Mannheim. Gelb-schwarz gestreifte Fische, die zwischen Seetang und leuchtend roten Korallen ihre Kreise ziehen. Um sie herum steigen Wasserblasen auf, kitzeln eine orangefarbene Krake, die den Betrachter freundlich ins Auge fasst. Dazwischen senden tiefblaue Buchstaben Botschaften, die von der Verbundenheit mit der Natur erzählen: Klar, wenn Streetart-Künstlerin Steffi „Steph“ Peichal zur Spraydose greift, dann wird es meistens kunterbunt.
Unterstützt haben sie jede Menge helfende Hände. Denn die Mannheimerin hat sich in den Sommerferien die Verschönerung der Trafohäuschen im Niederfeld vorgenommen. Es ist bereits die zweite Graffiti-Aktion in diesem Monat. Nach dem einstmals grauen Häuschen an der Straßenbahnhaltestelle Rheingoldhalle, auf dem seit Ferienbeginn eine blühende Wiese leuchtet, ist jetzt der Flachbau an der Haltestelle Stollenwörthweiher/ Rheingoldstraße an der Reihe gewesen.
Anwohner und Passanten freut das bunte Kunstwerk
Wie ein riesiges Raumschiff schwebt eine mintfarbene Qualle auf den Schriftzug „… Be Water, My Friend“ zu. „Das hat mich riesig gefreut“, sagt eine Anwohnerin, die das Kunstwerk schon seit seiner Entstehung vor wenigen Tagen beim steten Wachsen beobachtet. „Besonders dieser Spruch, der ist von Bruce Lee“, erklärt die Niederfelderin. Als Jeet Kune Do-Sportlerin sei sie ein großer Fan des Schauspielers und Kampfkünstlers.
Organisiert hat die Aktion unter dem Motto „Bock auf Farbe? Dann ab zum Stollenwörthweiher“ der gemeinnützige Verein „Pro Bono - für Kunst und Kind“ (KUK) zusammen mit dem Studio 68 für Graffiti- und Muralworkshops in Mannheim. Eingeladen sind alle Kinder und Jugendlichen und es gibt nur eine Bedingung. „Bitte zieht alte Klamotten an, es wird farbig“, räumt KUK-Gründer Thomas Mück ein. Schließlich darf unter „Stephs“ Anleitung jede Menge gepinselt und gekleckst werden.
Das lässt sich die achtjährige Medina, die mit ihrem Zwillingsbruder Khan aus der Innenstadt gekommen ist, nicht zweimal sagen. Emsig streicht sie einen Zebrafisch gelb an. Ob es Spaß macht? „Ich hab‘ schon gefragt, ob ich ein zweites Graffiti-Training machen darf.“ Mal sehen, was die Mama dazu sagt. Khan hat es jedenfalls besonders die Krake angetan: „Mensch, ist die riesig. Wenn die noch größer wird, dann müssen wir ja nächstes Mal ein Hochhaus anmalen.“ Da muss die siebenjährige Chloé kichern: „Dann malen wir eine Oktopus-Qualle.“ Super Idee. Gleich neben den jungen Graffiti-Talenten hält ein Autofahrer an und lässt seine Fensterscheibe herunter: „Das sieht ja toll aus. Wie geht es mit den anderen Trafohäusern weiter?“ Das sei noch nicht ganz sicher, hält sich Peichal bedeckt. Vielleicht bei der Alten Feuerwache: „Aber dann mit einem feurigen Motto.“
Inzwischen hat sich ein älterer Herr zu den fleißigen Künstlern gesellt. „Schon das erste Trafohäuschen ist so schön geworden, dass ich kurz davor war, mich als Siebenjähriger auszugeben und bei dieser zweiten Aktion anzumelden“, gesteht er lachend. „Prima Idee“, erwidert Steffi Peichal: „Das nächste Mal legen wir die Altersgrenze auf sieben bis 99 Jahre fest.“ Denn, da sei sie ganz sicher: „Kreativität kennt kein Alter.“
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