Mannheim. Seit Monaten ermittelt die Staatsanwaltschaft, jetzt steht fest: Gegen einen ehemaligen Bundesligaspieler des TSV Mannheim Hockey wird Anklage beim Landgericht erhoben. Dies bestätigte die Staatsanwaltschaft Mannheim am Freitag auf Nachfrage dieser Redaktion.
Die Vorwürfe wiegen schwer, der Mann, der für den TSV in der Hockey-Bundesliga gespielt hat, soll mehrere Frauen sexuell belästigt haben, in einem Fall soll es zu einer Vergewaltigung gekommen sein. Konkret soll er, so teilt es die Staatsanwaltschaft mit, Mitte September 2022 eine Geschädigte plötzlich und unvermittelt geküsst und trotz des daraufhin geäußerten entgegenstehenden Willens sexuell motiviert berührt haben.
Mehrere Übergriffe auf Vereinsfeier?
Wenige Wochen später, Anfang Oktober, fand eine Vereinsfeier des Hockeyclubs statt. Dort soll der Mann derselben Geschädigten plötzlich und unvermittelt einen Zungenkuss gegeben und sie im Intimbereich berührt haben. Doch damit nicht genug: Im weiteren Verlauf der Feier soll er einer weiteren Geschädigten ebenfalls plötzlich und unvermittelt einen Zungenkuss gegeben haben.
Mit einer weiteren, dritten Geschädigten soll es sodann in den frühen Morgenstunden – die Feier war da schon vorüber – gegen deren Willen im Auto, das dem Tatverdächtigen gehört, auf dem Parkplatz des Clubheims zum Oral- und Geschlechtsverkehr gekommen sein. Die Geschädigte sei davon ausgegangen, dass der Tatverdächtige sie nach Hause fahren würde, das habe er ihr zugesagt.
Bei dem Vereinsfest soll es sich um ein Oktoberfest gehandelt haben, das die erste Damenmannschaft des Vereins, die ebenfalls in der Bundesliga spielt, in den Räumen des Vereins am Fernmeldeturm am Neckar ausgerichtet hatte.
Wie der Anwalt des Beschuldigten, Edgar Gärtner, bereits zuvor bestätigt hatte, soll es zwischen seinem Mandanten und der Anzeigenerstatterin zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Das Ganze sei allerdings einvernehmlich erfolgt. Für eine Stellungnahme war Gärtner am Freitag nicht zu erreichen; offen blieb demnach, ob er den Mann noch vertritt.
Unklare Rolle des Vereins
Als die Vorwürfe bekannt wurden, hat das vor Monaten hohe Wellen geschlagen. Unklar bis heute ist, was der Verwaltungsrat des Vereins wusste. Nach unbestätigten Aussagen soll es schon am Tag nach der Vereinsfeier Gespräche gegeben haben. Der Mann habe aber zunächst weiter Bundesligaspiele bestritten. Später wurden dann sowohl er als auch die Frau, die die Vergewaltigung angezeigt hat und die ebenfalls Mitglied im Verein ist, suspendiert.
Fragen ließ der Vereinsmanager am Freitag weitgehend unbeantwortet, er teilte lediglich mit, dass die Spielerin trainiere und bei ihrer Mannschaft spiele, der betreffende Spieler habe den Verein inzwischen verlassen.
Ob das Thema Schutzkonzepte angegangen wurde, blieb ebenfalls offen. Breitensportvereine waren durch eine neue Studie in den Fokus geraten. Danach sind Gewalterfahrungen auch im Breitensport keine Einzelfälle. Experten halten Schutzkonzepte deshalb für dringend erforderlich, um übergriffiges Verhalten sowie sexualisierte Gewalt zu verhindern. In vielen Vereinen existieren solche Schutzkonzepte jedoch nicht oder noch nicht, auch nicht beim TSV Mannheim Hockey.
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