Sozialarbeit

Jugendfarm im Seilgarten Mannheim: Ein Paradies für kleine Entdecker

Die Jugendfarm in Mannheim bietet Kindern Abenteuer im Seilgarten und ein neues Zuhause für drei zahme Hühner.

Von 
Katja Geiler
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Der Vorstand der Jugendfarm: Claudia Weiß (v.l.), Stefan Besthorn, der Schuhu-Uhu, Andreas Wätzold. Vorn Clemens Eitel (l.) und Benjamin Goos. © Katja Geiler

Wohlgelegen. Die Jugendfarm, die 2022 beim Beteiligungshaushalt den vierten Platz belegte und 50 000 Euro vom Gemeinderat bekam, hat seit März dieses Jahres ein Zuhause gefunden. Im Seilgarten „just try it“ Im Pfeifferswörth, der der evangelischen Kirche Mannheim gehört, war eine geräumige Ecke frei, groß genug, um ein Camp für kleine Ranger und Holzfäller einzurichten – und sogar ein Gehege für drei sehr zahme Hühner.

„Schuga nach der Buga“ war der erste Arbeitstitel der Farm, doch mit der Fläche auf dem ehemaligen Spinelli-Gelände klappte es nicht. Da eine Frischluftschneise eingehalten werden muss, wird es keine weiteren baulichen Maßnahmen auf dem Gelände mehr geben, immerhin entsteht hier schon der grüne Betriebshof. Außerdem ist Tierhaltung in Kooperation mit Kindergärten und Schulen nicht möglich. Anfang des Jahres kam der Seilgarten ins Gespräch, kurz darauf erhielt das Jugendfarm-Team eine Zusage.

Es wird gebuddelt, gesägt und gebaut

„Anfang März hatten wir unseren ersten Einsatz. Wir haben eine Hütte und ein Hochbeet gebaut. Von dem Geld vom Beteiligungshaushalt haben wir auch einen Anhänger gekauft,“ sagte Benjamin Goos, der mit Clemens Eitel und Andreas Wätzold das Konzept entwickelt hat.

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Goos ist von Beruf Lehrer und macht seit mehreren Jahren Waldbesuche mit Kindern im Pfälzer Wald. Das unvermeidliche Handy bleibt daheim, dafür dürfen sich die Kinder körperlich austoben. Es wird gebuddelt, gesägt und gebaut. Das findet nun auch auf dem Gelände des Seilgartens statt.

„Alle sechs Wochen haben wir einen Bautag eingeplant, an dem wir uns treffen, und nächste Woche kommt die erste Schulklasse zu Besuch“, fügte Goos hinzu. Inzwischen wurde ein Verein mit dem Namen Schuhu gegründet, und es gibt ein passendes Maskottchen: Ein Uhu mit einer Schaufel. Im Moment ist noch nicht viel zu sehen, es gibt eine Materialhütte, einen Unterstand, unter dem Brennholz gelagert wird, mehrere selbst gebaute Bänke und einen Hühnerstall mit Außengehege.

Willkommen im Dschungel! Christoph und sein Sohn Junias. © Katja Geiler

„Wir können uns vorstellen, dass unsere Idee wächst“, meinte Goos. Die evangelische Kirche Mannheim kündigte bereits Anfang des Jahres an, den Kletterpark aus finanziellen Gründen aufzugeben (diese Redaktion berichtete), seitdem ist die Zukunft ungewiss. An der Situation hat sich inzwischen nichts geändert. Auf eine Anfrage an die evangelische Kirche antwortete Dekan Ralph Hartmann: „Wir wünschen uns sehr, dass ein hochwertiges erlebnispädagogisches und gemeinschaftsstiftendes Angebot für Kinder und Jugendliche auf diesem Gelände erhalten bleibt. Dazu sind wir in Abstimmung mit der Stadt Mannheim.“

Drei Hühner bekommen ein neues Zuhause

An diesem Tag sind mehrere Kinder damit beschäftigt, Kleinholz zu machen, denn von einem abgestorbenen Baum wurden einige große Äste entfernt. Gwendolin und Armin, die mit ihrer Mutter Julia Geist zur Jugendfarm gekommen waren, gingen schon sicher mit den Werkzeugen um. „Wir möchten die Kinder animieren, sich auszuprobieren. Wann darf man schon mal eine Säge in die Hand nehmen?“, sagte Julia. Christoph und sein Sohn Junias waren mit dem Zersägen von größeren Teilen beschäftigt, mit denen sie einen Tipi-Rohbau errichteten. „Heute kommt vielleicht noch ein zweites Hochbeet dazu, die Kinder haben Wege in eine Brombeerhecke geschlagen, und eine Bühne aus Paletten wollen wir auch bauen“, meinte Goos.

Von einem abgestorbenen Baum werden die Äste zu Kleinholz verarbeitet. Julia Geist mit ihren Kindern Gwendolin und Armin, die fleißig am Sägen sind, Christoph und sein Sohn Junias transportieren einen Ast. © Katja Geiler

Etwas komplizierter wurde es mit der Hühnerbox, deren Tür sich auf Knopfdruck öffnen sollte. Zwei Hühner waren in der Box, das dritte durfte bereits ins große Gehege. Die elektrische Verbindung machte etwas Probleme, so dass der feierliche Moment, in dem die Hühner die Box verlassen konnten, etwas verschoben werden musste. Doch schließlich klappte es, die Tür ging auf, die Hühner gingen die Treppe hinunter, tippelten ins Gehege zum ersten Huhn und fingen wie selbstverständlich an zu picken. Die Kinder konnten das Gehege betreten, bewaffnet mit Obst als Leckerlis. Die Hühner kannten keine Scheu und ließen sich aus der Hand füttern. Die Tiere waren gut zu unterscheiden, denn es gab ein weißes, ein braunes und ein schwarzes. Das erleichtert die Namensgebung.

Die Hühner fremdeln nicht einen Augenblick, sie lassen sich sofort füttern. © Katja Geiler

„Wir haben die Hühner von einem Geflügelhof im Pfälzer Wald. Sie waren vier Wochen lang bei mir im Garten“, fügte Goos hinzu. „Sie kamen sogar in die Küche. Ich vermisse sie jetzt schon. Ich hätte nie gedacht, dass Hühner eine solche Persönlichkeit haben, eins ist forsch, das andere vorsichtig.“

Auf dem Grundstück am Seilgarten gibt es regelmäßige Angebote

Das Jugendfarm-Team überlegt, ob man die Hühner auch für eine Woche an Kindergärten verleihen könnte, damit die Kinder ein Gefühl für Tiere bekommen – oder überhaupt mal Hühner sehen. Denn außer der Farm mit dem festen Standort gibt es noch die mobile Jugendfarm. Auch hier gibt es ein großes Angebot wie zum Beispiel Schnitzen, Hüttenbau, aber auch „Outdoor Mathematik“, bei der ein theoretisches Fach anfassbar und erlebbar wird.

Auf dem Grundstück am Seilgarten gibt es regelmäßige Angebote: Einen offenen Treff donnerstagnachmittags und jeden zweiten Samstag, alle vier bis sechs Wochen Bautage. Auch Kindergartengruppen und Schulklassen können die Jugendfarm besuchen. Weitere Infos unter jugendfarm-mannheim.de.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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