Mannheim. „Das haut mich um“, „traumhaft schön“, „das ist unglaublich“, unterhalten sich ehemalige Lehrkräfte der Friedrich-Ebert-Grundschule (FES) auf dem Waldhof. Fast hat man den Eindruck, die Pensionäre würden am liebsten wieder unterrichten. Wie viele andere sind sie an diesem sonnigen Freitagnachmittag gekommen, um das Ende der vierjährigen Generalsanierung der FES zu feiern.
Friedrich-Ebert-Schule in Mannheim fertiggestellt
Den Ganztagsbetrieb hatte die Schule bereits im September 2022 aufgenommen – ein Jahr später als ursprünglich geplant. Aber jetzt stehen auch Mensa und Sporthalle bereit, verschwinden so nach und nach die letzten Bauzäune.
Diese vier Jahre – sie waren eine „sehr harte Zeit“, sagt Rektorin Ulrike Hartmann unumwunden. Es gab „Widrigkeiten, die waren nicht schön“. Die Wasserleitung war lange Zeit defekt. „Es war staubig, laut und dreckig.“ Sie fügt hinzu: „Aber jetzt ist alles gut.“
25,3 Millionen Euro hat das Großprojekt an der Wiesbadener Straße verschlungen. Aber die Herausforderungen seien auch gewaltig gewesen, macht Peter Doberass, Geschäftsführer der städtischen Schulbaugesellschaft BBS, deutlich. Vor allem galt es, „die Anforderungen des Denkmalschutzes und der Technik in Einklang zu bringen“.
Bereits 1970 wurde das 1962 errichtete Gebäudeensemble mit dem renommierten Hugo-Häring-Preis ausgezeichnet – einem Architekturpreis für vorbildliche Bauwerke in Baden-Württemberg. Jetzt gab es diese Auszeichnung erneut, für die laut Jury „respektvolle Transformation der denkmalgeschützten Bausubstanz unter Beibehaltung ihrer ursprünglichen räumlichen und organisatorischen Qualitäten“.
Sanierung der Friedrich-Ebert-Schule: Skepsis bei Eltern gewichen
Dabei hatten im Jahr 2012 viele Abriss und Neubau für die „vermeintlich richtige Lösung“ gehalten, so Doberass: „Die Sanierung erschien unmöglich.“ Aber letztlich sei der Erhalt und die Erneuerung im Bestand „der intensiven Kenntnis des Architekten Ludwig Schwöbel über dieses Gebäude zu verdanken“.
Das schon in seiner „ursprünglichen Gestaltung sehr inspirierende Raumkonzept konnten wir fortführen und mit behutsamen Eingriffen in eine Ganztagsschule transformieren“, sagt Doberass. Wobei man die Veränderungen kaum noch wahrnehme, „wenn man durch die Flure läuft. Wir haben ein verbessertes energetisches Konzept, moderne Lüftungstechnik, zentrale Gebäudeautomation, Barrierefreiheit“.
Elternbeiratsvorsitzender Patrick Merz macht keinen Hehl daraus, dass die Eltern die Sanierungspläne im Bestand „mit sehr gemischten Gefühlen und äußerst skeptisch“ aufgenommen hätten. Doch jetzt sei es geschafft, „und wir stehen hier gemeinsam, um die so gut wie fertige neue und doch auch irgendwie alte Schule feierlich zu eröffnen. Insgesamt kann ich trotz aller anfänglichen Skepsis sagen, dass sich die Strapazen und sicherlich auch Kosten gelohnt haben. Nahezu alles hat sich noch einmal deutlich verbessert“. Der „inzwischen fast reibungslos verlaufende verlässliche Ganztagsbetrieb stößt bei den Eltern, aber vor allem auch bei den Kindern auf eine äußerst positive Resonanz“.
Christian Specht besucht seine alte Schule - und macht Erinnerungsfoto
Hin und weg sind übrigens nicht nur die ehemaligen Lehrkräfte. Auch Oberbürgermeister Christian Specht gerät ins Schwärmen. Was sicher zum Teil damit zu erklären ist, dass er als Kind diese Schule selbst besucht hat. Beim Rundgang setzt er sich kurz ab, geht in Richtung seines ehemaligen Klassenzimmers, macht versonnen ein Foto. Um sich danach der Gruppe wieder anzuschließen.
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Bei der Feier in der ehemaligen Gymnastikhalle, die nach der Sanierung Mensa und Multifunktionsraum in einem ist, richtet sich Spechts Blick einmal mehr zurück. „Hier haben wir im Kreis unsere Runden gedreht, das war immer etwas ganz Besonderes. Eine Schule, die auf rechte Winkel eigentlich verzichten wollte an vielen, vielen Stellen“, geht der OB auf das damals außergewöhnliche Konzept ein.
Specht schon als Kind begeistert
Beim Sanieren „hat uns dieses Modell der Schule durchaus Kopfzerbrechen bereitet“, sagt Specht. Die zuvor gefallene Entscheidung gegen Abriss und Neubau sei nicht einfach gewesen. „Ich war damals zuständiger Immobiliendezernent“, als solcher hatte Specht sich überlegt: „Was könnte man nicht alles aus dieser großen Grundstücksfläche machen?“ Eine kleinere Schule und daneben Wohnungsbau zum Beispiel.
Heute ist er ausgesprochen froh über das damalige Nein zu Abriss und Neubau: Die „unglaublichen Freiflächen, das einzigartige Architekturkonzept, das pädagogische Konzept wollten wir erhalten. Was zum Beispiel dazu geführt hat, dass die Klassenzimmer 90 (statt der heute bei Neubauten üblichen 66) Quadratmeter groß sind – und damit ganz andere Möglichkeiten für differenzierten Unterricht bieten. „Ich war damals als Grundschüler begeistert von der Großzügigkeit der Fläche“, sagt der OB. Und ist überzeugt: „Auch die künftigen Schülergenerationen werden beeindruckt sein von dieser Schule.“
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