu benennen“, berichtet die 39-Jährige von den Dreharbeiten mit dem mehrfach ausgezeichneten Regisseur Boris Quatram im ProSieben-Studio in Berlin. Die Produktionsfirma geht von drei bis vier Millionen Zuschauern aus.
In der Sendung spricht Jenke von Wilmsdorff mit Politikern, Sozialarbeitern sowie mit Sexarbeitenden. Und er geht den Fragen nach, wer freiwillig als Prostituierte arbeitet, wie viele Frauen in Deutschland zum Anschaffen gezwungen werden und ob es nicht besser wäre, Prostitution in Deutschland ganz zu verbieten - so wie es Wissenschaftlerinnen wie Julia Wege fordern.
„Die Situation der Armutsprostituierten und der Frauen, die nicht selbstbestimmt in der Prostitution arbeiten, ist weiterhin sehr prekär. Jene Frauen sind weiterhin von Gewalt betroffen und werden unzureichend unterstützt“, versichert die Wissenschaftlerin: „Für diese Zielgruppe setze ich mich weiterhin ein. Und ich fordere eine gesetzliche Veränderung nach dem Nordischen Modell wie zum Beispiel in Schweden oder Frankreich.“
Julia Wege wird als wissenschaftliche Expertin regelmäßig von verschiedenen Gremien angefragt. Sie berät politische Parteien, auch auf Bundesebene, oder unterstützt Ministerien bei fachlichen Fragestellungen. Zuletzt wirkte sie bei dem Wissenschaftspodcast Weekly Wissen zum Thema „Sexarbeit: Ein Job wie jeder andere?“ mit.
Amalie-Gründerin Julia Wege schon mehrfach in TV-Produktionen mit dabei
Julia Wege wurde in der Vergangenheit mehrfach als Expertin für verschiedene TV-Produktionen zum Thema Armutsprostitution interviewt, unter anderen für ARD, ZDF und ARTE. Darüber hinaus engagiert sie sich im Rotary Club Mannheim-Brücke und setzt sich für soziale Projekte in der Quadratestadt ein.
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