Mannheim

"Höchster Feiertag im Quartier": Das ist beim Nachtwandel im Jungbusch geboten

"Man muss hin!" Bunt und vielfältig wird der Nachtwandel im Mannheimer Jungbusch. Dabei soll Lärm vermieden, Ungewöhnliches geboten und ein Fest der Demokratie gefeiert werden. Was 2024 in Mannheims Szenestadtteil los sein wird

Von 
Roland Schmellenkamp
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Beim Nachtwandel im Jungbusch ist immer sehr viel los. © Michael Ruffler

Mannheim. Genauso bunt und vielfältig wie Mannheims schillerndster Stadtteil Jungbusch wird auch die 18. Auflage des Nachtwandels. Die Veranstaltung ist laut Michael Scheuermann, Geschäftsführer des Trägervereins Gemeinschaftszentrum Jungbusch, der "höchste Feiertag" im Quartier - wobei es mit Freitag und Samstag, 25./26. Oktober, sogar zwei sind.

Lesungen, Ausstellungen, Konzerte und vieles mehr: Das ist der Nachtwandel im Jungbusch

Wie gewohnt werden Lesungen, Konzerte, Ausstellungen, Theater, Installation, Performance und Film geboten, und dies für Besucher kostenlos. Es gibt 63 Veranstaltungsorte, die Bandbreite der Angebote reicht von Meeresbildern, Siebdrucken und Fotos zum Mannheimer Stadtleben bis zu viel Popmusik. Auf dem Programm steht auch ungewöhnliches wie Schreibübungen für Besucher, eine Roma-Wahrsagerin, Schrott-Design und eine Ausstellung zu Wein-Etiketten. Stichwort Gastronomie: Die "kulinarische Völkerverständigung" ermöglicht eine Küche aus Tunesien, Italien, Griechenland, USA, Ukraine, Peru, Türkei und Lateinamerika.

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Der Künstlerische Leiter des Nachtwandels, Eric Carstensen, sagte auf der Pressekonferenz zum Nachtwandel lapidar: "Man muss hin!" Er stellte drei Besonderheiten vor. Zum einen wird die Aral-Tankstelle sozusagen zur "Kultur-Tanke": Live-Bands spielen in der Waschstraße und Künstler stellen ihre Projekte vor. Weiter wird ein örtlicher Videokünstler auf dem Quartiersplatz Projektionen zeigen. Carstensen: "Das Schöne an Licht ist, dass es eindrücklich ist, aber keinen Lärm macht." Den wollen die Macher nämlich vermeiden: Zwar gibt es auch auf den Straßen Live-Musik, aber viel davon findet in Gebäuden statt und auf Partymusik aus Lautsprechern wird ganz verzichtet.

"KulturContainerStadt" auf Promenade des Verbindungskanals

Er nennt als weiteren Höhepunkt die "KulturContainerStadt" auf der Promenade des Verbindungskanals: In zwölf Kunst-Containern werden verschiedene Projekte präsentiert. Gefördert wird dies von der Firma Contargo, die die Container zur Verfügung stellt. Für die Nutzung habe es, so Carstensen, sogar Bewerbungen von Künstlern aus Karlsruhe gegeben, was jedoch abgelehnt wurde: Der Nachtwandel soll von und mit örtlichen Akteuren stattfinden. 

Michael Scheuermann, der seit dem ersten Nachtwandel 2004 bei der Organisation dabei ist, betont: "Kunst und Kultur sind Türöffner und Brücken für Austausch." Man sei stets offen gewesen und habe nie bestimmte Formate vorgegeben. Er weist darauf hin, dass der Nachtwandel auch ein Fest der Demokratie ist: Bei der Jungbuschhalle und deren Vorplatz werden sich zahlreiche Initiativen vorstellen, so etwa die Umweltgruppe und das Medinetz. Rund 800 Menschen seien an den Veranstaltungen des Nachtwandels beteiligt, diese werden von Gastronomen, Künstlern und Kreativen sowie Vereinen, Institutionen und Bewohnern organisiert.

Nachtwandel im Jungbusch - wichtige Infos

  • Der 18. Nachtwandel findet am Freitag/Samstag, 25./26. Oktober statt. Es gibt 63 Veranstaltungsorte und zusätzlich einen "Kinder-Nachtwandel". Das Programm steht Online unter www.nachtwandel-im-jungbusch.de zur Verfügung. Die Teilnahme ist für Besucher kostenlos. 
  • An den Tagen ist der Veranstaltungsbereich komplett für den Verkehr gesperrt. Weil es wenige Parkplätze gibt, wird Besuchern das Fahrrad oder der ÖPNV empfohlen. 
  • Da Glasverbot besteht, sollten auch keine Getränke in Flaschen mitgebracht werden. Die Veranstalter bitten um mindestens 5 Euro Spende für einen speziellen Becher, damit muss an Ausschänken auch kein Pfand bezahlt werden. Die Becher bitte in Sammelboxen zurücklassen, sie werden nächstes Jahr wiederverwendet.

Der Nachtwandel kostet natürlich: Mit etwa 22.000 Euro werden Künstler und Musiker gefördert, viel Geld fließt beispielsweise in Sicherheit und Organisation. Insgesamt betragen die Ausgaben gut 100.000 Euro, so Oliver Althausen, Geschäftsführer bei der städtischen Tochter Veranstaltungen - Tourismus - Marketing Mannheim GmbH (VTM), die den Nachtwandel veranstaltet. Einnahmen kommen über die Becher-Spenden der Besucher (etwa 20.000 Euro bei gutem Wetter) sowie Beiträge von Gastronomen (rund 30.000 Euro) - bleibt ein Defizit von etwa 50.000 Euro. Das ist auch der Zuschuss der Stadt, "ohne den der Nachtwandel nicht in dieser Form laufen könnte". 

Christian Specht: "Wir leben davon, dass sich Menschen einbringen"

"Wir leben davon, dass sich Menschen einbringen, die Stadt kann nicht alles regeln", erklärte Oberbürgermeister Christian Specht. Er zeigt sich vom Nachtwandel begeistert, vergangenes Jahr sei er mit einer Gruppe dabei gewesen: "Es ist mehr als ein Stadtteilfest, ein Aushängeschild für den Veranstaltungskalender. Viele Besucher kommen aus der Region." Der Nachtwandel sei ein Ausdruck, wofür Mannheim stehe, nämlich "Urbanität, Toleranz und kreative Teile, die zusammenkommen". 

Außerdem werde der interreligiöse Dialog gelebt, zum Beispiel könne man eine Moschee besuchen: "Der niederschwellige Zugang ist etwas Besonderes." Rund 25.000 Besucher seien 2023 gekommen.

Die offizielle Eröffnung durch Specht und die Organisatoren findet Freitag, 25. Oktober, um 20.30 Uhr vor dem Laboratorio 17 in der Jungbuschstraße 17 statt, wo das Kulturfest einst geboren wurde. Wie schon im Vorjahr wird es auch bei der diesjährigen Ausgabe bereits am Samstagnachmittag ab 16 Uhr ein Angebot für Kinder und Familien geben.

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