Verkehr

Kampf gegen Schlaglöcher: Mannheims Straßen werden zur Buckelpiste

Rund 5500 Schlaglöcher dominieren das Straßenbild in Mannheim - auch weil der Winter seine Spuren hinterlassen hat. Allein im Januar stieg die Zahl witterungsbedingt um 1800 an. Welche Gefahren lauern und was die Stadt unternimmt

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Kai Plösser und Timo Schmidhuber
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Eines von rund 5500 Schlaglöchern in Mannheim: Die Karlsruher Straße auf der Rheinau gleicht einem Flickenteppich. © Thomas Tröster

Mannheim. Die Straßen in Mannheim gleichen teilweise Buckelpisten. Schlaglöcher auf den Verkehrswegen sind keine Seltenheit und mitunter kaum zu übersehen. Mit Stand vom 31. Januar zählte die Datenbank im Straßenbetrieb insgesamt 5473 Schlaglöcher, wie Stadtsprecher Kevin Ittemann auf Anfrage dieser Redaktion mitteilt. Allein im Januar seien 1758 neue Schlaglöcher dazugekommen. Das sind vergleichsweise viele.

Schuld daran ist mitunter die kalte Jahreszeit, die ihre Spuren auf den Straßen in der Quadratestadt hinterlassen hat. „Durch den häufigen Wechsel zwischen Frost und Tauwetter“ in diesem Winter sei es ab Januar „zu einem erheblichen Anstieg von Fahrbahnstraßenschäden mit Unfallgefahren“ gekommen, erklärt Ittemann.

Kommentar Schlaglöcher auf Mannheims Straßen: Nicht nur Löcher stopfen

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Die Stadt teilt die Schlaglöcher in zwei Kategorien auf: Gefahrenstufe 1 und Gefahrenstufe 2. „Gefahrenstufe 1 bedeutet: Schäden mit Unfallgefahr, welche zeitnah beseitigt werden sollten“, erläutert der Stadtsprecher. 3650 Schlaglöcher der Gefahrenstufe 1 gibt es aktuell. Zudem 1823 in der Gefahrenstufe 2. Diese Schlaglöcher stellten keine Unfallgefahr dar, so Ittemann. Die Schäden müssten daher nicht sofort geflickt werden.

Erfasst werden die Schlaglöcher durch Streckenkontrollen oder Meldungen aus der Bürgschaft, etwa per Mängelmelder oder der Hotline 115. „Um die in diesem Jahr besonders zahlreichen Schädigungen möglichst schnell zu beheben“ würden aktuell alle gewerblichen Mitarbeiter der Straßenunterhaltung zum Flicken der zahlreichen Schlaglöcher mit Kalt- oder Heißasphalt eingesetzt, betont Ittemann. „Dabei verschließen die Mitarbeiter punktuell Schlaglöcher auf allen Hauptverkehrsstraßen.“ Zusätzlich seien vier Unternehmen als Unterstützung tätig.

Achtung Schlagloch: Vorsicht auf Mannheims Straßen geboten

„Die Schlagloch-Situation in Mannheim ist laut unseren Mitarbeitenden speziell in der Kunststraße, Seckenheimer Landstraße, Mundenheimer Straße, Rheinallee, Lagerhausstraße und Dudenstraße sehr schlecht“, sagt Alexa Sinz, Sprecherin beim ADAC Nordbaden. Verkehrsteilnehmer sollten aufmerksam fahren und die Geschwindigkeit anpassen, rät Sinz und sagt weiter: „Auf holprigen Strecken sollte man damit rechnen, dass der vorausfahrende Verkehrsteilnehmer plötzlich bremst oder ausweicht. Daher unbedingt genug Abstand halten.“

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Schlaglöcher dominieren das Straßenbild in Mannheim

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Ansonsten drohen Unfälle und somit Fahrzeugschäden. „Wenn ein Auto in ein Schlagloch fährt, federt das Rad schlagartig ein und innerhalb kurzer Zeit wieder aus. Dieses schlagartige Ein- und Ausfedern kann zu Schäden führen“, sagt Dietmar Clysters, Sprecher der Kfz-Innung Rhein-Neckar-Odenwald. Insbesondere von Schäden betroffen seien Federn, Stoßdämpfer, Koppelstangen sowie Reifen und Felgen. „Je nach Tiefe des Schlaglochs kann auch der Unterboden oder die Auspuffanlage durch Aufsetzen beschädigt werden“, ergänzt Clysters.

„Die Schäden am Fahrzeug werden häufig erst später bemerkt, zum Beispiel im Rahmen der Inspektion oder Hauptuntersuchung“, erläutert er. Besonders nach dem Winter sei das regelmäßig der Fall. Werden Fahrzeugschäden bemerkt, sollten diese „unbedingt vom Fachmann in der Werkstatt geprüft werden“, betont Clysters und erklärt: „Leider zahlt den Schaden keine Haftpflichtversicherung. Wer eine Vollkaskoversicherung hat, kann den Schaden über diese abwickeln.“

„Im Schadensfall empfiehlt der ADAC, zeitnah Beweismittel zu sichern“, betont Alexa Sinz. Dazu gehöre, das Schlagloch, die betroffene Straße und das beschädigte Fahrzeug zu fotografieren, die zulässige Höchstgeschwindigkeit sowie Namen und Anschriften von Zeugen zu notieren. Denn es besteht ein Anspruch auf Schadensersatz. Dieser könne aber entfallen oder gekürzt werden, wenn die Löcher gut erkennbar waren oder eine Warntafel oder Tempobegrenzung aufgestellt wurde. „Zuständig ist je nach Art der Straße entweder Bund, Länder, Kreise oder die Gemeinde. Sie müssen Verkehrsteilnehmer vor ersichtlichen Gefahrenstellen bewahren oder zumindest warnen“, so Sinz.

Auch Radfahrer können durch Schlaglöcher schwer verunglücken, betont Sinz. Die Gefahr sieht auch Robert Hofmann, Sprecher des ADFC Mannheim. Zwar nehme das Rad bei einem Sturz vergleichsweise wenig Schaden. „Der oder die Gestürzte dagegen sehr viel mehr.“ Für dieses Jahr habe der ADFC das Schwerpunktthema Unfallverhütung ausgerufen und will dabei „auf Unfälle ohne Beteiligung Dritter achten – das wären auch Schlagloch-Unfälle“, erläutert Hofmann.

Stadt Mannheim plant Grundsanierungen von Straßen

In Mannheim seien derzeit mehrere Grundsanierungen in Planung, sagt Stadtsprecher Ittemann. Vorgesehen seien die Arbeiten in der zweiten Jahreshälfte etwa in der Mühldorfer Straße (Oststadt), der Domstiftstraße (Sandhofen) oder in der Diffenéstraße (Neckarstadt). „Zusätzlich und um einer aufwendigen grundhaften Sanierung vorzubeugen, wird in der Innenstadt 2024, wie bereits in zwei Quadranten abgeschlossen, die gesamte restliche Hälfte der Quadrate mit einer dünnen Asphaltschicht saniert“, erklärt Ittemann. Dies sei auch in der Neckarstadt-West etwa in der Lang- und der Riedfeldstraße geplant.

Für die Sanierungsmaßnahmen sind nach den Angaben Ittemanns sechs Millionen Euro hinterlegt – das seien etwa zwei Millionen Euro mehr als in früheren Jahren. Zahlen, die deutlich machen, wie es um Mannheims Straßen derzeit steht.

Redaktion

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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