Bürstadt. Ganz wunderbar grün sieht es rund um die Bürstädter Grillhütte aus. Nach den wochenlangen Regenfällen sprießt junges Gras, der Boden quietscht noch ein wenig vor Nässe. Und trotzdem hat der Wald unter der Hitze und Trockenheit im Juni und Juli heftig gelitten. „Der Regen kam sechs Wochen zu spät“, lautet die ernüchternde Bilanz von Forstamtsleiter Steffen Hering.
Vor allem den frisch angepflanzten Setzlingen haben die heißen Temperaturen extrem geschadet, berichtet der Leiter des Lampertheimer Forstamts. „Wir haben auf einigen Flächen Ausfälle von bis zu 90 Prozent.“ Teilweise ist von den Eichen und Kiefern im Miniformat kaum etwas übrig - ein herber Rückschlag. Schließlich befindet sich der Forst in Hessen gerade im Umbau: Mischpflanzungen sollen dem Klimawandel und dem Hitzestress künftig besser trotzen als großflächige Monokulturen. Auch rund um Bürstadt und Lampertheim wuchsen vor allem Kiefern auf den sandigen Böden. Die heißen Sommer der vergangenen Jahre hatten den Nadelbäumen heftig zugesetzt, sie hatten dem Schadpilz Diplodia und dem Befall mit Misteln wenig entgegenzusetzen und starben ab. Gerade rund um die Grillhütte am Boxheimerhof mussten etliche Kiefern gefällt werden, von dem alten Baumbestand ist nicht mehr viel übrig. Nur noch einzelne Exemplare ragen in die Höhe, dazwischen einige junge Birken und Eichen.
Braune Blätter und Nadeln
Damit hier in Zukunft wieder dichter Wald steht, haben die Forstleute im Frühjahr 2022 sechs Hektar Fläche neu bepflanzt, mit rund 10 000 kleinen Bäumchen pro Hektar. Stieleichen, Hainbuchen, aber auch Kiefern versuchen nun, dauerhaft Fuß zu fassen. Einige stehen noch ganz gut da, andere haben die trocken-heißen Juni- und Juliwochen nicht überlebt. Etliche braune Blätter und Nadeln sind in den Bäumchen-Reihen zu entdecken.
Dabei hat es im Frühjahr noch so gut ausgesehen für den jungen Wald: Ausgiebiger Regen sorgte für einen kräftigen Wachstumsschub. „Ideale Bedingungen“, wie Steffen Hering bestätigt. Die Pflanzen konnten viel Laub austreiben und ordentlich Sauerstoff produzieren. Ende Mai war es dann schlagartig vorbei mit den Regengüssen. Es wurde heiß und trocken. Ein zu heftiger Umschwung für so manchen zarten Setzling.
Das Pflanzenwachstum ist so gut wie abgeschlossen.
Wie die älteren Bäume die sechs Wochen Dürre überstanden haben, muss sich erst noch zeigen. „Abwarten“, sagt Hering. Ob das nasse Wetter dem Wald wirklich geholfen hat, stehe noch nicht fest. „Das Pflanzenwachstum ist so gut wie abgeschlossen“, erläutert er. Den nass-kalten Herbsteinbruch findet er dennoch „besser als nichts“. Ansonsten wäre die Situation im Wald noch sehr viel schlimmer geworden. Immerhin hat es so ausdauernd geregnet, dass Wasser zumindest in die oberen Bodenschichten versickern konnte. Dafür reicht auch ein kräftigerer Guss nicht immer aus.
Einen riesigen Vorteil haben die nassen Sommerwochen auf jeden Fall. „Die Waldbrandgefahr ist stark zurückgegangen“, stellt Hering klar. Zumal er auch von Lichtblicken berichten kann: Die Eichensamen, die in den vergangenen Jahren ausgesät wurden, halten das trockene Wetter wohl besser aus als befürchtet. Die winzigen Bäumchen, die sich daraus entwickelt haben, tragen zwar nur noch trockene Blätter. „Unter der Rinde ist es allerdings noch grün“, berichtet Hering. Es steckt also noch Leben in den Pflanzen.
Auch ansonsten treffen die Waldexperten immer wieder auf Überlebenskünstler, trotz aller Widrigkeiten. „Manche Bäume wachsen extrem langsam, aber sie sind noch da“, freut sich der Forstamtsleiter. Und auch die Schonung direkt an der B 47 macht Hoffnung.
Herausforderung Klimawandel
Im Frühjahr 2020 kamen hier 20 bis 30 Zentimeter großen Stängel in den Boden. Vor allem aus den winzigen Kiefern sind inzwischen deutlich sichtbare grüne Puschel geworden. Einige Pflanzreihen sind aber auch ziemlich ausgedünnt. Damit hatten die Förster allerdings auch gerechnet: Bei 10 000 Pflanzen auf einem Hektar ist ein gewisser Ausfall einkalkuliert. Und immerhin haben sie den Dürresommer im vergangenen Jahr ganz gut überstanden.
Steffen Hering bleibt auf jeden Fall guter Dinge, auch wenn der Klimawandel eine Riesenherausforderung für den Wald darstellt. Vor allem in der Rheinebene, wo es besonders heiß und der Boden oft sandig und mager ist. „Zwischen Genua und Mailand gibt es auch Wald“, stellt er fest. „Wir haben hier eine große genetische Bandbreite. Da werden doch Bäume dabei sein, die auch der Trockenheit standhalten.“
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