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Mannheim sagt Stadtfest endgültig ab

Von 
Peter W. Ragge
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Eine Menschenmenge, dicht an dicht – das ist das Stadtfest, aber derzeit geht das nicht. Daher wurde auch der Ersatztermin nun abgesagt. © Markus prosswitz

Mannheim. Sie wollte „ein positives Signal für die Rückkehr in die Normalität setzen“ – aber es klappt nicht: Christine Igel, Geschäftsführerin der städtischen Tochter Event und Promotion Mannheim, hat das Stadtfest für 2021 endgültig abgesagt. Schon im März war klar, dass der Traditionstermin Ende Mai nicht zu halten sein würde. Doch nun steht fest, dass sich wegen der Corona-Pandemie die Großveranstaltung auch zu dem geplanten Ersatztermin vom 23. bis 25. Juli nicht realisieren lässt.

Die Veranstaltung war 1991 entstanden, nachdem die Fasnacht wegen des Golfkriegs ausfallen musste. Ihr Ziel war, dass die Schausteller und die Karnevalsvereine Einnahmen erzielen können. Daher wollten Christine Igel und ihr Team auch jetzt wieder alles versuchen, um den Vereinen und Schaustellern diese Chance zu geben. Aber rund 320 000 Besucher, die an den drei Tagen auf die Planken strömen, ein Programm auf fünf Bühnen, dazu Kunsthandwerkermarkt und Kinderfest sind derzeit nicht machbar.

Der für das Stadtfest zuständige Bürgermeister Michael Grötsch bedauert die Absage zwar „sehr“. Auch Igel hat die Entscheidung „schweren Herzens“ getroffen, wie sie sagt. „Uns ist es für alle Beteiligten wichtig, die Gründe so rechtzeitig zu kommunizieren, damit keine falsche Erwartungshaltung entsteht“, so Grötsch. Derzeit lassen die Corona-Regeln ein Fest ohne Besucherbegrenzung in dieser Größe nicht zu, und Igel rechnet nicht damit, dass sich die Vorschriften bis Juli ändern. Eine Besucherbegrenzung würde indes bedeuten, dass man das Veranstaltungsgelände umzäunen und das Publikum an Eingängen zählen sowie kontrollieren müsste. „Das ist im Herzen der Einkaufsmeilen nicht umsetzbar“, so Igel.

„Lockerungen viel zu früh“

Viele Stadtfest-Partner reagieren darauf mit großem Bedauern – aber nicht wirklich überrascht. „An den Ausweichtermin haben wir nicht wirklich glauben können“, so Holger Vatter-Schönthal, der Marketingleiter von Eichbaum. Da die Brauerei jahrelang selbst als Veranstalter fungierte, bevor die Stadt diese Rolle übernahm, sei der Ausfall „für uns ein fehlender emotionaler Moment im Eichbaum-Jahr, ein fehlender Markenanker, der Eichbaum prominent herausgestellt hat“, bedauert er. „Die herumstehenden Ausschankwagen machen jeden Mitarbeiter traurig. Normalerweise wären zu dieser Jahreszeit alle Wagen auf Festen“, seufzt er, doch die Corona-Auflagen wären jetzt so hoch, „das würde jede Wirtschaftlichkeit zunichtemachen“, erklärt er.

Das sieht auch Stefan Hoock so, der Feuerio-Vizepräsident. „Feiern mit Abstand – das wäre schwierig“, so Hoock, der mit seiner Band „Schlagerpiraten“ auch schon auf der Bühne aufgetreten ist. „Auf der Seebühne ist das anders, da kann man für eine begrenzte Zahl von Zuhörern spielen, aber man kann ja nicht den Platz vor einer Bühne oder die ganze Stadt absperren“, so der Feuerio-Vizepräsident. Natürlich sei die Absage bedauerlich, „den Menschen fehlt das Miteinander, den Vereinen die Einnahmen“, so Hoock. „Aber wir stehen absolut hinter der Entscheidung, jetzt eher noch Vorsicht walten zu lassen, als zu früh zu feiern und es dann zu bereuen“.

Das sieht „Löwenjäger“-Vorsitzender Bernd Nauwartat ebenso. „Meiner Meinung nach sind die Lockerungen viel zu früh und viel zu viel auf einmal, und das Verhalten der Bevölkerung zeigt ja auch, dass die Pandemie sehr schnell in Vergessenheit gerät“, kritisiert er. Natürlich fehle dem Verein eine gute Einnahmequelle, „aber lieber schütze ich meine Mitglieder noch einmal und freue mich dann auf das kommende Jahr“, sagt Nauwartat.

„Das macht Sinn“, begrüßt Peter Baltruschat die Absage. Die Inzidenzzahlen in Mannheim hätten sich so erfreulich entwickelt, „da wäre es unverantwortlich, durch eine riskante Entscheidung eine Kehrtwende zu riskieren“, meint der Verantwortliche der Kulturnetz-Bühne. „Man stelle sich mal vor, wenn bei schönem Wetter zig tausende nach Mannheim strömen – wie soll man das nach Hygiene- und Sicherheitsaspekten steuern, ohne dass der lockere Festcharakter verloren geht?“, fragt er. „Ein Stadtfest mitten in den Planken verlangt nach Enge und Nähe“, aber das gehe eben nicht. „An Abstand wäre hier nicht zu denken und Abstandsregeln würden in meinen Augen die Unbeschwertheit der Kinder beim Spielen, Malen und Werken beeinträchtigen“, sagt auch Tilo Bender vom Kinder- und Jugendzirkus „Paletti“, der das Kinderfest organisiert. „Schade, aber vollstes Verständnis“, kommentiert er die Absage. Stephan Schuster vom Schaustellerverband ist „dankbar, dass das Stadtfest weder frühzeitig noch leichtfertig abgesagt wurde und alle Entscheidungsträger alles versucht haben“. Doch ihm sei klar, „dass man die Innenstadt nicht einzäunen und den Besucherstrom nicht erfassen kann“.

Redaktion Chefreporter

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