Tierschutz

Mannheim Käfertal: Fallen gegen Katzenplage aufgestellt

Seit etwa drei Jahren vermehren sich freilaufende Katzen in Mannheim Käfertal unkontrolliert. Jetzt sollen sie eingefangen und umgesiedelt werden. Doch die Methode birgt auch Gefahren für die Tiere

Von 
Katja Geiler
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In Gärten von Anwohnenden sind nun Fallen ausgelegt. Sobald eine Katze gefangen wird, greifen die Menschen schnell ein, dass den Tieren nichts passiert. © Katja Geiler

Mannheim. Im Fall des Cat Hoarding in der Straße Starke Hoffnung im Stadtteil Mannheim-Käfertal regt sich etwas. Die Vorgeschichte reicht etwa drei Jahre zurück. Seit diesem Zeitpunkt beschweren sich die Anwohner rund um das Grundstück, dass die Katzen, die scheu und vernachlässigt wirken, sich immer weiter vermehren, überall ihren Kot hinterlassen und auf schlimme Weise ums Leben kommen.

Der Fachbereich Sicherheit und Ordnung kooperiert jetzt mit drei verschiedenen Tierschutzeinrichtungen und hat Katzenfallen an die Einwohner verteilt.

Fallen stellen Risiko für Hauskatzen und Mütter dar

Etwa sieben Stück sind im Einsatz, doch generell gilt, dass das Aufstellen fachliche Erfahrung braucht. Beim Umgang mit den Fallen kann viel schiefgehen, zum Beispiel kann eine Mutterkatze hineingeraten und zu lange von ihren Kleinen getrennt sein.

Oder Katzen aus anderen Haushalten geraten in die Falle. Hinzu kommt, dass eine halb verwilderte Katze, die in Gefangenschaft gerät, um sich beißt und kratzt, was zu gefährlichen Verletzungen führen kann.

Mit Halsband: Katzen, die bei Menschen wohnen, werden wieder freigelassen. © Katja Geiler

Im Speckweggebiet läuft jedoch alles geregelt ab, denn unter den Anwohnern sind auch Katzenbesitzerinnen und -besitzer, die die Fallen im Auge haben. Geht die eigene Katze hinein, wird sie sofort befreit.

Um die betroffenen Tiere kümmert sich eine Tierärztin der Stadt. „Sollte eine säugende weibliche Katze gefangen werden, wird sie sofort wieder am Fangort freigelassen, um das Leben der Katzenwelpen nicht zu gefährden“, so die Antwort der Stadt auf die Frage nach den Muttertieren. „Wenn ich sehe, dass eine Katze in der Falle ist, lege ich eine Decke darüber, damit das Tier Ruhe hat. Bisher hat keine geschrien, als sie gefangen wurde. Sie sind ausgehungert, und man hat den Eindruck, sie seien dankbar für das Futter in den Fallen“, so eine Anwohnerin, die selbst eine Katze aus dem Tierschutz hat.

Die Betroffene habe inzwischen bemerkt, dass etwas vor sich ginge und behält nun viele Katzen im Haus. „Nun traut sich unsere Amy wieder raus, sie hatte Angst vor den wilden Nachbarskatzen“, fügt die Anwohnerin hinzu.

Bereits 16 Katzen eingefangen

Bis Mitte Mai konnten laut Pressestelle neun Katzen eingefangen werden, eine Woche später waren es laut einem Anwohner bereits 16. Sie wurden untersucht, kastriert und zum Erlebnishof Gerhardsbrunn in die Pfalz gebracht. Dort dürfen sie ein Leben als Freigänger führen. Aufgrund des bisherigen Mangels an Pflege und Betreuung seien sie sehr ängstlich gewesen und mit Flöhen, Zecken und Würmern befallen.

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Da die Besitzerin die Katzen nun verstärkt im Haus hält, stellt sich die Frage, ob man die Tiere nicht direkt dort einfangen könnte. Nähert man sich der zugestellten Veranda hinter dem Haus, nimmt man einen beißenden Geruch wahr, bei dem man sich nicht ausmalen möchte, wie stark er im Hochsommer sein wird.

Auf die Frage, ob die Stadt einen Zugriff bewirken kann, lautet die Antwort: „Die verschiedenen Aktionen stellen eine große logistische und fachliche Herausforderung dar und werden über einen längeren Zeitraum kontinuierlich durchzuführen sein. Die Infektionsschutzbehörde ist in den Sachverhalt eingebunden.“

Tierschützer fordern Katzenschutzverordnung

Für Tierschützerinnen und Tierschützer ist klar: Es wird Zeit für die Katzenschutzverordnung, die eine Kastration beinhaltet, denn bisher hat Mannheim nur eine Kennzeichnungspflicht durch einen auslesbaren Chip.

Die jetzige Verordnung „ignoriert den wichtigsten Teil der Schutzmaßnahmen: die Unterbrechung der Vermehrungskette“, so die Organisation „Politik für die Katz“ über die Situation in Mannheim. Auf der Internetseite des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung, die dem Ersten Bürgermeister und Sicherheitsdezernenten Christian Specht untergeordnet ist, ist von der „Eindämmung der Population freilebender Katzen“ die Rede - was man mit einem Chip kaum erreichen dürfte.

Carmen Fontagnier, Bezirksbeirätin und Tierschützerin ist mit der Lösung nicht zufrieden: „Die ,Katzenschutzrunde‘ mit der Herr Specht sich als Zuständiger auf die Schultern klopft, und nicht nur er, hatte das Ziel, die Verwirklichung des Tierwohlgebots aus Artikel 20a des Grundgesetztes endlich in Mannheim umzusetzen, nur das führt nicht zum Ziel. Dass es in Mannheim viel Katzenleid gibt, sieht man gerade wieder an diesem Fall in Käfertal, daher gibt es keine Ausreden mehr. Katzenschutzverordnung jetzt, in Mannheim!"

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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