Verkehr

Immer mehr neue Straßenbahnen rollen in Mannheim

431 Millionen Euro Kosten, jahrelange Verzögerung bei der Lieferung und viel Kritik: Mannheims neue Straßenbahn RNT2020 hatte Startprobleme. So läuft es derzeit.

Von 
Florian Karlein
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Unbequeme Holzsitze und zu wenig Haltegriffe? Die neuen Mannheimer Straßenbahnen werden oft kritisiert. Mittlerweile rollen immer mehr der neuen Züge. © Florian Karlein

Mannheim. Mittlerweile gehören sie zum Mannheimer Stadtbild und die Kritik an ihnen hat sich etwas gelegt: die neuen Bahnen vom Typ Rhein-Neckar-Tram – kurz: RNT2020 – der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft. Immer mehr Fahrzeuge rollen in der Region. Vom Land kommt jetzt eine Finanzspritze.

Es ist die größte Einzelinvestition der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft aller Zeiten: 431 Millionen Euro für insgesamt 114 neue Bahnen in drei verschiedenen Längen. 80 Fahrzeuge wurden in einem ersten Schritt bestellt, längst wurde die Option für 34 weitere gezogen. Deren Kosten von 125 Millionen Euro unterstützt Baden-Württemberg mit 30 beziehungsweise 40 Prozent. In Euro sind das 46 Millionen. Den Zuwendungsbescheid hat Elke Zimmer (Grüne), Staatssekretärin im Stuttgarter Verkehrsministerium, jetzt in Mannheim übergeben.

48 neue Straßenbahnen rollen mittlerweile rund um Mannheim

Ende vergangenen Jahres rollten 32 der neuen Bahnen auf den Schienen im Verkehrsgebiet der RNV rund um Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen. Mittlerweile sind bereits 48 RNTs im Einsatz: 37 mit einer Länge von 40 Metern – das sind alle geplanten Bahnen –, neun in 30 Metern Länge und zwei in der Länge von 60 Metern. Erst im April erhielt die Verkehrsgesellschaft die Genehmigung dafür, die Weltrekord-Straßenbahnen fahren zu lassen.

„Die Anlieferung der neuen Fahrzeuge läuft mittlerweile wie geschnitten Brot“, sagt Martin in der Beek, Technischer Geschäftsführer der RNV. Derzeit werde jede Woche eine neue Bahn vom Hersteller Skoda geliefert, „die bereits nach wenigen Tagen der Inbetriebnahme im Fahrgastbetrieb eingesetzt werden kann“. Das helfe, so in der Beek, sehr im täglichen Betriebsablauf, man könne die Kapazitäten auf den Schienen erhöhen und mehr Zuverlässigkeit bieten.

Bescheidübergabe für 46 Millionen Euro für Mannheims neue Straßenbahnen: Projektleiter Frank Ehemann (v.l.), Kaufmännischer Geschäftsführer Christian Volz, Verkehrsstaatssekretärin Elke Zimmer, Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht und Technischer Geschäftsführer Martin in der Beek. © RNV

Reibungslos lief die Lieferung der neuen Straßenbahnen bekanntermaßen nicht von Anfang an. 2017 fiel die Entscheidung für die Investition, 2018 erhielt das tschechische Unternehmen Skoda den Produktionsauftrag. Ursprünglich sollte die RNT2020 schon im Jahr 2021 durch Mannheim und die Region rollen. Allerdings fuhr die erste Bahn tatsächlich erst am 14. April 2023 – zum Start der Mannheimer Bundesgartenschau. In der Beek sowie der damalige RNV-Aufsichtsratsvorsitzender und Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht begründeten die erhebliche Verzögerung im Interview mit dem „MM“ damals mit dem umfangreichen Bürgerdialog, mit Lieferkettenproblemen und dem Ukraine-Krieg.

Nutzer in Mannheim üben scharfe Kritik an neuen Straßenbahnen

Am zuletzt bekannten Plan hält die RNV jetzt aber fest: Bis Anfang des Jahres 2026 sollen alle 80 Bahnen der Erstbestellung ausgeliefert sein, bis Ende 2026 soll die komplette Flotte unterwegs sein.

Heidelbergs Mobilitätsbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain, erst seit kurzem Spechts Nachfolger als Aufsichtsratschef, lobt die neuen Bahnen in höchsten Tönen. „Die neuen Fahrzeuge verbessern das Angebot für unsere Bürgerinnen und Bürger schon heute spürbar – in puncto Komfort, Barrierefreiheit und Zuverlässigkeit.“ Einige Nutzerinnen und Nutzer sehen das jedoch anders. In vielen Zuschriften an die Redaktion hatten sie Unmut über die neuen Straßenbahnen geäußert.

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Oft genannte Kritikpunkte sind die Gänge zwischen den Sitzen, die zu schmal seien, die Holzsitze seien unbequem, es gebe zu viele Treppen und zu wenig Haltegriffe. Projektverantwortlicher Frank Ehemann sagte dem „MM“ dazu vor einem halben Jahr: „Man kann nicht jedes Detail vorhersehen und planen. Auch wenn es gerade viel Kritik an den Bahnen gibt, ist das Feedback insgesamt positiv.“

Positiv zeigt sich bei der Bescheidübergabe auch Verkehrsstaatssekretärin Zimmer: „Die RNV sowie die Städte Mannheim und Heidelberg investieren mit den neuen Straßenbahnen in einen zukunftsfähigen ÖPNV.“ Das unterstütze das Land. Sehr zur Freude aller Beteiligten. So sei ein Projekt dieser Größenordnung ohne „verlässliche und vorausschauende Finanzierung nicht denkbar“, sagt Christian Volz, Kaufmännischer Geschäftsführer der RNV. Christian Specht erklärt, wieso: „Leider überlasten solche Investitionen die Städte und Gemeinden zunehmend, gerade in der aktuellen finanziell schweren Zeit.“ Deswegen danke er dem Land für die „hochwillkommene Unterstützung bei der dringend notwendigen Modernisierung der Bahnen“.

Redaktion Leiter des Redaktionsteams Mannheim

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