Wie sieht der ideale Pausenraum aus? Bietet der Schulhof genug Platz für Spiel, Sport und Theater? Unter anderem dazu erarbeiteten Kindergruppen Modelle. Oder sie beschäftigten sich mit Selbstverteidigung, kostenfreien Hygieneartikeln oder einem Sprach-Roboter, der den Alltag der Kinder erleichtern soll. Ihre Arbeiten dazu, wie sie sich die Zukunft vorstellen, zeigten sie jetzt beim dritten Mannheimer Kindergipfel auf dem Buga-Gelände.
Eingebettet in die Präsentation war die Verleihung des Siegels „Kinderfreundliche Kommune“ an die Stadt Mannheim. Christine Langen überreichte es im Namen des Vereins Kinderfreundliche Kommunen an OB Peter Kurz und Jugendbürgermeister Dirk Grunert.
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Der Wille der Stadt Mannheim, „die UN-Kinderrechtskonvention auf lokaler Ebene vollständig umzusetzen, spiegelt sich in ihrem Aktionsplan wider“, lobte Langen. Die Stadt unterstreiche damit „die Bedeutung der Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen vor Ort“. Ute Leidig, Staatssekretärin im baden-württembergischen Sozialministerium, fand ebenfalls anerkennende Worte. Mit Mannheim erhalte die vierte Kommune und zweite Großstadt im Land dieses Siegel, das „ein wichtiges Zeichen für die Umsetzung von Kinderrechten auf kommunaler Ebene“ sei.
Petition wegen fehlender Plätze
Ihre Vorschläge hatten die Acht- bis 13-Jährigen bereits Monate vor dem Kindergipfel in Angriff genommen – und sich dabei auch intensiv mit Kinderrechten wie dem Schutz vor Gewalt oder Diskriminierung oder den Rechten auf Bildung, Spiel und Gleichberechtigung auseinandergesetzt. Die Anliegen an Politik, Verbände, Vereine, Institutionen und Einrichtungen erarbeiteten sie unter der Federführung der 68DEINS! Kinder- und Jugendbeteiligung, des Stadtjugendrings und der städtischen Jugendförderung. Dirk Grunert zeigte sich „von den Beiträgen der 15 Kindergruppen und der Themenvielfalt zutiefst beeindruckt“. OB Kurz sprach von der „Vision eines kindgerechten Mannheims“. Elina Brustinova, Vorsitzende des Stadtjugendrings, appellierte an alle Beteiligten, „die Anliegen der Kinder auch wirklich ernst zu nehmen und in die Stadtgestaltung mit einfließen zu lassen“.
Bis Juli 2024, so OB Kurz, würden die Ideen der Kinder „in das städtische Leitbild Mannheim 2030 eingearbeitet“. Das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ sei „Ausdruck der Selbstverpflichtung unserer Stadt zu mehr Kinderfreundlichkeit und zugleich Ansporn, die von uns gesteckten Ziele innerhalb der kommenden Jahre umzusetzen“.
Kritische Töne bleiben allerdings nicht aus. So freut sich der Stadtelternbeirat für städtische Tageseinrichtungen für Kinder (STEB) zwar, dass Mannheim kinderfreundlicher werden möchte. Aber die Verleihung des Siegels sei „für viele Eltern zum jetzigen Zeitpunkt nicht nachvollziehbar“, betont STEB-Sprecherin Mirella Ost. Zu groß seien derzeit die Probleme durch reduzierte Betreuungszeiten oder Kitaschließungen.
Auch sei „etwas Demut angebracht aufgrund der vielen Kinder, die keinen Betreuungsplatz erhalten und denen damit Kinderrechte sowie die frühkindliche und soziale Förderung verwehrt bleibt“, so Ost. Dass die Kinder zu kurz kommen, meint auch der Elternbeirat der evangelischen Kitas, der vor einigen Tagen die OB-Kandidaten Specht und Riehle zur Podiumsdiskussion eingeladen hatte. Von einem „verlässlichen Netz an Kinderbetreuung“ sei Mannheim leider „noch weit entfernt“. So sieht das auch Vater Markus Frank aus Wallstadt. Er hat deshalb unter openpetition.de/!wjbhc eine Online-Petition gestartet. Titel: „Macht die Kinderpolitik in Mannheim endlich zur Chefsache!“
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