Das Angebot im App-Store wirkt vielversprechend: „Citykey-Bürgerservice - Deine Stadt digital erleben.“ Wobei natürlich Erlebnisse nicht immer beglückend sein müssen. Aber die Installation klappt reibungslos, ebenso die Registrierung (nur mit ihr ist alles nutzbar). Gefragt wird neben der Postleitzahl auch nach dem Geburtsdatum, vielleicht gibt es dann ja eine Gratulation oder gar ein Geschenk. Nur dauert es leider ewig, von 2023 auf 1970 herunterzuscrollen, vom Sich-sehr-alt-Fühlen ganz zu schweigen. Eine weit verbreitete Online-Unsitte. Wehe, es kommt nichts zum Geburtstag!
Das Foto auf der Startseite zeigt die Skyline der Stadt, aufgenommen von der Schlossrückseite aus. Darauf steht „Willkommen in Mannheim“, darunter das Wetter (bedeckt, zehn Grad). Die Darstellung auf dem iPad ist nicht optimal, sie lässt im Querformat einen Großteil des Bildschirms blank. Bestimmt ist das die Schuld der Telekom, von der die App stammt. Auf dem Smartphone ist sie indes bildschirmfüllend.
Nachrichten und Termine
Als erste und einzige Nachricht steht unten ein Bericht über den Bürgerempfang vom 6. Januar. Der soll toll gewesen sein, ist aber vielleicht nicht mehr die allergrößte Neuigkeit. Scrollt man weiter runter, folgen als tagesaktuelle Meldungen die überall rumstehenden Geophone (kleine, gelbe Boxen zur Messung von Bodenschwingungen) und, dass die Sauna im Gartenschwimmbad Neckarau wegen Wartungsarbeiten geschlossen ist. Die nächste Nachricht dreht sich um Mannheims Partnerstadt Chisinau. Schwer zu lesen, ist in kyrillischer Schrift. Interessant immerhin, dass die in Moldawien - wo ja vor allem Rumänisch gesprochen wird - noch gebräuchlich ist.
Es folgen Termine. Stolze 22 sind es allein am Donnerstag, das komplette Programm von Abendakademie über Capitol und Planetarium bis Zeughaus. Aus dem Rahmen fällt allein ein „Weinseminar bei Frau Riesling“. Auf Nachfrage erklärt Stadtsprecherin Monika Enzenbach, dieses gewerbliche Angebot habe der Dienstleister irrtümlich aufgenommen. Eigentlich sollten hier fürs Erste noch nichts Derartiges stehen. Sorry, liebe Frau Riesling!
Das Serviceangebot
Unter „Service“ öffnet sich dann ein breites Angebot. Ganz oben stehen „Baumaßnahmen und Verkehrseinschränkungen“. Da ist alles sauber aufgelistet, etwa die einspurige Sperrung der B 38 vor Columbus. Aktuelle Staumeldungen sind jedoch nicht erhältlich. Es folgen Links zu den Bürger- und Beteiligungsportalen der Stadt sowie Kurzumfragen, von denen es aktuell keine gibt. Ob die nach der Oberbürgermeister-Wahl in Riehle-, Specht- oder Wer-auch-immer-bei-den-Grünen-Umfragen umgetauft werden? Scherz beiseite.
Weiter geht es zum Mängelmelder. Aktuelle Einträge sind Feuerwerksreste in der Renzstraße sowie nicht leuchtende Lampen am Strandbad-Parkplatz. Bekommt jedoch nur angezeigt, wer auf „Meldung erstellen“ tippt. War vorhin beim Gassigehen nicht in der Theodor-Storm-Straße der Kottüten-Spender leer? Aber da gibt es private Paten, man muss die Stadt ja nicht für alles verantwortlich machen.
Danach geht es zu den Seiten der städtischen Parkhäuser und zum VRN-Fahrplan. Der weiß im Gegensatz zur App der Deutschen Bahn immerhin, dass die Straßenbahnlinie 2 nur noch alle 20 Minuten fährt. Ärgerlich bleibt das trotzdem.
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Letzter Punkt ist die Terminreservierung. Trifft sich prima, der Personalausweis ist abgelaufen. Könnte man am Montag auf der Rheinau erledigen, ist von Feudenheim aus aber ein bisschen weit. Als Nächstes wird der 2. Februar in der Neckarstadt angeboten. Bei allen anderen Bürgerdiensten steht „keine Termine verfügbar“. Nach telefonischer Rückfrage sind indes zwei Stunden später wie von Zauberhand jede Menge Termine erhältlich. Nur in Feudenheim nicht. Laut Enzenbach liegt das daran, dass es hier nur mittwochs geht, an den übrigen Tagen solle man ohne Termin kommen.
Fazit: Abbild der Realität
Das führt zum Fazit: Dort, wo beim Service der Verwaltung noch Luft nach oben ist, hilft auch die App nichts. Aber sie bündelt immerhin alles praktisch und kompakt, kleinere Schwächen sollten sich beheben lassen. Die Stadt wolle das Angebot auch noch ausbauen und etwa den Abfallkalender oder die E-Tickets für Schwimmbäder integrieren, sagt Enzenbach. „Mit dem Start und den Funktionalitäten sind wir bislang zufrieden.“ Seit der Einführung im Dezember hätten sich knapp 1000 Nutzer in Mannheim registrieren lassen. Die App funktioniert auch in einigen anderen Städten. Da sind auf Reisen prima Vergleiche möglich.
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