Gesundheit

Gesundheitsministerin Warken auf „Visite“ am Uniklinikum Mannheim

Die Bundesgesundheitsministerin Nina Warken hat die Universitätsmedizin Mannheim besucht. Das bedeutet ihre Stippvisite für den Klinikverbund mit Heidelberg.

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Joachim Klaehn
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Gruppenbild mit Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (Mitte.) in der Universitätsmedizin Mannheim: Oberbürgermeister Christian Specht (2.v.r.) und Professor Hans-Jürgen Hennes (3.v.l.), Medizinischer Geschäftsführer des Uniklinikums, freuen sich über den Besuch. © Joachim Klaehn

Mannheim. Hoher Besuch: Die Universitätsmedizin Mannheim ist glücklich, Oberbürgermeister Christian Specht strahlt – und die rund 50 Teilnehmenden am straffen Fachprogramm für Bundesgesundheitsministerin Nina Warken sind gespannt, welche Erkenntnisse die Karl-Lauterbach-Nachfolgerin nach Berlin mitnehmen wird.

Bei Warkens zweistündiger „Visite“ am Theodor-Kutzer-Ufer wird klar: Die Gesundheitsversorgung in Deutschland muss neu definiert werden. Ein Maßnahmenkatalog bedarf der Validierung und schnellen, unbürokratischen Umsetzung. Denn die Herausforderungen sind komplex.

Anfangs ist bei der gelernten Juristin, die seit Mai im Kabinett von Friedrich Merz ist, eine latente Grundnervosität zu spüren. Doch die Verantwortlichen der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) machen es der Ministerin leicht: Sie erhält ein tieferes Bild von der Forschungs- und Innovationskraft des Standorts und alle Beteiligten dürfen ihre Vorfreude auf den geplanten Klinikverbund Heidelberg-Mannheim zum Ausdruck bringen.

Kooperation zwischen Mannheim und Heidelberg „zukunftsträchtig“

Einen Tag nach dem Spatenstich für das neue Heidelberger Herzzentrum, das rund 557 Millionen Euro kostet, liegt der Warken-Besuch vom Timing her optimal. „Ich bin überzeugt von der exzellenten Arbeit hier in Mannheim“, sagt Nina Warken im Patientenhaus 43. „Gemeinsam mit Heidelberg entsteht etwas ganz Besonderes. Aus meiner Sicht ist dies zukunftsträchtig, wenn wir Standorte stärken und noch mehr auf Kooperationen setzen.“

Bereits am 21. Juli hatte Warken bei ihrer Stippvisite im Universitätsklinikum Heidelberg und Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) konstatiert, dass dort der „Geist der Krankenhausreform“ wehe. Nun soll der Startschuss für den Klinikverbund am 1. Januar 2026 fallen – und mit Professor Hanns-Peter Knaebel (57) wird ein Chirurg und erfahrener Unternehmer als Vorstandsvorsitzender die Gesamtverantwortung im Verbund übernehmen, sofern Landtag und Aufsichtsrat dem designierten Chef zustimmen.

Die Gesundheitsministerin weiß, dass Unikliniken über herausragende Rahmenbedingungen, Forschung, Lehre, innovative Konzepte und patientenorientierte, personalisierte Hightech-Medizin verfügen. Kooperationen und Verbünde seien richtungsweisend. Gerade Unikliniken müssten Koordinations- und Übersetzungsaufgaben übernehmen. „Genau das ist es, was wir mit der Krankenhausreform erreichen wollen. Insbesondere für komplexe Eingriffe brauchen wir starke Maximalversorger, die ausgezeichnete Expertise für beste Behandlungsergebnisse vorhalten“, so Warken.

Sie weist auf eine flächendeckende Versorgung in der Stadt und auf dem Land hin. Gesundheitsexperten versprechen sich vom „Krankenhaustransformationsfonds“ (2026 bis 2035), mit einem Finanzvolumen von über 50 Milliarden Euro ausstaffiert, die Förderung von Umstrukturierungsprozessen, die bundesweit dringend notwendig scheinen.

Mannheim investiert in den Klinikneubau „Neue Mitte“

Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht hatte den Besuch der Ministerin eingefädelt. „Bleiben Sie etwas länger – es wird sich lohnen“, verrät Specht augenzwinkernd. Der OB betont: „Beim Klinikverbund sind wir gut im Zeit- und Fahrplan. In den Klinikneubau ‚Neue Mitte‘ investieren wir über 200 Millionen Euro. Wir nehmen diese Neuverschuldung in Kauf, weil es ein Stück Zukunft für Mannheim ist.“

Specht entwarf vor Nina Warken ganzheitliche Bilder: Der ländliche Raum dürfe „nicht abgehängt werden, sonst verlieren wir Vertrauen in den Staat“. Schlaganfälle könnten überall passieren, also brauche man neue Versorgungsprojekte. Man benötige eine ausgezeichnete Ausbildung für Ärztinnen und Ärzte, Anreize für Niederlassungen, neue Existenz- und Unternehmensgründungen, neue Verfahren, neue Produkte, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Kurzum: Eine Mammutaufgabe.

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Emotionaler Vorteil: Nina Warken, die aufmerksam zuhört und einen anderen Kommunikationsstil als Vorgänger Lauterbach pflegt, kennt sich in der Region aus. Sie hat früher in Heidelberg Jura studiert, in Mannheim gearbeitet, gewohnt und Tennis gespielt. Sie spricht von Allianzen im Gesundheitswesen. „Wir müssen versuchen, alles besser zusammenzubinden und zu den Leuten auf die Straße zu bringen“, schlägt sie niederschwellige Töne an. „Zwischen Ökonomie und Bürgerinnen und Bürgern muss eine Klammer entstehen. Ein Stück weit muss das Krankenhaus zur Patientin und zum Patienten kommen.“

Genau das bekommt sie in Mannheim gezeigt. Professor Hans-Jürgen Hennes, Medizinischer Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Mannheim, resümiert gegenüber Warken: „Wichtig war uns, den Translationsaspekt zu demonstrieren. Die Forschungsergebnisse finden in Mannheim und in der Region direkt Eingang in die Versorgung. Neben dem medizinischen Auftrag haben wir auch einen sozialen Auftrag, durch den die Gesundheitsversorgung in der Bevölkerung angehoben wird. Es ist unstrittig, dass wir eine Strukturreform brauchen.“

Nina Warken wirft einen Blick in das „Stroke-Mobile“ des Universiätsklinikums Mannheim. © Joachim Klaehn

Nicht von ungefähr gelte beim Klinikverbund das Motto: Mehr Breite in der Spitze. Nina Warken lässt sich das „Stroke-Mobile“, einen DRK-Transporter der mobilen Schlaganfalleinheit, sowie die mobile Forschungseinheit „Wissenschaft auf Rädern“ erklären. „Die Themen haben Frau Warken tatsächlich sehr beschäftigt“, berichtet Dr. Anna Kaiser, Wissenschaftliche Leiterin in der Abteilung Public Health, Sozial- und Präventivmedizin von Professor Falko Sniehotta, auf Nachfrage. „Die Schere geht zwischen sehr hohen Ausgaben im Gesundheitssystem und unserer Lebenserwartung auseinander.“ In Deutschland liege die Lebenserwartung knapp unter dem europäischen Durchschnitt, umso wichtiger sei es, evidenzbasiert zu handeln, Ungleichheiten zu reduzieren und durch flächendeckende Prävention Gesundheit zu stärken.

Mannheimer Forschungscampus „M2OLIE“ beeindruckt die Ministerin

Mitarbeitende des Forschungscampus „M2OLIE“ präsentieren Nina Warken, wie mithilfe von molekularer Intervention innovative Einzelzelltherapien in der Tumorerkennung und -bekämpfung möglich sind. Falko Sniehotta zeigt zur Abrundung in seinem launigen Impulsvortrag, welchen Mehrwert Strategien in der Präventionsmedizin und digitalen Gesundheit bieten. Mehrfach wird Nina Warken von der Mediziner-Gilde als „Zukunftsministerin“ bezeichnet. Schmunzelnd kontert sie schlagfertig: „Es fängt an, mir zu gefallen.“ Nach zwei Stunden ist für Warken und ihren Ministerialtross der Tour d’Horizon beendet. Sie fühlt sich informiert - umfassend.

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