Mannheim. Wie riesige schillernde Fitnessbälle leuchten Blätter in satten Farben, bilden rund um sonnengelben Blütenstaub bunte Inseln. Dazwischen senden grasgrüne Buchstaben Botschaften, die von der Kraft der Natur und Liebe erzählen: Klar, wenn Streetart-Künstlerin Steffi „Steph“ Peichal zum Pinsel greift, dann wird es kunterbunt. Pünktlich zum Auftakt der Sommerferien hat sich die Mannheimerin die Verschönerung der Stromkästen im Niederfeld vorgenommen und dazu alle Kinder und Jugendlichen eingeladen, die es gerne mal bunt treiben.
Pro Bono - für Kunst und Kind
- Gegründet wurde der gemeinnützige Verein „Pro Bono – für Kunst und Kind“ (KUK) im Jahre 2014. Seither organisiert er Kunstprojekte mit Kindern und Jugendlichen aus Mannheim und der Region. Ziel ist es, mit den Aktionen, Spenden und Erlösen auf benachteiligte Kinder und Jugendliche aufmerksam zu machen und sie zu fördern.
- Zu den Aktionen zählen Projekte mit dem Zirkus Aladin, Rock- und Graffiti Workshops und eine Gala zugunsten von Kindern aus der Ukraine. Allein für die Straßenkinder von Freezone spendete KUK einen hohen fünfstelligen Betrag . Das Spendenergebnis seit 2014 ist insgesamt eine sechsstellige Summe.
- Der Vorstand besteht aus Thomas Mück (Vorsitzender) , Christoph Scherf (Schatzmeister) und Rainer Dietmann (Schriftführer) sowie die Gründungsmitglieder Hyko Ritsma, Uschi und Dirk Wuppermann und Matthias Uhl.
- Infos und Kontakt unter info@probono-kuk.de und peichal@studio68.de. mai
Organisiert hat die Aktion unter dem Motto „Bock auf Farbe? Dann ab zum Stollenwörthweiher“ der gemeinnützige Verein „Pro Bono – für Kunst und Kind“ (KUK) zusammen mit dem Studio 68 für Graffiti- und Muralworkshops in Mannheim. Und tatsächlich: Jede Menge Mädchen und Jungs zwischen 8 und 15 Jahren gehen der Künstlerin in den fünf Projekttagen an der Haltestelle Rheingoldhalle tatkräftig zur Hand.
„Man darf den Pinsel nicht zu tief in die Dose eintauchen“
„Vorgestern war sogar eine ganze Gruppe aus einem Ferienkurs der Freizeitschule mit dabei“, erzählt Peichal, während sie mit den Schülern die letzten Blumen ausmalt, die sie am ersten Tag mit grauer Farbe vorskizziert hat. „Man darf den Pinsel nicht zu tief in die Dose eintauchen“, erklärt Freizeitschulkurs-Teilnehmer David: „Immer erst ein bisschen abstreifen, bevor Du losmalst. Sonst gibt es zu große Kleckse“, erläutert der Dossenheimer: „Und zwar auf dem Boden.“ Das hat der Zehnjährige bereits gelernt. Tricks und Tipps rund ums Sprayen von Graffiti-Sprüchen oder Zeichen gibt es allerdings erst ab zwölf Jahren, sagt „Steph“ einschränkend: „Die Kids haben dann meistens auch schon einen Kurs bei mir gemacht.“
So wie Emma. „Die Buchstaben sind nicht so ganz einfach“, findet sie. Da hat die Schülerin vom Ursulinen-Gymnasium so ihre Lieblinge: „Das I.“ Warum ausgerechnet ein I? „Weil das voll schnell geht“, versichert sie lachend. „Das B dauert ewig.“ Inzwischen bittet Aktions-Chefin Peichal ihren Mithelfer Moe Karaki vom Studio 68 um eine kleine Korrektur: „Schau, da unten, neben der Blüte, da ist der Hintergrund an dieser Stelle zu rötlich, da muss ein Touch blau rein.“
Die Liebe zu allen Lebewesen nahegebracht
Emmas Freundin Henny durfte auch sprayen: „Hat voll Spaß gemacht, aber nach einer Weile hat mir der Arm ganz schön wehgetan“, berichtet die Zwölfjährige mit einer Mischung aus Lachen und Stolz. „Ich hab‘ die Blumen auf der Rückseite des Häuschens ausgemalt“, erzählt Chiara von der Kurpfalz-Realschule in Mannheim, während die achtjährige Pestalozzischülerin Hannah ihre Lieblingsfarbe verrät: „Eigentlich mag ich es vor allem bunt, aber türkis habe ich doch am liebsten.“
Zwischen das blumige Bunt hat „Steph“ Botschaften gestreut, die sie mit Hilfe ihrer Mädchen und Jungs zum Leuchten bringt: „Bring Your Soul Back 2 Nature“, was so viel wie „Verbinde deine Seele wieder mit der Natur“ heißt, „Be One With All Senses“, sinngemäß „Sei eins mit allen Sinnen“, oder „Only Love Can Set You Free“ – „Nur Liebe kann dich frei machen.“ Die Liebe zu allen Lebewesen hüten, „vom winzigen Käfer angefangen“, die Seele als Schatz in sich zu bewahren: Das sind einige der Dinge, die Steffi Peichal nicht nur den Straßenpassanten, sondern vielleicht auch den Kindern zumindest ein wenig nahebringen möchte. Doch in erster Linie sei sie es, die von ihnen lerne: „Die Kids sind in ihrer Art so echt und klar, so sehr im Hier und Jetzt, in ihrer Welt.“
„Sie sollten fühlen, dass sie das ändern können“
Thomas Mück, der KUK vor elf Jahren ins Leben gerufen hat, umreißt das Ziel der Aktion. Am ersten Tag sei das Wetter nicht gerade schön gewesen: „Wolkenverhangen und mit Nieselregen. Genauso trist, wie die Stromkästen.“ Da hätten sie nun gestanden, die Kinder gegen die riesige Wand: „Und genau das sollten sie fühlen, dass sie das ändern können, dass sie diese langweiligen Boxen in coole Kunstwerke verwandeln können“, betont Thomas Mück. „Und wenn nächste Woche hier jemand vorbeikommt, und ihm die Bilder und Worte ein Lächeln schenken, dann war es die ganze Mühe doch schon wert.“
So viel, dass KUK plant, eventuell in der dritten Ferienwoche einen weiteren Stromkasten an der Haltestelle Stollenwörth in eine kunterbunte Fantasiewelt zu verwandeln. Eines steht jedenfalls jetzt schon fest: Die im Jahr des Drachen geborene Streetart-Künstlerin wird wieder mit Feuereifer dabei sein.
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