Mannheim. Der Anfang vom Ende kündigte sich am 20. Oktober 2017 an: Das Karl-Friedrich-Gymnasium (KFG) gab bekannt, das Abitur nach neun Jahren (G9) nicht mehr anbieten und künftig allein auf die achtjährige Alternative (G8) setzen zu wollen. Damit zeichnete sich ab, dass es in Mannheim bald kein einziges allgemeinbildendes öffentliches Gymnasium mit G9 mehr geben würde. Und so konnten Fünftklässler am KFG zum Schuljahr 2019/20 zum letzten Mal in den G9-Zug einsteigen.
Wieso hatte das KFG dieses Alleinstellungsmerkmal? Das lag an den Vorgaben des Landes. Zum Schuljahr 2004/05 führte Baden-Württemberg das „Turboabitur“ ein, also G8 – wie viele andere Bundesländer wollte man dem Wunsch der Wirtschaft nach Straffung der Ausbildung Rechnung tragen. Aber nach ein paar Jahren deutete sich vor allem im Westen der Bundesrepublik eine Kehrtwende an.
Interesse bei JGG und LFG
Während zum Beispiel Hessen den Schulen die Wahl zwischen G8 und G9 freistellte, eröffnete Baden-Württemberg zu den Schuljahren 2012/13 und 2013/14 jeweils 22 Schulen die Möglichkeit einer Rückkehr zu G9. Eine davon – und die einzige in Mannheim – war das KFG.
Nach dem freiwilligen Rückzug klafft hier eine Lücke – die mindestens zwei andere Bildungseinrichtungen der Quadratestadt gerne gefüllt hätten. Sowohl Ludwig-Frank- (LFG) als auch Johanna-Geissmar-Gymnasium (JGG) bekundeten Interesse. Aber die damalige Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) lehnte einen Ersatz kategorisch ab. Nachfolgerin Theresa Schopper von den Grünen bleibt bei dieser Linie.
Zum vollständigen Bild gehört allerdings auch, dass es in Mannheim nach wie vor G9-Angebote gibt – zum Beispiel in den Privatgymnasien Kurpfalz und Bach oder der Gesamtschule Herzogenried (IGMH). Außerdem eröffnen die beruflichen Gymnasien Friedrich List, Carl Benz und Helene Lange Schülerinnen und Schülern mit Mittlerer Reife den dreijährigen Weg zum Abitur.
Dennoch: Es klafft eine Lücke. So sieht das auch Roland Haaß, der nicht nur Direktor des JGG, sondern seit ein paar Monaten auch geschäftsführender Leiter der Mannheimer Gymnasien ist. Bei der Vollversammlung des Gesamtelternbeirats im November 2022 betonte er: „Ich könnte mir gut vorstellen, wieder zu G9 zurückzukehren.“
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Er erinnert sich an die Doppeljahrgänge, die es mit der Einführung von G8 gab. Als Oberstufenberater habe er damals gemerkt, „dass die Jugendlichen, die bereits in der elften Klasse waren, schon viel besser wussten, was sie irgendwann mal machen möchten“. Die Zehntklässler dagegen seien oft „noch nicht so zielgerichtet“ gewesen.
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