Seit Anfang Juni verzeichnet die Mannheimer Polizei eine deutliche Zunahme schwerer Raub- und Erpressungsdelikte im öffentlichen Raum. Das hat sie am Donnerstag in einer Presseinformation mitgeteilt.
Gefährliche Vorfälle in der Stadt Mannheim häuften sich
Die Serie von Gewalttaten gipfelte in zwei besonders brutalen Vorfällen: Am 5. Juli wurde ein 21-Jähriger am Swanseaplatz bei einem Messerangriff lebensgefährlich verletzt. Nur acht Tage später, am 13. Juli, wurde ein 36-Jähriger in der Straße „Auf dem Sand“ aus einer elfköpfigen Gruppe heraus mit „gefährlichen Gegenständen“ attackiert und schwer verletzt. Auch hier bestand Lebensgefahr.
Mannheimer Innenstadt, Jungbusch, Schwetzingervorstadt als Tat-Hotspots
Ermittlungen des Kriminalkommissariats Mannheim führten zu einer Gruppierung von jungen Männern im Alter zwischen 16 und 23 Jahren, die in wechselnder Besetzung im Stadtgebiet Raub- und Gewaltdelikte begangen haben sollen. Laut Polizei ist bei den Taten ein stetiger Anstieg an Gewaltbereitschaft zu beobachten. Schwerpunkt der Übergriffe seien die Stadtteile Innenstadt, Jungbusch und Schwetzingervorstadt.
Um die Vielzahl der Fälle aufzuklären, wurde Mitte Juli im Präsidium die Ermittlungsgruppe „Groupe 68“ eingerichtet. Der Fokus liegt derzeit auf 23 Fällen – die Ermittler gehen jedoch davon aus, dass die tatsächliche Zahl deutlich höher ist. Bisher konnten auf Antrag der Staatsanwaltschaft Mannheim Haftbefehle gegen sechs Mitglieder der etwa 20-köpfigen Gruppe vollstreckt werden. Drei weitere Tatverdächtige sitzen bereits aufgrund anderer Verfahren in Untersuchungshaft.
Kriminalität: Mannheimer Polizei geht von nicht gemeldeten Taten aus
Die Polizei geht davon aus, dass es bislang nicht gemeldete Taten gibt. Geschädigte werden gebeten, sich beim kriminalpolizeilichen Hinweistelefon unter 0621/174 4444 zu melden oder Anzeige bei einer Polizeidienststelle zu erstatten. Die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei dauern an.
Wie entwickelte sich die (Jugend-)Kriminalität zuletzt in Mannheim?
Doch wie war zuletzt die Lage der Kriminalität in Mannheim? „Es sind nicht so gravierende Veränderungen, dass das besorgniserregend wäre“, sagte Polizeipräsidentin Ulrike Schäfer jüngst im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung des Gemeinderats, als sie die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 für den Stadtkreis Mannheim vorstellte. Bei Aggressionsdelikten im öffentlichen Raum sind die Zahlen 2023 bis 2024 um 7,9 Prozent zurückgegangen. „Eine gute Nachricht“, sagte Schäfer. „Interessant“ fand Schäfer dabei, dass Messerdelikte abgenommen haben.
Einen generellen Rückgang um insgesamt 4,6 Prozent hat es laut Schäfer bei jugendlichen und heranwachsenden Tatverdächtigen gegeben.
Jugend bei Straßenkriminalität in Mannheim überproportional vertreten
Im Bereich der Eigentumsdelikte ist der Anteil der Heranwachsenden dagegen um zehn Prozent gestiegen. Bei Straßenkriminalität seien Jugendliche ebenso überproportional oft vertreten, sie machten 15,7 Prozent aller Tatverdächtigen aus.
Besonders besorgniserregend ist laut Schäfer die hohe Anzahl tatverdächtiger Kinder im Bereich der ansonsten rückläufigen Gewaltkriminalität. Sie stieg von 29 auf 59. „Eine Steigerung von über 100 Prozent“, so Schäfer. Hier kündigte sie an, mit mehr Präventionsprojekten gegensteuern zu wollen.
Gewaltkriminalität in Deutschland auf einem neuen Höchststand
Experten hatten öffentlich zuletzt immer für mehr Jugendhilfe statt Jugendstrafen plädiert. In Mannheim gibt es außerdem das Haus des Jugendrechts. Es ist für Straftaten von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden zuständig. In diesem arbeiten Polizei, Staatsanwaltschaft und Jugendhilfe im Strafverfahren behördenübergreifend unter einem Dach.
Die Fachkräfte der Jugendhilfe dort organisieren und vermitteln etwa gerichtliche und staatsanwaltschaftliche Weisungen. Zum Beispiel gemeinnützige Arbeit, soziale Trainingskurse sowie Täter-Opfer-Ausgleich an verschiedene Beratungsstellen und vieles mehr. Außerdem sprechen sie mit den jungen Straftätern über die Hintergründe und Auslöser der Straftat.
Die Gewaltkriminalität allgemein in Deutschland ist laut Polizeilicher Kriminalstatistik 2024 des Bundeskriminalamts leicht gestiegen, um insgesamt 1,5 Prozent auf 217.277 Fälle. Das ist ein neuer Höchststand (seit 2007).
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