Gemeinderat

Mannheimer AfD-Fraktionschef Finkler mit gestrecktem Mittelfinger

In der jüngsten Sitzung des Mannheimer Gemeinderats hielt sich AfD-Fraktionschef Jörg Finkler mehrfach einen gestreckten Mittelfinger vors Gesicht. Er spricht von natürlicher Motorik, wegen der man ihn diffamieren wolle

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Steffen Mack
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Jörg Finkler in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Links Holger Schmid, Fraktionschef der Mannheimer Liste. © Thomas Tröster

Mannheim. Bei seiner Etatrede im Mannheimer Gemeinderat ist Jörg Finkler diese Woche in große Fußstapfen getreten. Der AfD-Fraktionschef forderte für alle städtischen Ausgaben in Anlehnung an die „America first“-Devise des früheren und künftigen US-Präsidenten Donald Trump: „Mannheim zuerst.“ In jener Gemeinderatssitzung nahm Finkler augenscheinlich auch Anleihen bei zwei weiteren Prominenten: Stefan Effenberg und Peer Steinbrück. Der Stadtrat zeigte die meiste Zeit einen ausgestreckten Mittelfinger, den er in unterschiedlichen Positionen vors Gesicht hielt.

Auch von den Presseplätzen aus war die Geste zu sehen. © Steffen Mack

Gemeint fühlten sich vor allem die ihm gegenübersitzenden Grünen. Ihr Fraktionsvize Chris Rihm beschwerte sich in der Sitzung per Mail beim Oberbürgermeister. In einer Pause bat er Christian Specht direkt um ein Eingreifen. Das Stadtoberhaupt sprach Finkler an, doch der erklärte, die kritisierte Handhaltung sei unbeabsichtigt gewesen. Laut Rihm hatte der AfD-Fraktionschef den Mittelfinger schon eine Woche zuvor im Hauptausschuss mehrfach gestreckt. Im nicht-öffentlichen Teil darauf angesprochen, habe er so getan, als wäre nichts.

Der AfD-Fraktionschef spricht von einem Versuch, ihn zu diffamieren

Auf Anfrage teilt Finkler am Donnerstag mit, es handele sich um eine „böswillige Unterstellung“. Grünen-Fraktionschefin Nina Wellenreuther habe die „absurden Vorwürfe“ bereits im Hauptausschuss erhoben. Zu Recht sei der Oberbürgermeister untätig geblieben. „Auch am Dienstag im Gemeinderat hat mir Herr Specht bestätigt, dass er keinerlei beleidigende Geste erkennen konnte.“

Danach gefragt, weist der Sprecher des CDU-Oberbürgermeisters allerdings darauf hin, dass der Sitzungsleiter „zahlreiche Aufgaben hat und verständlicherweise nicht alle Teilnehmer jederzeit im Blick haben kann“. Auch nicht jede Geste. Specht habe Finkler aber sofort auf die Kritik der Grünen angesprochen. Er werde das Thema nun auch in den Ältestenrat einbringen und klären. Dem Stadtoberhaupt sei ein respektvolles und sachorientiertes Miteinander im Gemeinderat wichtig.

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Finkler sieht sich jedoch in der Opferrolle. „Man versucht, mich wegen einer natürlichen Motorik zu diffamieren“, klagt der parteilose Stadtrat. Seine AfD-Mitgliedschaft hat er vor zwei Jahren ohne Angaben von Gründen beendet. Dem Vernehmen nach brachte sie ihm als Polizeibeamtem massiven Ärger ein. Mittlerweile ist er außer Dienst.

Wellenreuther wiederum spricht von der „obszönen Geste während meines Wortbeitrags“ im Ausschuss, die sie direkt thematisiert habe. „Sollte es sich hierbei tatsächlich um die Körperhaltung des Stadtrats der AfD handeln, bin ich umso irritierter.“ Eine solche Geste zeuge selbst dann von Respektlosigkeit und sei im Gemeinderat ganz fehl am Platz.

Grünen-Fraktionsvize erwartet von Specht klare Ermahnung

Rihm meint: „Ich erwarte hier eine klare Ermahnung des Oberbürgermeisters als Sitzungsleiter.“ Der ausgestreckte Mittelfinger habe nicht nur in Richtung der Grünen, SPD und LTK gezeigt, sondern zwischenzeitlich auch zur Dezernentenbank. In seiner Mail an Specht spottet der Fraktionsvize: „Sollte Herr Stadtrat Finkler eine Ergo- und/oder Physiotherapie benötigen, so kann ich geeignete Kontakte gerne herstellen.“

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Anders als Nationalspieler Effenberg vor 30 Jahren muss Finkler indes nicht fürchten, wegen seines Fingerzeigs von einer Fußball-WM nach Hause geschickt zu werden. Im Gegensatz zum Sozialdemokraten Steinbrück vor elf Jahren droht ihm ebenso wenig, mit einer Kanzlerkandidatur zu scheitern.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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