Wetter in Mannheim

Hitze in Mannheim: Freibäder voll - Senioren und Müllwerker leiden

Es ist schon extrem heiß, aber der Höhepunkt kommt erst noch: Wer in Mannheim unter der Hitze leidet - und wer sich daran erfreut.

Von 
Martin Geiger
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Gefragt wie selten zuvor: Vor Mannheims Freibädern, wie hier vor dem Carl-Benz-Bad im Norden der Stadt, bilden sich in diesen heißen Tagen zu Stoßzeiten durchaus Schlangen. © Martin Geiger

Mannheim. Heiß, heißer, Mannheim: An diesem Mittwoch wird der Höhepunkt der aktuellen Hitzewelle erwartet. Der Deutsche Wetterdienst warnt vor einer starken bis extremen Hitzebelastung. Bis zu 40 Grad könnten es mancherorts im Südwesten durchaus werden, sagen die Meteorologen voraus.

Klar, dass man sich da insbesondere in Mannheim auf einiges gefasst machen muss – schließlich hat die Deutsche Umwelthilfe in ihrem Hitzecheck erst vor wenigen Tagen festgestellt, dass die Auswirkungen der hohen Temperaturen hier besonders heftig sind.

Hitze in Mannheim: Menschen kühlen im Carl-Benz-Bad ab

Der ideale Ort, um solche Tage zu überstehen oder sie gar zu genießen, ist natürlich das Freibad. Das kann Moritz Kühner schon ein ganzes Weilchen beobachten. „Seit letzter Woche ist es voller“, sagt der 30-Jährige, der im Carl-Benz-Bad Meister für Bäderbetriebe ist. Am vergangenen Wochenende waren an einem Tag sogar fast 3.000 Leute in der schönen Anlage hoch im Norden der Stadt. „Das erinnerte an glorreiche Zeiten von früher“, freut er sich. Damals seien regelmäßig rund 5.000 Besucherinnen und Besucher in das Bad gekommen.

Und je mehr los ist, desto lieber ist es Kühner, sagt er: „Wir mögen es immer, wenn viele Leute da sind, gerade wenn viele Kinder da sind.“ Zwar haben er und seine Kolleginnen und Kollegen dann auch viel zu tun, weil manchem „die Hitze in den Kopf steigt“ und einige wenige „durchdrehen“, wie der 30-Jährige erzählt. „Aber wenn viel los ist, geht auch die Zeit schneller rum.“ Ab und zu taucht gerade an besonders heißen Tagen schon der Gedanke auf, dass er selbst gerne auch mal ins Becken springen würde, um sich abzukühlen, gesteht Mitarbeiter Jonas: „Aber es ist auch ein gutes Gefühl, Verantwortung zu tragen.“

Freibäder in Mannheim steuern auf einen Rekord zu

Sabine Schmitt springt dagegen praktisch jeden Tag in ein Becken, erzählt die 56-Jährige von der Vogelstang: „Ich muss jeden Tag schwimmen, für meine Fitness.“ Im Sommer sei sie regelmäßig hier im Carl-Benz-Bad: „Ich bin hier groß geworden“, sagt sie. „Des is Dahäm.“ Noch genießt sie auf den Steinstufen neben dem Schwimmerbecken an diesem Nachmittag zu Beginn der Woche die Sonnenstrahlen. Aber wenn es noch heißer wird, „bleibe ich lieber in der Wohnung“.

So leer wie hier ist das Herzogenriedbad zur Zeit nicht. Die HItze könnte für einen Besucherrekord der Mannheimer Freibäder sorgen. © Timo Schmidhuber

Für Luka, Faris, Julien, Jan, Ilias und Nick ist das sicherlich keine Option: „Wir sind jeden Tag hier, von 13 bis 20 Uhr“, erzählen die 15-jährigen Jungs von der IGMH. Warum? „Es bockt einfach!“ „In der Schule ist es sehr warm.“ „Und wegen der Mädels“, rufen sie durcheinander. Eben haben sie sich tollkühn vom Fünf-Meter-Turm gestürzt. Sogar vom Zehner springen sie, erzählen die Jungs, wenn er offen ist. Und was muss man dabei beachten? „Nicht auf den Rücken fallen“, sagt Jan. Faris ergänzt: „Und immer Blickkontakt zum Beckenrand halten – dass die Mädels auch wirklich gucken.“

Nicht nur die Jungs gehen gerne ins Freibad: Insgesamt haben das in Mannheim in diesem Jahr seit der Öffnung der Freibäder im Mai bereits mehr als 100.000 Besucherinnen und Besucher getan, teilt die Stadtverwaltung mit. Fast alle davon übrigens im Juni, der Mai konnte gerade mal knapp 6.000 Menschen in die Becken locken. Dennoch ist diese Zwischenbilanz äußert erfreulich. Denn im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt im Jahr davor, wo es lediglich 46.000 Gäste waren, bedeutet dies mehr als eine Verdopplung.

Ältere Menschen leiden unter der Hitze in Mannheim

Aber natürlich hat die Hitze nicht nur positive Aspekte. Gerade ältere Menschen leiden häufig auch unter den hohen Temperaturen. Nicht jedoch alle, erzählt Snezana Manojlovic, die Leiterin des Caritas-Seniorenzentrums Maria-Scherer-Haus auf der Rheinau: „Einer unserer Bewohner hat noch die Heizung an.“ Denn das Hitze- und Kälteempfinden älterer Menschen unterscheide sich nicht nur von dem jüngerer Personen, sondern auch untereinander.

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Raphael Zellner
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Wichtig für alle sei jedoch, ausreichend zu trinken. Und das stelle gerade bei Senioren durchaus manches Mal eine Herausforderung dar, so die Heimleiterin: „Ältere Menschen haben ein geringeres Durstgefühl.“ Dennoch schwitzen auch sie bei Hitze mehr, weshalb in vielen Einrichtungen an heißen Tagen spezielle Maßnahmen ergriffen werden: „Wir bieten zusätzliche, mit Vitaminen und Spurenelementen angereicherte Getränke mit Geschmack an, um zum Trinken zu animieren“, sagt Manojlovic. Auch Extraportionen Obst mit hohem Wasseranteil wie Wassermelonen oder Pfirsiche werden verteilt.

In Mannheims Pflegeheimen wird zur Sprühflasche gegriffen

In etlichen Zimmern laufen nicht nur Ventilatoren, es werden teilweise auch feuchte Handtücher aufgehängt, um für eine angenehme Umgebung zu sorgen, erklärt die Chefin des Scherer-Hauses, in dem 135 Menschen im Alter zwischen 61 und 99 Jahren leben. Diese werden, wenn sie wollen, auch mit klassischen Sprühflaschen an Beinen, Armen oder im Gesicht angesprüht, um für spürbare Abkühlung zu sorgen.

Bei den Bettlägrigen wird außerdem zweimal täglich die Körpertemperatur kontrolliert, um sicherzustellen, dass sie nicht überhitzen. Die Hitze sei zwar schon eine Herausforderung, sagt Manojlovic, klagen will sie aber nicht, denn ihr Haus habe zwei Vorteile: „Unsere Einrichtung liegt im Grünen und wir haben viel Platz.“

In besonderen Hitzewellen, wie sie aktuell vorliegen, kommt es zu einem weiteren Anstieg der Einsätze.
Daniel Albrecht Rettungsstellenleiter beim Mannheimer Deutschen Roten Kreuz

Generell sind die immens hohen Temperaturen aber schon ein Risikofaktor für die Gesundheit, berichtet Daniel Albrecht, Rettungsstellenleiter beim Mannheimer Deutschen Roten Kreuz: „In besonderen Hitzewellen, wie sie aktuell vorliegen, kommt es zu einem weiteren Anstieg der Einsätze“, erklärt er. Dabei ließen sich zwei Hauptgruppen unterscheiden: Direkte Folgen wie Erschöpfung oder Hitzschlag und indirekte, zum Beispiel durch eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme. Die Zahl der Einsatzkräfte würde während der Hitzewelle dennoch nicht pauschal erhöht.

Hitze in Mannheim: Bäume bekommen Extra-Wasser

In einem anderen Bereich kommt es dagegen zu Veränderungen, erklärt Swen Bauer vom Stadtraumservice der Stadtverwaltung: Aufgrund der trockenen und heißen Witterung werden zum Beispiel Mannheims Stadtbäume häufiger bewässert. Doch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Grünflächen-Abteilung sind nicht die einzigen Hitze-Betroffenen bei der Stadtverwaltung. Auch Gabriele Toccis Arbeit ist anstrengender als sonst.

Mannheims Bäume bekommen während der Hitzewelle eine Extra-Portion Wasser. © Daniel Lukac

„Der Asphaltboden ist heißer, die Tonnen reflektieren die Hitze zusätzlich, die Abgase sind bei höheren Lufttemperaturen verschärft, die Körpertemperatur steigt, man fühlt sich einfach schwach“, sagt der Müllwerker. Dazu käme der ständige Wechsel zwischen kühlen Kellern, wo die Mülltonnen stehen, der klimatisierten Fahrerkabine und der stehenden Hitze in den dicht bebauten Gebieten - sowie der mit den Temperaturen ansteigende Geruch: „Bei Bio- und Restmüll ist der Gestank immens“, erzählt der 36-Jährige.

Dagegen nützt die neue Hitzeschutzkleidung zwar nichts, die die Stadt inzwischen bestellt hat, und zu der etwa Kopfbedeckungen und Sonnenschutzshirts gehören. Dafür kann sie einen beachtlichen Teil der UV-Strahlung abhalten, was für Tocci und seine Kolleginnen und Kollegen durchaus wichtig ist. Denn Hautkrebs ist nach Angaben der Stadtverwaltung in manchen Branchen inzwischen eine der häufigsten Berufskrankheiten.

Viele spannende Themen zum Klimawandel in der Rhein-Neckar-Region finden sich auch im MM-Podcast 68 - Der Klima-Podcast für Mannheim.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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