Q6/Q7

Malaktion in Mannheim: Fantasiewelten blühen mitten im Quadrat

Kleine Künstler haben in Q6/Q7 Regenbogen-Farben leuchten lassen: Mit der Aktion hat der Verein Pro bono rund 12.000 Euro für benachteiligte Kinder erzielt

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Emsiges Treiben im Quadrat: Mit Farbe und bunten Tierfiguren schmücken die kleinen und großen Talente ihre Werke. © Christine Maisch-Bischof

Mannheim. Hellorange leuchten die Strahlen einer kreisrunden Sonnenscheibe über türkisfarbenen Meereswellen, sanft neigt sich eine schattenspendende Palme über honiggelbem Sand. Prüfend gleitet der Blick von Pro bono-Vorsitzendem Thomas Mück über das buntbemalte Papierrechteck: „Mensch, da wäre ich jetzt auch gerne, wie wunderschön.“ Nachwuchskünstlerin Helena lächelt stolz - und auch ein kleines bisschen verlegen. Sie ist eines der knapp 400 Kinder und Jugendlichen, die in der vergangenen Woche einen Raum in Q6/Q7 in eine kunterbunte Atelierwerkstatt verwandelt haben. Eine Aktion, die nicht nur den Mädchen und Jungs unter dem Motto „Kreativ statt digital“ die Gelegenheit bietet, ihre Wünsche und Vorstellungen von liebens- und lebenswerten Mannheimer Quadraten zu Papier zu bringen. Vielmehr erzielt der gemeinnützige Verein „Pro bono - für Kunst und Kind“ rund 12 000 Euro - allein 6000 an Spenden anlässlich des 60. Geburtstags von Thomas Mücks Familie und Freunden - für Malkurse, Zirkus-Workshops und Freizeiten zugunsten von benachteiligten Kindern.

Mit Herz und Leidenschaft dabei

Behutsam verteilt Isabella einige Pinselstriche auf den Wangenknochen des Frauenporträts, das gerade vor ihr Gestalt annimmt. Oh, das ist doch diese Popsängerin, wie heißt die nochmal? „Ja, genau. Ariana Grande“, bestätigt die 15-Jährige Moll-Gymnasiastin, die sich als „Hardcore Fan“ der zweifachen Grammy-Preisträgerin outet. Fast fotografisch exakt lächelt ihr Idol dem Betrachter entgegen. Ob Isabella irgendwie ein Bild abgepaust hat? „Nö, geht ja bei der dicken Unterlage gar nicht“, entgegnet die Schülerin und zeigt, wie sie nur mit einem Foto von Ariana als Vorlage segmentweise das Porträt gestaltet hat. Die besten Freundinnen Paulina und Angelina tolerieren den Musikgeschmack von Isabella, stehen aber eher auf Metal-Rock. „Und Hip-Hop“, ergänzt Angelina, während sie dem abstrakten Frauenwesen auf ihrer Leinwand rote Lichtpunkte ins Haar zaubert.

Der Verein Pro bono

Gegründet wurde der gemeinnützige Verein Pro bono - für Kunst und Kind (KUK) 2014.

Seither organisiert er Kunstprojekte mit Kindern und Jugendlichen. Ziel ist, mit Aktionen, Spenden und Erlösen auf benachteiligte Kinder und Jugendliche aufmerksam zu machen und sie zu fördern.

Zu den Aktionen zählen Projekte mit dem Zirkus Aladin, Rock- und Graffiti-Workshops sowie eine Gala zugunsten von Kindern aus der Ukraine. Das Spendenergebnis seit 2014 ist eine sechsstellige Summe.

Infos und Kontakt: info@probono-kuk.de. mai

Direkt gegenüber verteilt Awa ein paar spärliche, aber leuchtend bunte Farblinien über die weiße Fläche. Bereits seit einer Dreiviertelstunde ist die Zweijährige und damit jüngste Teilnehmerin vom Schoß der Mama aus am Werk. „Sie sehen ja, sie hat Spaß“, versichert die Mannheimerin und gesteht lachend: „Ich auch.“ Inzwischen fotografiert die ehrenamtliche Helferin Astrid Burger die ersten fertigen, auf der Rückseite mit Namen und Adresse versehenen Werke. „Die Kids dürfen sie mit nach Hause nehmen“, berichtet die Betreuerin, die im „wahren“ Leben Shiatsu und Tai Chi unterrichtet und Schmuck designt. Die Fotos werden gesichtet und besonders talentierte Mädchen und Jungs erhalten Malkurse von der „Maldumal“-Schule in M7,14 sowie vom Hofatelier Alexander Bergmann, erzählt Franziska Hofmann. Seit 2014 engagiert sie sich für die Arbeit des Vereins Pro bono und zählt mit der Künstlerin Claudia Selent sowie Uschi und Dirk Wuppermann zum Gründerteam: „Es macht so viel Freude, zu spüren, mit wieviel Herz und Leidenschaft alle mitmachen.“

Manche Bilder erzählen ganze Geschichten

Gleich nebenan mischt der dreijährige Alexander Farben für die Räder seines Monstertrucks. Mama Sonja hilft ein bisschen bei dem dicken Profil der Räder: „Er liebt es, zu malen.“ Genau wie Berfin, die zusammen mit Schwester Dicle ein Blumenbild trockenföhnt: „Damit wir es mitnehmen können und es nicht die Tasche verschmiert.“ Damit ist auch ihre Mutter einverstanden, die Sükran heißt: „Das bedeutet zu Deutsch so viel wie die Dankbare. Und das bin ich auch“, betont die Kurdin. Schließlich sei nicht nur die Aktion „einfach super“, biete ihr auch mal die Gelegenheit, allein zu shoppen, währen die Töchter „etwas Schönes machen und mal weg sind vom I-Pad“. Sie sei auch dankbar für ihr Leben in Deutschland, weit weg von allen politischen Repressalien, frei zu sprechen wie man möchte. „Und die Musik zu hören, die uns gefällt“, versichert die Kurdin und erzählt, wie einst in ihrer Heimat das Militär an die Haustür gepoltert habe, während ihre Mutter beim Backen den Song einer kurdischen Band hörte. Geistesgegenwärtig habe die Mutter die Kassette blitzschnell in den Teig eingeknetet. „Die haben alles durchsucht, aber nix gefunden“, erzählt sie lachend.

Und obwohl sie sich in der Neckarstadt sehr wohl fühlen, wie die Eltern von der vierjährigen Nicolina und der großen Schwester Helena erzählen, „so freuen wir uns jetzt doch auf ein paar Tage Ferien bei Oma und Opa in Kroatien“, gesteht Papa Alexander, der mit seinen Mädels gerne kreativ ist: „Wir malen zuhause ganz oft zusammen.“

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Inzwischen erklärt die zehnjährige Mina, was die Kamera und die geheimnisvolle, schemenhafte Person auf ihrem Gemälde bedeuten. Thomas Mück ist fasziniert: „Manche Bilder erzählen ganze Geschichten.“ Mama Bayramsa hat derweil in Ruhe ein paar Sachen besorgt: „Und da kommt gerade mein Mann.“ Der Vater der Anne-Frank-Realschülerin aus Ludwigshafen ist extra gleich nach der Arbeit zu seinen Mädels gefahren: „Ich bin müde und geh jetzt nach Hause, aber ich nehme schon mal das Bild und ein paar Einkäufe mit, damit die beiden die Hände frei haben zum Shoppen.“ Was für ein netter Papa.

Pläne für die nächste Aktion gibt es auch schon

„Und was für großzügige Spender“: Thomas Mück und seine Helfer sind dankbar, dass vom Q6/Q7-Team über die VR-Bank bis hin zu Sallys Küchenfee, Juwelier Nitsch, die Odenwald Quelle, Fontanella sowie zahlreichen Privatpersonen so viele Unterstützer mit am Start sind. Und daher ist jetzt schon klar: „Vor Weihnachten machen wir unter dem Motto „Buntes Leben im Quadrat“ wieder eine Aktion mit Tieren.“

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