Verkehrsversuch

Gesperrte Fressgassen-Durchfahrt in Mannheim: Erste Bilanz

Von 
Valerie Gerards
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Autofreie Zone: Der Fußgängerbereich am Ende der Freßgasse zwischen P 1 und Q 1. © Valerie Gerards

Mannheim. Seit zwei Wochen ist in Mannheim die Freßgasse in Höhe von Galeria Kaufhof zwischen P 1 und Q 1 sowie hinter der Breiten Straße, zwischen E 1 und F 1, für den Autoverkehr gesperrt. Im Rahmen des Verkehrsversuchs wurde dort eine autofreie Zone eingerichtet. Eine erste Befragung zeigt: Die Mehrheit der Passanten wertet die Verkehrsberuhigung als positiv. Anwohner und Einzelhändler sehen die Maßnahme jedoch noch überwiegend kritisch.

Die Stadtverwaltung zeigt sich zufrieden mit dem Eröffnungswochenende für den zusätzlichen Fußgängerbereich. An beiden Tagen waren die Besucher eingeladen, anonym ihre Meinung zu äußern. Nach Angaben der Stadt werteten 75 Prozent der 160 Befragten die Verkehrsberuhigung als positiv. Mehr als die Hälfte von ihnen habe angegeben, durch die neue Verkehrsführung öfter in die Innenstadt kommen zu wollen. Inzwischen wurden die Loungemöbel und der Rollrasen entfernt und der Bereich baulich eingerichtet.

Laut Stadt: Befürchtetes Verkehrschaos ausgeblieben

Als eine Maßnahme, Städte lebenswerter zu machen und „weniger laut, weniger giftig und weniger gefährlich“, schätzt der Ludwigshafener Roland Epple den Verkehrsversuch ein. „Endlich kann ich da halbwegs ungefährdet radeln. Ich könnte fast mein Kind mitnehmen“, sagt er. Er begrüßt die weiteren geplanten Maßnahmen, die in den kommenden Wochen umgesetzt werden. Laut Stadtverwaltung gab es im Zusammenhang mit dem Verkehrsversuch keine außergewöhnlichen Beeinträchtigungen.

Das bestätigt auch das Polizeipräsidium auf Nachfrage: Wegen des Umleitungsverkehrs habe es lediglich eine Verkehrsverdichtung in der Erbprinzenstraße in Höhe der Einmündung zum Kurpfalzkreisel festgestellt. „Das zuvor befürchtete Verkehrschaos ist ausgeblieben“, sagt Stadtsprecherin Corinna Hiss. Eine Eingewöhnungszeit sei aber noch notwendig, bis die neue Verkehrsführung angenommen werde.

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Nicht alle Anwohner teilen die Sicht der Verwaltung. „Die umgelenkten Verkehrsströme bescheren den Anwohnern erneut eine unerträgliche Blechlawine, deren Verursacher durch ihr teilweise indiskutables Verhalten nicht nur eine massive Belästigung der Anwohnerschaft darstellen, sondern auch eine tatsächliche Gefährdung durch unentwegte Verkehrsregelverstöße“, meint etwa Henning Koehler aus der Erbprinzenstraße. Wolfgang Wachenheim findet: Wenn in Zukunft in diesen Straßen keine Autos mehr parkten, dafür aber die Gastronomie sich breit gemacht habe, könne von einer Beruhigung keine Rede sein.

Verkehrszählung soll stattfinden

Die Stimmen der Anwohner in der Erbprinzenstraße zum Verkehrsversuch seien überwiegend negativ, berichtet Wolfgang Ockert, Vorsitzender des Bürger-und Gewerbevereins Östliche Innenstadt. Die Zielsetzung, den Durchgangsverkehr aus der Innenstadt zu verbannen, hält er grundsätzlich für richtig - denn der habe dort nichts zu suchen. „Eigentlich müssten Anwohner und Einzelhändler es befürworten, den Verkehr aus der Innenstadt rauszuhalten. Aber wenn man sich so belästigt fühlt, ist einem die Zielsetzung erstmal herzlich egal“, erklärt Ockert.

Er weist auf drei Faktoren hin, die derzeit zusätzlichen Verkehrsdruck verursachten: Noch immer fehle das Parkleitsystem, das vergangenes Jahr installiert werden sollte. Hinzu kämen die nach wie vor laufenden Bauarbeiten an der Konrad-Adenauer-Brücke. Die Sperrung des Fahrlachtunnels sei der dritte Faktor, der aktuell den Verkehrsdruck in der Innenstadt erhöhe.

Zwei Wochen nach Beginn des Verkehrsversuchs habe er aber den Eindruck, dass der Druck durch den zusätzlichen Verkehr langsam abebbe. „Bei den Autofahrern, die jahrelang durch die Erbprinzenstraße in die Pfalz rübergefahren sind, tritt ein Gewöhnungseffekt ein. Sie haben keine Lust mehr, dort im Stau zu stehen und nutzen nun den Ring“, sagt Ockert. Die von der Stadtverwaltungen angekündigten Verkehrszählungen hält er für absolut notwendig, um die Entwicklung objektiv verfolgen zu können.

Freie Autorin

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