Schönau

Kundgebung „Gerechtigkeit für Ertekin“ abgesagt

Familie des Verstorbenen verschiebt aufgrund der Messeratacke auf dem Marktplatz ihre Erklärung

Von 
Valerie Gerards
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Kerzen und Blumen erinnerten nach den tödlichen Schüssen in der Johann-Schütte-Straße an den folgenreichen Polizeieinsatz. © Michael Ruffler

Die Staatsanwaltschaft Mannheim hat das Verfahren gegen einen Polizisten nach den tödlichen Schüssen auf der Schönau eingestellt (wir berichteten). An diesem Samstagabend sollte eigentlich eine Kundgebung am Ort des Geschehens in der Johann-Schütte-Straße stattfinden, bei der sich die Familie zur Entscheidung der Staatsanwaltschaft äußern wollte. Die Kundgebung wurde jedoch kurzfristig abgesagt: Nach der Messerattacke auf dem Mannheimer Marktplatz sei dies nicht der richtige Zeitpunkt für die Kundgebung, teilte die Familie des Verstorbenen Ertekin Ö mit.

In der Straße, in der am 23. Dezember vergangenen Jahres die tödlichen Schüsse gefallen sind, sitzt Emrah Durkal, Vertrauter der Familie und Sprecher der „Initiative 2. Mai“, die sich nach dem tödlichen Polizeieinsatz am Marktplatz vom 2. Mai 2022 gegründet hatte und Polizeigewalt kritisiert, in seinem Auto. Er spricht mit den Menschen, die vereinzelt vorbeikommen und fragen, warum die Kundgebung „Gerechtigkeit für Ertekin“ an diesem Abend nicht stattfindet. „Wegen gestern“, sagt er, und alle wissen sofort, worauf er anspielt.

Äußerungen des Respekts gegenüber Polizeibeamten

Direkt ihm gegenüber, in einer Parkbucht auf der anderen Straßenseite, sitzen Polizeibeamte in einem Mannschaftswagen. Durkal zeigt hinüber. „Wir kritisieren Polizeigewalt, die von einzelnen ausgeht, und die sind trotzdem hier, um uns zu beschützen“, sagt er, und in seiner Stimme schwingt Respekt mit. Auch wenn er Polizeigewalt anprangert und die Entscheidung der Staatsanwaltschaft, das Verfahren einzustellen, kritisiert: Polizeibeamte hätten keinen „dankbaren, sondern einen gefährlichen Job“. Die Gewalt, die sich derzeit vielfach in der Gesellschaft Bahn breche, verurteilt er hart, ebenso wie den Messerangriff auf dem Marktplatz, bei dem ein Polizist getötet und fünf Menschen sowie der Attentäter zum Teil schwer verletzt wurden. „Unter diesen Umständen, will die Familie von Ertekin keine Kundgebung. Sie schließen den Polizisten in ihre Gebete ein und wünschen seinen Angehörigen viel Kraft.“

Protestaktion für autofreie Quadrate ebenfalls ausgefallen

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Ebenfalls wegen des Messerangriffs abgesagt haben Mannheimer Befürworter einer Verkehrswende eine Protestkundgebung auf dem Paradeplatz in Höhe Kunststraße – also „genau da, wo am 13. März 2023 der Verkehrsversuch unter fragwürdigen Gründen vorzeitig beendet wurde“, heißt es in einer Mitteilung. Eigentlich hatten die Organisatoren vorgehabt, mit Fahrrädern, Bobbycars, symbolischen Traktoren, Snacks, Spielen und guter Laune „die Straße wieder zugänglich zu machen für mehr Menschen“. Auch Redebeiträge waren geplant.

Freie Autorin

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