Der Fachkräftemangel im Kinderbetreuungsbereich ist zum Start ins neue Kindergartenjahr unverändert groß. In 19 von 55 Häusern sei die Situation „als kritisch zu bewerten“. Das teilte Andreas Müller, kommissarischer Leiter des städtischen Fachbereichs Tageseinrichtungen für Kinder, in der jüngsten Sitzung des Bildungs- und Jugendhilfeausschusses mit. Zwar hätten rund 100 Personen mit praxisintegrierter Ausbildung, Anerkennungspraktika und Direkteinstieg begonnen: „Dennoch haben wir derzeit 40 Vollzeitstellen unbesetzt“, sagte Müller.
Dadurch komme es „leider weiterhin zu situativen und kurzfristigen Betreuungseinschränkungen“. Es werde immer schwieriger, entstehende Lücken durch Krankheiten oder Schwangerschaften mit Springkräften zu schließen. So habe die Stadt in sieben ihrer 55 Einrichtungen die Randzeitenbetreuung einschränken müssen, „und zwar bis auf Weiteres“. Die Situation bei den großen konfessionellen Trägern sei „ähnlich prekär“.
Werden den Eltern zumindest anteilig die Kosten erstattet, wollte Kathrin Kölbl (FDP/MfM) wissen. Das, so Andreas Müller, sei „von Träger zu Träger unterschiedlich“. Die Satzung der Stadt regle, dass generell Gebühren „eigentlich nicht zurückerstattet“ würden. Aber wenn zwischen Angebot und Geldleistung „eine starke Diskrepanz herrscht, über einen langen Zeitraum hinweg, sind wir von Amts wegen verpflichtet, Anteile der Gebühren zurückzuerstatten“, teilte Müller mit. Die Ausfälle müssten allerdings mehrere Wochen andauern. Das sei bisher „in zwei von sieben Häusern, in denen wir die Randzeiten reduzieren mussten“, der Fall. Dort habe man Eltern anteilig Geld zurückerstattet.
Zusätzliches Geld für Schulbau
Unter anderem der Fachkräftemangel wirkt sich auch im Schulbaubereich aus. Deshalb sind inzwischen Kostenüberschreitungen bei den städtischen Projekten fast schon Normalität. Entsprechend musste sich der Bildungsausschuss gleich mit vier Vorlagen der Verwaltung auseinandersetzen, in denen es um Mehrausgaben für schulische Bauprojekte geht.
Insgesamt handelt es sich um zusätzliche rund 2,6 Millionen Euro an Ausgaben, für die sich die Ausschussmitglieder einstimmig aussprachen. Das letzte Wort hat in einem Fall der Gemeinderat am 5. Oktober und in drei Fällen der Hauptausschuss am 17. Oktober. Solche Themen, kündigte Bürgermeister Dirk Grunert an, „werden uns auch noch in folgenden Ausschusssitzungen beschäftigen“.
Mehr Lohn für Tagespflege-Eltern
Aktuell ging es um Brandschutzsanierungs-Maßnahmen an der Justus-von-Liebig-Schule (JvL) selbst und in deren Außenstelle auf der Vogelstang, um Brandschutz- und Fassadensanierung an der Johannes-Kepler-Schule in K 5 und um die Instandsetzung und Erneuerung der Räume für physikalische Chemie an der Heinrich-Lanz-Schule in der Neckarstadt. Erstmals seit Januar 2019 erhöhen sich die laufenden Geldleistungen für Kindertagespflegepersonen – und zwar um einen Euro pro Stunde. Künftig gibt es für Kräfte, die Kinder unter drei Jahren betreuen, zusätzlich zur Sachkostenerstattung 7,50. Die Vergütung bei Kindern über drei Jahren – das ist eher die Ausnahme – beträgt jetzt 6,50 Euro pro Stunde.
Empfohlen hat die höheren Sätze im Frühjahr der Kommunalverband Jugend- und Soziales (KVJS) sowie der Städte- und Landkreistag Baden-Württemberg – und zwar rückwirkend zum 1. Januar. Im Bildungsausschuss im Juni hatte die Stadt allerdings präferiert, die Vergütung erst zum 1. Juli zu erhöhen. Dem widersprachen die Sprecherinnen und Sprecher mehrerer Fraktionen – CDU, Grüne, Li.Par.Tie und SPD formulierten dementsprechend nach der Sitzung nahezu gleichlautende Anträge mit dem Ziel der rückwirkenden Vergütung.
Dem trug die Verwaltung jetzt mit einer überarbeiteten Vorlage Rechnung, die die Zahlung der höheren Stundensätze ab dem 1. Januar 2023 vorsieht. Die dadurch entstehenden Mehrkosten in Höhe von 180 000 Euro billigte der Jugendhilfeausschuss einstimmig. Das Land erstattet für Kinder unter drei Jahren 68 und für Kinder über drei Jahren 50 Prozent der Kosten für die Kindertagespflege.
Für die Mittagsverpflegung an Mannheimer Schulen wurde bisher in den meisten Fällen eine pauschale monatliche Verpflegungsgebühr erhoben. Dieses Bestellsystem soll nun flexibilisiert werden – entsprechend dem System, das schon jetzt in Ganztagsschulen angewandt wird. Künftig sollen alle tageweise bestellen können. Der Ausschuss sprach sich einstimmig für diese Regelung aus, das letzte Wort hat am Donnerstag, 5. Oktober, der Gemeinderat.
Mittagessen-Bestellung flexibler
„Wir hoffen, dass das insgesamt zu einer Erleichterung und Verbesserung für die Eltern führt“, begründete der städtische Bildungs-Fachbereichsleiter Lutz Jahre die Neuerung, die zum 1. Januar 2024 in Kraft treten soll. Die Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler, ihr Mittagessen zukünftig selbst über das Onlineportal des Caterers zu bestellen, trage „zu einem nachhaltigen und effizienten Umgang mit Lebensmitteln bei“. Denn die erforderlichen Warenmengen könnten „bereits beim Bestellvorgang bedarfsgenau berechnet und angefordert“ werden. Das trage dazu bei, „Lebensmittelabfälle auf ein Minimum zu reduzieren“.
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