„Ich finde es klasse, dass ich so viele unterschiedliche Sachen ausprobieren kann. Da gibt es einmal die technischen Themen wie Robotik und Programmieren, aber eben auch die kreativen wie Video- und Musikproduktion und Fotografie. Und was ich besonders gut finde. Man braucht keine Vorkenntnisse“, berichtet Moritz. Der Schüler ist einer derjenigen, die das neue Tumo-Bildungszentrum im Mafinex-Technologiepark auf dem Lindenhof schon vor der offiziellen Eröffnung ein wenig kennenlernen durften.
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Jetzt, zum feierlichen Start am sonnigen Donnerstagnachmittag, sind knapp 200 geladene Gäste gekommen. Und Moritz darf ihnen ebenso wie Mitschüler Mykola berichten. Der findet es auch „cool, dass ich andere Jugendliche kennenlernen kann, die ähnliche Interessen haben wie ich“.
Angeboten werden acht Lernfelder von 3D-Modeling bis Grafikdesign
Nun geht es also los in der Julius-Hatry-Straße 1, im eigens für Tumo komplett umgebauten, mehrstöckigen Bereich des Mafinex-Komplexes. Die breite orangene Treppe, die zu den Selbstlern- und Workshop-Räumen führt, kann ebenso als Lernort genutzt werden wie die Schreibtische oder die speziell angefertigten Tumo-Mobiles – Stühle auf Rollen, die in jede Ecke des Raums fahren können und mit einem Notebook ausgestattet sind.
In einem davon hat beim Rundgang Oberbürgermeister Christian Specht Platz genommen. Wirtschaftsbürgermeister Thorsten Riehle nutzt die Gelegenheit, die sich ihm so schnell wohl nicht mehr bieten wird: Er schiebt seinen Chef im „Rollstuhl“ herum. Neben Specht und Riehle sind auch Bildungsbürgermeister Dirk Grunert und Spechts Vorgänger Peter Kurz gekommen – was die Bedeutung unterstreicht, die die Stadtspitze dem Bildungszentrum zumisst.
Ebenfalls mit dabei: der OB von Lüdenscheid, Sebastian Wagemeyer. In der 72 000-Einwohner-Stadt im Sauerland soll das nächste Tumo-Zentrum entstehen. Mannheim ist das zweite überhaupt in Deutschland, das erste ging Ende 2020 in Berlin an den Start. Die Idee für Tumo stammt aus Armenien. Dort gibt es inzwischen vier Zentren.
Zur Eröffnung eigens nach Mannheim gekommen ist Tumo-Mitgründer Pegor Papazian. Beim Start in Berlin hätten sich viele für das Konzept interessiert, teilt er mit – darunter „einige Städte, die viel größer als Mannheim sind. Aber Mannheim ist die erste weitere Stadt in Deutschland, die eröffnet“, lobt er.
Was steckt eigentlich hinter Tumo? Das sei „eine neue Art des Lernens“, sagt Papazian. Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren lernen mit Hilfe modernster Technik digitale Arbeitsweisen kennen und machen sich dabei fit für die Zukunft. Angeboten werden acht Lernfelder: Robotik, Programmierung, 3D-Modeling, Spieleentwicklung, Fotografie, Grafikdesign sowie Video- und Musikproduktion. Träger in Mannheim ist der Verein Starkmacher, der neben Geschäftsführer Christian Röser und Tumo-Leiterin Juliane Schmitt mit mehr als einem Dutzend Coaches an den Start geht.
Einer von ihnen ist Manuel. Der Grafikdesigner und Medienpädagoge hat in den letzten Jahren eine außerschulische Bildungseinrichtung in Frankfurt geleitet. Dort habe aber „eine entscheidende Sache gefehlt: Wir sind nicht ohne Teilnahmebeiträge ausgekommen.“ In Mannheim dagegen sind alle Angebote kostenlos – dank des finanziellen Engagements vor allem der Dietmar Hopp Stiftung, die den laufenden Betrieb sicherstellt. Die Räume „spendiert“ die Stadt Mannheim, sie bezahlte auch den erforderlichen Umbau. Und die KfW-Bankengruppe begleitet die Starkmacher als strategischer Partner und Berater.
Das Mannheimer Konzept – Kinder und Jugendliche zahlen nichts – hat Manuel überzeugt. „Für mich war klar, mein nächster beruflicher Schritt führt nach Mannheim und in die Metropolregion“. Denn die Beitragsfreiheit sei ein wichtiger Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit.
Das ist denn auch das erklärte Ziel aller Beteiligten. Am Anfang habe es „Ängste gegeben, dass nur bestimmte Kinder hierher kommen würden“, so OB Christian Specht. Aber diese Bedenken seien längst zerstreut. Die mittlerweile mehr als 200 Anmeldungen stammten „aus allen Mannheimer Stadtteilen und allen Sozialräumen“ – für Specht ein „ganz großartiger Auftakt“. Denn klar sei: „Jeder Euro, der hier investiert wird, wird sich langfristig sehr, sehr gut verzinsen“ – junge Menschen würden in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt und auf das Leben nach der Schule vorbereitet.
Dietmar Hopp Stiftung stellt 5,5 Millionen Euro zur Verfügung
Sandra Boser, Staatssekretärin im Kultusministerium, sieht im Tumo-Zentrum ein „großartiges Beispiel dafür, was bei uns im Land an innovativen und kreativen Orten entsteht“. Solche Orte brauche es, um Kindern „kreative und problemlösende Kompetenzen“ mitzugeben, Schule könne das „nicht allein lösen“. Im Tumo-Zentrum lernten „Kinder und Jugendliche anders“. Und: „Sie kommen hier mit anderen Menschen zusammen“ – zum Beispiel jungen Start-up-Gründern.
Für die Dietmar Hopp Stiftung war recht schnell klar, dass sie Tumo mit 5,5 Millionen Euro unterstützen würde, berichtet Stiftungsleiterin Heike Bauer. Denn das Konzept, benachteiligte Jugendliche in den Fokus zu nehmen, entspreche ganz und gar den eigenen Zielen. Dass es neben Geld und einer Immobilie vor allem „Menschen braucht, die für das Projekt brennen“, betont Michael Strauß (KfW). Diese Menschen gebe es beim Verein Starkmacher.
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