Jeder darf sich angesprochen fühlen, ganz persönlich. „Danke“, rufen sie aus, „Danke“, „Danke“ immer wieder nur das Wort „Danke“, zu jedem, ganz direkt, ob zu den Zuschauern vorne auf den Bänken, ob zu dem Mann im mitgebrachten Campingstuhl, ob zu den Leuten am Absperrgitter oder den vielen, die auf den Planken stehenbleiben. „Danke“, immer nur „Danke“. Das klingt sympathisch, ist nicht ganz verständlich – aber soll es auch nicht sein.
Schließlich handelt es sich bei der von den beiden Schauspielern Rocco Brück und Robin Krakowski selbst erarbeiteten Lyrik-Performance namens „Dada Total – Ein Abend für Katzen“, mit der das Schauspiel des Nationaltheaters auf der Kulturnetz-Bühne seine Stadtfest-Premiere feiert, um Dadaismus – Kunst also, die viel mit Konzeptlosigkeit und Ironie zu tun hat, wie Moderatorin Laura Rihm erklärt. Die mal lustigen, mal verwirrenden und temporeich deklamierten Wortkaskaden sowie pantomimischen Darstellungen rund um Katzen und Kunst faszinieren das Publikum dennoch, so dass viele Menschen stehenbleiben und ein Mann sogar spontan mitmacht.
Beim zweiten Auftritt der beiden Schauspieler ist der Publikumsandrang gar so groß, dass zusätzliche Sitzbänke von den Sicherheitsmitarbeitern aufgestellt werden. Das gilt ebenso für Ausschnitte aus der (im Nationaltheater derzeit leider nicht mehr gezeigten) Operettengala, die Bariton, Entertainer und Bloomaul Joachim Goltz mit seinen Ensemblekollegen Raphael Wittmer und Viktorija Kaminskaite präsentiert. Ob die Sopranistin erotische Arien wie „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ anstimmt, Wittmer und Goltz gemeinsam als bestechliche Prodekane auftreten oder Goltz beim Couplet des Schweinezüchters Zsupán aus dem „Zigeunerbaron“ Würstchen (eingepackte, natürlich!) ins Publikum wirft – eine große Menschenmenge folgt begeistert dem Auftritt und erklatscht sich als Zugabe von allen drei Interpreten den „Feuerstrom der Reben“ aus der „Fledermaus“. Nebenbei macht Goltz in seiner charmant-ironischen Moderation noch Werbung für die „Opal“ genannte Ersatzspielstätte der Oper während der Generalsanierung („Wir spielen künftig in einem Edelstein“) und lobt das Stadtfest „der schönsten Stadt der Welt“ – also Mannem, so das Bloomaul.
Aber auch die fünf Solisten des Internationalen Opernstudios, die unter Leitung von Operndirektor Thomas Hermann Premiere auf dem Stadtfest feiern, fesseln mit anspruchsvollen Arien einen großen Publikumspulk. Erstmals beim Stadtfest dabei sind die Freunde und Förderer des Nationaltheaters, die mit Ehrenamtlichen den Infostand des Theaters verstärken. Man wolle schließlich „enger mit dem Theater zusammenrücken“, so Christian Haas, der Vorsitzende. „Großartig“ sei das Engagement der Mitglieder, die sich spontan gemeldet hätten. „Da sind viele mit Herzblut dabei“, freut er sich. Es ergäben sich aber auch „viele interessante Gespräche“, ergänzt Petra Eder, die stellvertretende Vorsitzende, wobei insbesondere viele Fragen zur Generalsanierung gestellt würden.
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