Gastronomie

Gemüse-Retterinnen und Schaumkuss-Feen: Gastronomie auf dem Mannheimer Maimarkt

"Die Mannheimer haben uns nicht umarmt", gesteht eine Maimarkthändlerin, „nein, nein. Sie haben uns überrannt". Welche Schaumkusssorten sofort vergriffen waren, so dass sie nachordern musste

Von 
Christine Maisch-Bischof
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Beim Spaziergang über die Felder haben die zwei eine geniale Idee entwickelt: Gründerin Andrea Kruse-Bitour (r.) mit ihrer Freundin Laura Frühsorger. © Christoph Bluethner

Mannheim. Einen zartcremigen Schaumkuss mit dem exotischen Namen Zebra auf der Zunge zergehen lassen, oder köstliche Törtchen und Kekse kosten, die aus einem Mehl gefertigt wurden, dessen wertvolles Grundprodukt fast auf dem Kompost gelandet wäre: In den Schlemmerlandzelten neun und zehn sowie in der Halle 41 des Landes Baden-Württemberg gibt es von nachhaltig bis verblüffend so manche köstliche Neuheit zu entdecken. Darunter sogar ein Computerprogramm, das für den Besucher Rezepturen nach Maß fertigt. Und manch einem Gründer ist eine derart perfekte Punktlandung ins Geschmackszentrum der Gäste gelungen, dass einige seiner Renner bereits zur Maimarkt-Halbzeit ausverkauft sind.

Süße Vielfalt: Nicole Oelen ist Herrin über fast 40 Schaumkuss-Sorten. © Christoph Bluethner

Sie ist die Herrin über knapp 40 Sorten der unterschiedlichsten Schaumküsse. Und kann seit einigen Tagen gar nicht anders, als die Besucher über den meterlangen Glastresen in Halle 9 hinweg mit einem strahlenden Lächeln zu begrüßen. „Die Mannheimer haben uns nicht umarmt“, gesteht Nicole Oelen, „nein, nein. Sie haben uns überrannt“. Vor allem die Aromarichtungen Mocca und Zartbitter waren so rasch vergriffen, dass die gut fröhliche Blondine in der niederländischen Zentrale der Firma „Bote van der Walstraat - Germany Delicatessen & More“ nachordern musste: „Wir haben noch auf keiner Messe, so viele Schaumküsse dieser Art verkauft.“ Da hätten die exotischeren Sorten von A wie After Eight oder Amaretto über Himbeere bis zu Z wie Zimt und Zebra kaum eine Chance. Und gerade im Zusammenspiel mit dem Reitturnier sei der Run auf hufeisenförmige Schokolade so groß gewesen, dass diese Glücksbringer sowie einige Pralinenkreationen leider vorerst vergriffen sind.

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Eine süße Vielfalt, die selbst der 55-jährigen Holländerin, die das Unternehmen vor acht Jahren gründete, noch täglich schmeckt. Kommen da nicht eher Gelüste nach Essiggurke und Salami auf? „Nö, mir schmecken sie immer noch. Ich muss ja auch gerade bei den Neuentdeckungen auf Qualität prüfen. Zwei bis drei kommen da am Tag schon zusammen.“ Ist ein Favorit darunter? „Im Moment Caramel mit Meersalz.“

Verwenden statt verschwenden

Ob würziges Brot, Brownies oder Plätzchen: Auch Andrea Kruse-Bitour kann sich nur schwer entscheiden, welches Kürbismehl-Produkt sie favorisiert. Unter dem Motto „Verwenden statt verschwenden“ hat die Mannheimerin bei einem Spaziergang über die Felder der Region zusammen mit Freundin Laura Frühsorger eine geniale Idee entwickelt. Und zwar beim Anblick von Kürbissen, die Bauern am Wegesrand als Erntereste zu Kompostbergen aufgetürmt hatten. „Wir dachten, das ist ja wohl die reine Verschwendung. Da muss man doch was tun.“ Waschen, die Kerne entfernen und zu Scheiben trocknen, die dann in der Mühle zu Mehl gerieben werden: Längst hat die Erfinderin Kochbücher mit Rezepten für Crêpes, Klöße und Kuchen entwickelt: „Zwei Varianten, glutenfrei oder für jedermann.“

Gesundes Mehl

Bis zu 15 Kilo Kürbisfleisch ergeben ein Kilo Mehl: „Dadurch verbleibt eine geballte Ladung an Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen.“ Schließlich ist der Kürbis eigentlich kein Gemüse, sondern - botanisch korrekt - eine Beere. „Und besteht zu 90 Prozent aus Wasser“, versichert die Chefin der Bitour-Manufaktur, die einen Herzenswunsch hat: „Ich träume davon, dass so viele Menschen dieses köstliche und gesunde Mehl verwenden, dass nichts mehr davon weggeworfen wird. Und unsere Idee eines Tages einen spürbaren Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet.“

Jetzt sei aber doch noch eine Frage an die Schaumkuss-Fee on nebenan erlaubt. Warum sind ausgerechnet die Messe-Besucher auf dem Mühlfeld so auf Mocca und Zartbitter versessen? „Da bin ich auch schon die ganze Zeit am Rätseln.“ Sind Maimärktler besonders nostalgisch veranlagt? Vielleicht, denn wenn sie die Kunden frage, dann würden die meisten sagen, dass sie diese Sorten halt am meisten gewohnt seien. Schon von ihrer Kinderzeit her, als Schaumkuss-Weck? „Genau, das gute alte Matschebrot.“ Wenn das nicht köstliche Erinnerungen weckt!

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