Klimawandel

Hitze setzt dem Stadtwald Mannheim zu

Die anhaltende Hitze und Trockenheit der letzten Jahre hinterlassen deutliche Spuren im Mannheimer Stadtwald. Besonders die Kiefern leiden stark unter den extremen Bedingungen, aber auch Buchen und Eichen sind betroffen

Von 
Bernhard Haas
Lesedauer: 
Immer mehr Kiefern, wie hier im Dossenwald, sterben ab. © Bernhard Haas

Mannheim. Die Hitze und Trockenheit der letzten Jahre hat dem Stadtwald starke Schäden zugefügt. Vor allem die Kiefern sind betroffen, aber auch bei Buchen und Eichen sind Ausfälle zu verzeichnen. Die maschinelle Entnahme geschädigter oder abgestorbener Bäume führt zu mehr Lichteinfall, damit wird die Ausbreitung von Neophyten wie Spätblühender Traubenkirsche (Prunus serrotina), aber auch Robinie und Götterbaum gefördert. Das alles sind Folgen des Klimawandels, der „ja nicht mehr wegzudiskutieren ist“, sagt Rolf Dieter, der Ehrenvorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Mannheim (SDW) im Gespräch mit dieser Redaktion.

„Dramatische Entwicklungen“

Es gebe dabei dramatische Entwicklungen, etwa das Vertrocknen alter Kiefern. Diese seien in einer Zeit großer Not früherer einfach gepflanzt worden, „um überhaupt Wald zu haben“, so Dieter. Er verwies darauf, dass vor allem im Rheinauer Dossenwald die Kiefern wegen der extremen Dürre der vergangenen Jahre ausfallen würden.

Der Ehrenvorsitzende der SDW, Rolf Dieter. © Bernhard Haas

Aber auch in den anderen großen Waldgebieten der Stadt, im Käfertaler Wald, im Waldpark und auf der Reißinsel, sei das so. Gerade im Käfertaler Wald käme der höhere Lichteinfall der Spätblühenden Traubenkirsche zugute, die sich geradezu invasiv ausbreiten würde. Genau das aber wolle man verhindern, weil es sich um eine Baumart handle, die ursprünglich aus Nordamerika stammt und die in unseren Wäldern nicht heimisch ist, erklärte der Mann der SDW. „Die wollen wir wieder beseitigen. Aber das kostet Geld und viel Zeit“, sagt Dieter. Mittlerweile zeige selbst die Robinie, dass sie mit den veränderten Umweltbedingungen nicht mehr klarkomme.

"Nicht alle Besucher halten sich an die Spielregeln im Wald“
SDW Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Mannheim

Der Mannheimer Stadtwald gelte vorwiegend als Erholungsraum und lädt zu vielfältigen Aktivitäten ein. Ob für sportliche Betätigungen, zum Spielen oder für Spaziergänge: Bürger sowie Gäste seien eingeladen, den Stadtwald und seine zahlreichen Angebote zu nutzen. Dazu gehören zum Beispiel Bänke, Trimm Dich Pfade, Grill- und Rastplätze und viele weitere Angebote. „Aber nicht alle Besucher halten sich an die Spielregeln im Wald“, kritisiert die SDW.

Ein Film passend zur Bundesgartenschau

Vor allem frei laufende Hunde bedeuteten eine Gefahr für wildlebende Tiere. Aber es gebe auch andere Probleme. Dieter erzählt, die Jäger würden keine Füchse mehr schießen, weil sie deren Fell nicht mehr verwerten können. Aber nicht nur mit solchen Problemen habe der Wald zu kämpfen. Es würden sich immer mehr Tierarten hier niederlassen, die ursprünglich ihre Heimat im Süden hatten. Auch das sei eine Folge des Klimawandels, berichtet Dieter.

Mehr zum Thema

Aktuelle Daten

Klimamonitor für Mannheim - das tägliche Wetter im historischen Vergleich

Veröffentlicht
Von
Daniel Kraft
Mehr erfahren
Umwelt

Viele Neupflanzungen im Bürstädter Wald vertrocknet

Veröffentlicht
Von
Sandra Bollmann
Mehr erfahren
Umwelt

Die Eiche ist der Hoffnungsträger im Heidelberger Wald

Veröffentlicht
Von
Filip Bubenheimer
Mehr erfahren

Extra zur Bundesgartenschau 2023 habe die SDW einen Film gedreht, in der die Wälder Mannheims im Wandel der Jahreszeiten dargestellt werden, erzählt der Ehrenvorsitzende. Als der Filmbeitrag fertiggestellt war, habe er sich mit seinen Mitstreitern gewundert, dass diesen Film niemand haben wollte. Jetzt habe man im Bereich der 3-Zonen Gärten bei den Naturfreunden einen Platz gefunden, die den heimischen Wald mit seinen Tieren zeigen würden.

Nicht alle Folgen des Klimawandels sind vorhersehbar

Als gelungenes Beispiel nennt Dieter die Ansiedelung von Ziegen. Die hätten aber Schwierigkeiten mit mangelnder Wasserversorgung bekommen. Außerdem seien sie nur sporadisch zum „Mähen“ in den Wald gelassen worden. Ablösung sei in zwei Eseln gefunden worden, die jetzt durch den Dossenwald ziehen.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

Sogar Nachwuchs habe sich eingestellt. „Die fühlen sich sichtlich wohl dort und fressen kräftig an den Traubenkirschen“, freut sich Dieter. So manche Anpflanzung in den Wäldern sei auch ganz einfach als Versuch zu verstehen, da nicht alle Folgen des Klimawandels vorhersehbar seien. Da gebe es im Dossenwald eine Anpflanzung mit Libanon- und Atlaszedern. Letztere stamme aus nordafrikanischen Bergregionen (meist Atlasgebirge) Marokkos und Algeriens. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wird die Atlaszeder in Frankreich angebaut - insbesondere zur Wiederaufforstung verarmter und erosionsgefährdeter Flächen. „Das kann auch bei uns von Nutzen sein“, so hofft Dieter.

Freier Autor

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen