Arbeitsmarkt

Mannheim hilft Arbeitslosen bei der Stellensuche

Menschen auf dem Arbeitsmarkt jenseits befristeter Job eine sozial abgesicherte Perspektive eröffnen - dieser Herausforderung stellen sich die Stadt und die Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft. Wie das geht

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Der Servicebetrieb hat neben der Speiseversorgung vor allem Jobs im Bereich Reinigung im Angebot. © Jens Büttner/dpa

Mannheim. Weil der als Stellenbeschaffer gegründete kommunale Servicebetrieb schon lange ein Herzensprojekt des scheidenden Oberbürgermeisters ist, stellt Peter Kurz die GBG-Tochtergesellschaft gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Karl-Heinz Frings und dem Chef des Fachbereichs Arbeit und Soziales, Jens Hildebrandt, vor.

Beflügelt hat die Vision: Männer wie Frauen, die auf Unterstützungsleistungen angewiesen sind, sollen für Tätigkeiten bezahlt werden, die sie tatsächlich erbringen. „Das macht sozial und ökonomisch Sinn“, betont Kurz. Und weil dafür Arbeitsplätze notwendig sind, will die GBG bislang an Fremdfirmen vergebene Aufträge, beispielsweise im Bereich Reinigung, wieder selbst übernehmen. Und dafür ist die Tochtergesellschaft FMD, was für Facility Management Dienstleistungen steht, zu Beginn letzten Jahres gegründet worden.

Wir haben mit 50 Kräften angefangen und sind jetzt bei um die 160 - zu drei Viertel weiblich.
Karl-Heinz Frings Chef Unternehmesgruppe Karl-Heinz Frings

„Wir haben mit 50 Kräften angefangen und sind jetzt bei um die 160 - zu drei Viertel weiblich“, umschreibt Frings den schnellen Aufbau und unterstreicht, dass nicht irgendwelche Jobs auf Zeit vergeben werden. Der kommunale Servicebetrieb bietet Stellen, die nach einer üblichen Probezeit unbefristet und obendrein tarifrechtlich abgesichert sind.

Reinigung als Arbeitsfeld

Die FMD hat beispielsweise die Reinigung von 20 Mannheimer Schulen übernommen. Und weil zur GBG-Unternehmensgruppe die vier Altenpflegeheime der Stadt Mannheim gehören, sollen dort Beschäftigte des kommunalen Servicebetriebes für Reinigung und die Speiseversorgung eingesetzt werden. „Natürlich bieten wir auch Qualifizierung“, erklärt Jens Hildebrandt und verweist auf zahlreiche Fördertöpfe speziell für Menschen, die wieder in den Beruf gebracht werden sollen - und zwar dauerhaft. Frings betont, dass Reinigungsarbeiten mehr verlangen als Putzen. Beispielsweise gelte es, die umfangreichen Hygienevorschriften in Pflegeeinrichtungen zu beachten. „Und nicht jedes Putzmittel kann für jedes Material verwendet werden.“

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Der Servicebetrieb, der städtische Dienstleistungen bündelt, soll vor allem dazu beitragen, dass die sogenannten „Aufstocker“ aus dem Leistungsbezug herauskommen - weil häufig Teilzeitjobs nicht zum Leben reichen und deshalb noch ergänzende Grundsicherung notwendig ist. Deshalb sollen die vermittelten Tätigkeiten die Option einer späteren Vollzeitstelle eröffnen.

Kooperation mit dem Jobcenter

„Planungssicherheit“, das sei für Menschen, die seit Jahren nur irgendwelche schlecht bezahlten Jobs auf Zeit bekommen „wie ein Sechser im Lotto“, so der Leiter des Fachbereichs Arbeit und Soziales, Hildebrandt. Über eine enge Kooperation mit dem Jobcenter solle eine gute Reichweite des Projekts gewährleistet werden. In der Praxis überlegen nämlich die jeweiligen Fallmanager, wer für was in Fragen kommen könnte und schlagen die Tätigkeiten in Beratungsgesprächen vor.

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Dabei geht es auch darum, sich bei langer Arbeitslosigkeit wieder an veränderte Alltagsstrukturen zu gewöhnen. Wenn eine alleinerziehende Mutter mit mehreren Kindern die Chance bekommt, zunächst Mal 20 Stunden wöchentlich in einer für sie gut erreichbaren Senioreneinrichtung oder Schule tätig zu sein, dann helfe dies auch, zu üben, Familie und Geldverdienen unter einen Hut zu bringen, meint Hildebrandt.

Für ein Leben ohne Leistungsbezug

Der Servicebetrieb will auch dazu beitragen, „illegale Bereiche auszutrocknen“, wie es Frings formuliert. Denn gerade in der Reinigungsbranche und bei Küchendienstleistungen tummeln sich „schwarze Schafe“. Hingegen vermittelt „Facility Management Dienstleistungen“ ausschließlich sozialversicherungspflichtige und tarifgebundene Stellen - mit dem Ziel, ein Leben ohne Leistungsbezug zu ermöglichen.

Als das Gespräch im Mannheimer Rathaus rund um den kommunalen Servicebetrieb bereits zu Ende ist, liegt noch eine Frage in der Luft: Ist dies die letzte Pressekonferenz mit dem noch amtierenden Oberbürgermeister gewesen? Peter Kurz denkt einen Moment nach und nickt. Als Jurist, der alle Möglichkeiten einbezieht, merkt er an: „Das ist jedenfalls meine letzte geplante Pressekonferenz.“

Freie Autorin

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