Jugend

Kinder musizieren beim Musik-Workshop im Soul-Men-Club

Auch nach 18 Jahren verliert das Konzept, Sozialarbeit und Musik zusammenzubringen auf dem Waldhof nicht seinen Reiz. Initiator Stefan Zeitner erzählt, wie er die vergangenen Jahre erlebt hat

Von 
Sylvia Osthues
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Ela (von links), Tamia, Ansgar und Chantal haben Spaß am gemeinsamen Musizieren. © Sylvia Osthues

Mannheim. Wie bringt man Kinder und Jugendliche innerhalb von kürzester Zeit dazu, in aller Öffentlichkeit ausgelassen zu musizieren und zu singen? Der Sommerferien-Musik-Workshop im Jugendhaus Soul-Men-Club hat genau das am vergangenen Donnerstag geschafft. Musik macht Freude - und wenn man zusammen mit Gleichaltrigen musizieren kann, dann noch viel mehr.

Kinder und Jugendliche konnten seit Anfang August beim traditionellen Musik-Workshop im Soul-Men-Club wieder Gitarre, Schlagzeug, Keyboard oder Bass ausprobieren oder die Saiten- und Percussion-Instrumente sowie orientalische Instrumente wie Baglama, Cura, Ud, Tanbur und Dabuka kennenlernen. Wer lieber singen wollte, griff einfach selbst zum Mikrofon. Die Kinder konnten beim Workshop einzeln oder in Kleingruppen unter Anleitung von Stefan Zeitner musizieren.

Soul-Men-Club auf dem Waldhof 1987 gebaut

Der Workshop fand bereits zum 18. Mal statt. Das sozialpädagogische Musikangebot wurde von Stefan Zeitner konzipiert. Der Mitarbeiter des Jugendhauses Waldhof-Ost ist gelernter Sozialarbeiter und ausgebildeter Musikpädagoge. Er hatte vorher bei Rock Mobil in Frankfurt gearbeitet und war damals mit dem Auto voll mit Instrumenten zu Jugendhäusern gefahren. Seit 2000 arbeitet Zeitner im Jugendhaus auf dem Waldhof.

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Außerdem erteilt er vormittags Instrumentalunterricht in der Gretje-Ahlrichs-Schule. „Im Rahmen der Jugendkultur- und Musiksozialarbeit im Jugendhaus erhalten Kinder und Jugendliche in einem kontinuierlich begleiteten Gruppenprozess musikalische Unterweisung, gruppenpädagogische Unterstützung und langfristig die Gelegenheit zu individuellen Erfolgserlebnissen und sozialem Lernen in der Gruppe“, berichtet Zeitner. Er erzählt: „Der Soul-Men-Club wurde 1987 von den Bewohnern auf dem Waldhof mitgebaut.“ Der Name Soul Men stehe für Schwarze Menschen: „Denen geht es oft nicht so gut und vielen Kindern und Jugendlichen hier geht es auch nicht so gut“, bedauert Zeitner.

Soul-Men-Workshop auf dem Waldhof: Gemeinsinn im Vordergrund

Wichtig beim Workshop sei die „Kommunikation durch Musik“ - das gemeinsame Musizieren. „Jeder ist wichtig in einer Band“, betont der Musikpädagoge. Manche seien noch nicht lange in Deutschland, könnten die Sprache nicht, oder Jüngere würden vielleicht nur zwei Töne kennen - sie sind beim Sommer-Workshop genauso willkommen.

„Das ist nicht mehr selbstverständlich, heute heißt es ja immer nur ich, ich, ich…“, sagt Zeitner. Während der Schulzeit hätten nicht alle Kinder und Jugendlichen immer Zeit. In den Ferien sei das entspannter. Wichtig sei auch die spezielle Lage des Jugendhauses - abgelegen, aber ideal für Jugendliche, hier ihre Freizeit zu verbringen, wo einen keiner sieht, mit einem Sportplatz in direkter Nähe und Stufen, wo sie sitzen können. Hinzu kommt der große Raum im Soul-Men-Club für ein ungestörtes und ausgelassenes Musizieren. „Das ist schon ein anderes Gefühl“, weiß Zeitner.

Die Kinder würden sich über die Musik öffnen. „Sozialarbeit ist Beziehungsarbeit und Musik verbindet“, erklärt Stefan Zeitner. „Jeder, der hier hinkommt, bekommt die Möglichkeit, mit einem Instrument seiner Wahl zu spielen oder seine Singstimme auszuprobieren. Über die Musik kommen wir dann oft ins Gespräch. Es werden mitunter Türen geöffnet, die auf anderen Wegen vielleicht verschlossen geblieben wären.“

Zeitner schaut zu Beginn, wie gut jeder kann, macht auch eigene Melodien, die er auf jeden abstimmen kann. „Shape of you“ von Ed Sheeran eignet sich gut für den Anfang, weil darin nur ein Riff vorkommt. Jüngere Kinder lernen mit bunten Punkten oder es wird eine Schablone aufs Klavier gelegt. Auch Gesang ist dabei. Bei Auftritten auf Stadtteilfesten, früher auch im TIG7 oder beim Neujahrsempfang der Stadt zeigen die Kinder und Jugendlichen, was sie können.

Spontan Band gegründet

Die Instrumente stammen zum Teil von ihm oder sie wurden gespendet. Große Anschaffungen seien nur schwer zu stemmen, weil es auch noch andere Bereiche im Jugendhaus gibt, so Zeitner. „Mit anderen zusammen musizieren macht viel mehr Spaß als alleine zu Hause“, sagen Chantal (13), Ela und Tamia (beide 12).

Die drei Mädels vom Waldhof kennen sich seit ihrer gemeinsamen Zeit in der Friedrich-Ebert-Grundschule. Sie bilden zusammen mit der dreizehnjährigen Kathi aus dem Stadtteil Wohlgelegen die Band „Out of Town“. Beim Song „No surprises“ von Motorhead durfte auch Ansgar mitspielen. Der Vierjährige gehört ebenfalls zu den rund 50 Kindern und Jugendlichen beim Sommerferien-Musik-Workshop im Soul-Men-Club.

Einige sind im Urlaub und kommen nächste Woche wieder. „Es ist toll, dass sie in Urlaub fahren können, das gab es früher nicht, sondern da waren sie die ganzen sechs Wochen da“, erzählte Zeitner. Es war dabei faszinierend zu beobachten, wie die Kinder und Jugendlichen in einem Moment noch hochkonzentriert versuchten, die verschiedenen Melodievorgaben oder auch Gefühlszustände mit Klavier, Gitarre, Schlagzeug und Gesang wiederzugeben. Um im nächsten Moment durch ihre erstaunlich schnellen Lernerfolge und die geschafften einheitlichen Rhythmusabfolgen über das ganze Gesicht zu strahlen.

Freie Autorin

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