Trauerfahrt

Letztes Geleit von Dutzenden Vespas nach tödlichem Unfall in Mannheim

Am 26. Juni verunglückte ein Mitglied des Vespa-Clubs Mannheim bei einem Unfall in Mannheim tödlich. Dutzende Vereinskollegen erwiesen ihm jetzt mit einer Trauerfahrt auf ihren Rollern die letzte Ehre - und erheben Forderungen

Von 
Jan Stößer
Lesedauer: 
Letzte Ehre für ein aktives Vereinsmitglied: Der Vespa-Club Mannheim stellt sich zur Gedenkfahrt auf. © Jan Stößer

Dutzende Vespas auf den Straßen von der Schönau nach Käfertal: Mit einem Geleitzug der besonderen Art erwies der Vespa-Club Mannheim einem verstorbenen Mitglied am Freitag die letzte Ehre. Martin Steudle war am 26. Juni bei einem Verkehrsunfall auf der Schönau ums Leben gekommen. Nach einer Andacht am Unfallort rollten die Vereinsmitglieder in Eskorte zum Käfertaler Friedhof.

Blaulicht

Rollerfahrer stirbt nach Unfall mit Auto in Mannheim

Veröffentlicht
Von
Sophie Brössler/ Helena vollbrecht
Mehr erfahren

Laut Polizei war es gegen 6 Uhr an jenem Mittwoch, als Steudle mit seinem Motorroller Marke Vespa entlang der Lilienthalstraße in Richtung der B 44 unterwegs ist. Ein 30-jähriger Hyundai-Fahrer, der auf der Königsberger Allee die Lilienthalstraße überqueren will, übersah den von rechts kommenden 45-Jährigen. Auf der Kreuzung erfasste der Autofahrer den Rollerfahrer mit der Beifahrerseite. Dadurch wurde Steudle lebensgefährlich verletzt und erlag seinen Verletzungen noch an der Unfallstelle. Die Ampeln an der Kreuzung sollen zu diesem Zeitpunkt noch ausgeschaltet gewesen sein. Der genaue Unfallhergang ist nach wie vor Gegenstand der Ermittlungen, die vom Verkehrsdienst Mannheim geführt werden.

„Ein herzlicher Mensch, der für das Hobby Vespa brannte“

In seiner Ansprache an der Unfallstelle würdigte Mario Willkomm, Zweiter Vorsitzender und Kassenwart des Vespa-Clubs, die Verdienste des verstorbenen Vereinskollegen. Martin Steudle war innerhalb der Szene überaus aktiv, fungierte als Vorstand des Vespa-Veteranen-Clubs Deutschland und baute nicht zuletzt über die Jahre unzählige Kontakte zu Markengefährten auf, von denen auch das Mannheimer Vereinsleben maßgeblich profitiert. Willkomm resümierte: „Martin war ein so herzlicher Mensch, der für das Hobby Vespa brannte. Er war auf fast jedem Event zugegen und das stets gemeinsam mit seiner Frau Mary. Die beiden waren seit fast 25 Jahren ein Paar. Er wird uns allen so sehr fehlen und hinterlässt eine unausfüllbare Lücke in unseren Herzen.“

Am Unfallort an der Kreuzung Lilienthalstraße/Königsberger Alle auf der Schönau wurde eine kleine Gedenkstelle für Martin Steudle eingerichtet. © Jan Stößer

Nach anfänglicher Ablehnung des Anliegens des Vespa-Clubs, die Fahrt im Verbund von etwa 50 Motorrollern von der Unfallstelle zum Friedhof zu unternehmen, wurde dem Verein dann doch die Unterstützung von der Stadt zugesagt. Die Polizei übernahm die Absicherung der aus formellen Gründen als Demonstration angemeldeten Veranstaltung. Vom Mannheimer Verein hatten sich etwa 25 Mitglieder mit ihren Gefährten zur Andacht versammelt. Hinzu stieß etwa die gleiche Anzahl an Mitgliedern auswärtiger Vereine, etwa aus der Pfalz und München.

Vespa-Fahrer fordern, die Ampel 24 Stunden in Betrieb zu lassen

Sie alle wollten mit dem Besuch der Unfallstelle auch ganz gezielt die Kreuzung Königsberger Allee/Lilienthalstraße in den Blickpunkt rücken. Die Vespa-Fahrer fordern, dass die Ampelanlage auch nachts, also 24 Stunden, in Betrieb bleibt.

Im Anschluss an die Zusammenkunft an der Unfallstelle erwiesen die Rollerfahrer ihrem verstorbenen Vereinsmitglied die letzte Ehre, indem sie, von der Polizei flankiert, in Eskorte durch die Straßen Mannheims ihrem Ziel in Käfertal entgegensteuerten, um an der Trauerfeier und der Beisetzung teilzunehmen. Viele der Beteiligten des Trauerzuges trugen neongelbe Warnwesten, was dem Geleitzug nicht nur ein einheitliches Bild verlieh, sondern auch ein zentrales Anliegen des Vereins - die Sicherheit im Straßenverkehr - sichtbar machte.

Neongelbe Warnwesten mit dem Clublogo für mehr Sichtbarkeit. © Jan Stößer

Weil der verunglückte Vespa-Fahrer wohl schlicht von dem Autofahrer übersehen worden sei, so der Verein, habe man neongelbe Warnwesten mit dem Clublogo in Auftrag gegeben. Die wurden im Rahmen der Andacht an die Fahrer der Vespa-Flotte verteilt. Mario Willkomm resümierte: „Wir sind sicher, dass dies ein ganz wichtiger Sicherheitsaspekt für alle Zweiradfahrer ist, der zudem kostengünstig umzusetzen ist. Des Weiteren möchten wir Zweiradfahrer dazu ermutigen - auch am Tag - eine Warnweste zu tragen, da dies eine grundlegender Ausrüstungsgegenstand ist, um für andere Verkehrsteilnehmer optisch präsent zu sein.“ Sein Dank für die Unterstützung der Trauerfahrt galt auch der Mannheimer Verkehrsbehörde und dem Fachbereich Sicherheit und Ordnung.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen