Mannheim. „Töte den. Töte den.“ Immer wieder schlägt ein junger Mann mit Fäusten auf den Kopf eines Mannes ein, der am Boden liegt – angefeuert von einem lachenden Begleiter, der die Szene mit dem Handy filmt. Sekunden zuvor hat das Opfer bereits einen Tritt gegen den Kopf hinnehmen müssen. Um den Schläger C., sein Opfer und C.s Kumpel mit dem Handy herum ist lautes Gebrüll zu hören.
Mehrere, überwiegend junge Männer sind in den Sekunden zuvor zu sehen, wie sie sich prügeln. Es ist dunkel. Die Szene auf dem Platz zwischen Justus-von-Liebig-Schule und der Straßenbahnhaltestelle „Schafweide“ wirkt angesichts der Größe der Auseinandersetzung sowie der Wucht der Schläge und Tritte beängstigend.
Videos von Schlägereien aus Mannheim werden auf Instagram verbreitet
Ob C. den Mann tatsächlich töten oder ihm „nur“ eine Tracht Prügel verpassen wollte, ist nicht klar. Der Schläger soll jedoch Teil einer Gruppe sein, die er gemeinsam mit seinen beiden Brüdern anführt. Das berichten zwei Männer, die sich mit Videos, die auf einem privaten Instagram-Kanal verbreitet werden, an den „MM“ gewandt haben. Wir treffen uns mit einem von ihnen zum Gespräch. Er möchte anonym bleiben – zum eigenen Schutz, wie er sagt. „Das sind Menschen, die mich ständig bedrohen. Die posten solche Videos ganz offen – wie sie auf Leute einprügeln“, erzählt der Mann. Wir nennen ihn Mirko.
Auf dem Instagram-Kanal ist ein weiterer Clip zu sehen. „Schönau vs Pedro aus Neckarstadt. Pedro kassiert“, steht dort. Zu sehen ist mutmaßlich der Mann, den C. zuvor verprügelt hatte – und der nun benommen am Boden liegt. Mirko zeigt uns ein weiteres Video: C. sitzt auf dem Parkplatz eines Fast-Food-Restaurants in einem Cabrio – mit einer Pistole in der Hand, mit der er so selbstbewusst posiert, als hätte er keine Angst vor Konsequenzen. Wann das Video aufgenommen wurde, ist unklar.
Polizei bestätigt Einsatz in Mannheim– weitere Details bleiben aber offen
Die Prügelei soll laut Mirko am 25. März stattgefunden haben. Ein Sprecher der Polizei bestätigt, dass es an diesem Abend einen entsprechenden Einsatz gegeben hat. Ermittlungen wegen des Verdachts der Körperverletzung seien eingeleitet worden. Weitere Angaben könne er derzeit nicht machen. So bleibt unter anderem unklar, wie viele Personen beteiligt waren, wer sie waren und ob sie bereits polizeibekannt sind. Die mitgeschickten Videos der Prügelei sind der Polizei zum Teil bekannt. Der Clip mit der Waffe sei hingegen erst durch die Anfrage dieser Redaktion aufgefallen, sagt der Sprecher. Ob das Video ein strafrechtlich relevantes Verhalten zeigt, werde nun geprüft.
Im Laufe dieser Woche erreicht ein weiteres Video die Redaktion, das C. in einer weiteren Schlägerei zeigt. Wieder ist der Begleiter im Hintergrund zu hören. Mehrere Menschen stehen um die Prügelnden herum, schauen zu, feuern C. an, der seinen Kontrahenten zu Boden bringt. Auch hier ist unklar, wann das Video entstanden ist.
Für die ist es eine Art Hobby, andere zu bedrohen oder sie zu verprügeln, wenn sie ihnen nicht passen.
C. und seine Brüder sollen von der Schönau stammen, sagt Mirko, der angibt, die Geschwister seit Jahren zu kennen. Unabhängig überprüfen lässt sich das nicht. Die Gruppe, die die Anfang- bis Mitte-20-jährigen Geschwister um sich schart, soll es seit mehreren Jahren geben. Sie seien bereits mehrfach in Erscheinung getreten – etwa mit Angriffen auf Jugendliche. Vor drei oder vier Jahren, sagt Mirko, hätten sie auch mal Jugendliche verprügelt. Auch im Jungbusch und nun eben in der Neckarstadt sollen sie in Schlägereien verwickelt gewesen sein.
Quelle erzählt von Bedrohungen und andauerndem Konflikt
Irgendwann sollen sie einen Freund von ihm ausgeraubt haben, erzählt Mirko. Später hätten sie einen Nachbarn von ihm über Jahre hinweg schikaniert und schließlich verprügelt. Eine unabhängige Bestätigung dieser Aussagen liegt der Redaktion nicht vor.
„Für die ist es eine Art Hobby, andere zu bedrohen oder sie zu verprügeln, wenn sie ihnen nicht passen“, sagt Mirko. Mit den Videos suchten sie Aufmerksamkeit und versuchten, sich zu profilieren, vermutet er. Auch er selbst sei bedroht, eingeschüchtert und mehrfach verbal zu Prügeleien provoziert worden – weil er sich mit Menschen umgebe, die der Gruppe missfielen.
„Ich werde in einen Konflikt gezogen, mit dem ich nichts zu tun habe“, sagt er. „Ich lasse mich auf keine Schlägerei ein – das mache ich nicht. Aber das alles muss endlich aufhören. Ich will einfach meine Freizeit genießen, wenn ich von der Arbeit komme.“
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