Unterricht

Lehrkräfte-Situation in Mannheim bleibt angespannt

Wenn am Montag das neue Schuljahr beginnt, gibt es altbekannte Probleme. Die Lehrerversorgung bleibt angespannt, auch wenn in Mannheim nahezu alle ausgeschriebenen Stellen besetzt werden konnten

Von 
Bertram Bähr
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Am Montag beginnt in Baden-Württemberg wieder die Schule – allein in Mannheim mit 2945 neuen Erstklässlerinnen und Erstklässlern. © dpa

Mannheim. Die Hoffnung stirbt zuletzt. „Ich hoffe, dass es mit der Lehrerversorgung gut läuft und dass wir von einer größeren Grippe- oder Krankheitswelle verschont bleiben“, sagt Thorsten Papendick. Zunächst einmal aber hofft der Vorsitzende des Mannheimer Gesamtelternbeirats mit Blick auf das neue, am Montag beginnende Schuljahr, „dass wir einen guten Start haben“.

Davon geht Sabine Hamann aus. Im Grundschulbereich seien „alle ausgeschriebenen Stellen besetzt“, sagt die Direktorin des Staatlichen Schulamts Mannheim am Freitag im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“. Und bei Vertretungslehrkräften stehe man gar „deutlich besser da als im vergangenen Jahr“.

Mehr Vertretungslehrkräfte zur Verfügung

Damals waren schon zu Schuljahresbeginn rund zwei Drittel der die Vertretungskräfte für den Regelunterricht eingeplant. Heißt: Größere Krankheitswellen, die nicht ausblieben, waren nur noch mit Mühe aufzufangen. In diesem Jahr stünden „erstaunlicherweise“ noch mehr Vertretungslehrkräfte zur Verfügung – bei den weiterführenden Werkreal- und Realschulen allerdings tendenziell mehr als im Grundschulbereich.

Am unteren Ende der Skala rangieren aber einmal mehr die Förderschulen. Zumindest in Mannheim sei der Unterricht ab Montag sichergestellt. Allerdings seien hier bereits „ab dem ersten Schultag alle Vertretungslehrkräfte zu 100 Prozent im Einsatz“, sagt Hamann. Heißt: Schon bei einem einzigen Krankheitsfall wird es schwierig. „Die Gesamtsituation ist angespannt“, räumt Sabine Hamann ein. Immerhin: Der – insgesamt eingeschränkte – Ganztagsunterricht an Eugen-Neter- und Hermann-Gutzmann-Schule sei vorerst gewährleistet.

Lage bleibt schwierig

Besonders problematische Verhältnisse hatte es im vergangenen Schuljahr an der Eugen-Neter-Schule für geistige Entwicklung gegeben, wo der Unterricht phasenweise sogar mehrere Tage lang ausfallen musste. Für sie und auch für die Martinsschule in Ladenburg wurden deshalb zwei neue Abteilungsleiterstellen ausgeschrieben. Für alle vier Stellen lägen Bewerbungen vor, teilt Sabine Hamann mit. Die Besetzungsverfahren fänden zurzeit statt, so dass mit einem baldigen Einsatz gerechnet werden könne.

Dass die Lage schwierig bleibt, davon geht selbst das Kultusministerium aus. Auch in diesem werde sich „die Situation an den Schulen nicht entspannen“. Zu dem demografisch bedingten Anstieg der Schülerzahlen komme noch eine hohe Zahl an Schutzsuchenden. Die beiden Entwicklungen schlagen sich auch in Mannheim nieder, vor allem im Grundschulbereich, wo die Zahl der Schüler um 426 auf 10 591 ansteigt.

Flächendeckendes Lesekonzept

Um die regulären Kräfte zu unterstützen, hat das Kultusministerium schon im vergangenen Jahr Pädagogische Assistentinnen und Assistenten eingestellt – nach Angaben aus Stuttgart in Grund-, Haupt- und Werkrealschulen 586 Kräfte, deren Arbeitszeiten sich auf 267 Vollzeitstellen summieren. Im neuen Schuljahr sollen die Kräfte verdoppelt werden. Bei knapp 3300 Schulen im Land ist das pro Schule rein rechnerisch allerdings sehr überschaubar.

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Sehr überschaubar sind auch die Mittel, die in ein Modellprojekt mit dem sperrigen Namen „sozialindexbasierte Ressourcenzuweisung“ fließen. Dahinter steckt der Gedanke, dass Schulen in besonders schwieriger Lage mehr Mittel zur Verfügung haben sollen als andere.

Bei dem Modellprojekt ist auch Mannheim mit im Boot, nach Angaben von Sabine Hamann mit fünf Grundschulen. Das Budget, das sie für ein Schuljahr erhalten, liegt bei 10 000 Euro, also einem Bruchteil der Kosten einer Personalstelle.

Spezielle Leseförderung verbindlich

Insgesamt sieht sich Angela Speicher in diesem Jahr personell vom Schulamt „gut versorgt“. Die Rektorin der Johannes-Kepler-Grundschule ist zugleich Geschäftsführerin dieser Schulart in Mannheim. Und sie steht außerdem einer Schule vor, die schon im dritten Jahr das standardisierte Landeskonzept „BiSS“ („Bildung durch Sprache und Schrift“) anwendet.

Ab dem neuen Schuljahr wird spezielle Leseförderung in allen Grundschulen verbindlich. Methoden wie „Lautlese-Tandems“ sollen überall in den regulären Unterricht integriert werden. Mehr Personal gibt es dafür nicht, aber das sei auch kein Problem, so Speicher. Bei ihr hospitieren auch Lehrkräfte anderer Schulen, um das „BiSS“-Konzept kennenzulernen.

Personell gut aufgestellt sieht sich sowohl Johanna-Geissmar-Direktor Roland Haaß, Sprecher der Mannheimer Gymnasien, als auch der Geschäftsführer der beruflichen und Leiter der Carl-Benz-Schule, Klaus Zeimer. Angesichts des Fachkräftemangels freut ihn besonders, dass in der dualen Ausbildung „ein gewisser Aufwärtstrend zu erkennen“ sei. Immer mehr Abiturienten seien offen für eine berufliche Ausbildung.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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