Stunde der Erde

Klima- statt Kunstprojekt: Erwärmungsstreifen verkleiden Haltestelle in Mannheim

Die Klimaschutzagentur Mannheim macht mit Erwärmungsstreifen auf den Temperaturanstieg in Baden-Württemberg aufmerksam. Das Geländer an der Haltestelle Kunsthalle zieht die Blicke auf sich - auch die Polizei schaute vorbei

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Julius Paul Prior
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Kein Kunstprojekt: Am Geländer an der Haltestelle Kunsthalle stellen Klimastreifen die Temperaturveränderung in Baden-Württemberg dar. © Julius Prior

Mannheim. In den vorbeifahrenden Bahnen drehen sich die Köpfe, an der Ampel ist die Aufmerksamkeit nicht auf das Ampellicht, sondern auf das Geländer neben den Gleisen an der Haltestelle Kunsthalle gerichtet. Hier bringt ein Team der Klimaschutzagentur Mannheim am Freitagmittag blaue und rote Streifen aus Stoff an. Sie stellen den Klimawandel anhand der Temperaturveränderung in Baden-Württemberg seit 1881 dar.

„Ich finde, das ist eine sehr gute Idee, um Aufmerksamkeit für den Klimawandel zu schaffen“, sagt Ole, der gerade vom Wasserturm in die Innenstadt läuft. „Wir haben das schon von Weitem gesehen und uns gefragt, was das ist“, fügt Natalie an, die ihn begleitet. Auf dem Weg zur Haltestelle oder beim Warten auf das grüne Männchen an der Ampel lesen viele Menschen die kurze Erklärung, die auf Bannern neben den sogenannten Erwärmungs- oder Klimastreifen angebracht ist.

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„Wir wollen zeigen, dass der Klimawandel schon angekommen ist“, erklärt Magdalena Schlenk, Referentin für Nachhaltigkeit in der Klimaschutzagentur, die die Aktion organisiert. Die blauen und roten Streifen stellen jeweils die durchschnittliche Temperatur eines Jahres dar. Ein hellblauer Streifen visualisiert ein kaltes Jahr, ein dunkelroter Streifen ein heißes.

Hawkins-Modell regional

Die Infografik, mit der der Temperaturverlauf sichtbar wird, wurde vom britischen Klimaforscher Ed Hawkins entwickelt. Besonders in den vergangenen 30 Jahren färbt sich die Grafik weltweit in ein immer dunkler werdendes Rot.

Die Klimaschutzagentur hat Hawkins Modell regional angewandt: „Das sind tatsächlich die Temperaturen hier vor Ort, in Baden-Württemberg“, sagt Schlenk. Und auch was die Anordnung der Blau- und Rot-Töne angeht, hat es das Team sehr genau genommen. „Wir hatten eine große Grafik, die wir als Vorlage verwendet haben. Wir wollten nicht nur die Tendenz darstellen“, erklärt Schlenk. Jeder der wiederverwerteten Stoffrest-Streifen ist in der entsprechenden Farbe an der Stelle des entsprechenden Jahres angebracht.

Die etwa 140 Streifen sollen bis zur „Earth Hour“ (auf Deutsch: Stunde der Erde) am 25. März, bei der als Zeichen für den Klimaschutz weltweit alle Lichter ausgeschaltet werden sollen, an der Haltestelle hängen bleiben. „Das kommt hoffentlich auch so“, ist Schlenk ein wenig besorgt, dass die Grafik aus Stoff beschädigt werden könnte.

Polizei kontrolliert Aktion

Eine erste Beschwerde hat es bereits am Freitagmittag gegeben. Zwar ist die Aktion mit der Stadt und der Rhein Neckar Verkehr GmbH (RNV) abgesprochen, die Polizei weiß jedoch noch nicht, was los ist. So taucht eine Streife auf, um dem Anruf eines Bürgers nachzugehen, der die Installation der Klimastreifen gemeldet hatte.

Ansonsten kommt das Projekt gut bei Passantinnen und Passanten an. Anne Herrmann denkt zunächst, dass es um Sexualität geht: „Das ist ja so bunt.“ Doch auch ein Zeichen für die Umwelt findet sie nicht schlecht. Eine Bahnfahrerin, die sowieso halten muss, macht etwas eher einen Stop, um sich über die Streifen zu informieren, und signalisiert ihre Zustimmung mit einem Daumen.

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