Verkehr

Für immer 50 km/h? Tempo-Chaos auf der B38a in Mannheim

100, 70, dann 50, 70 und 90. Ortseingangsschild von Feudenheim. Und zwischendrin ab und an noch ein mobiler Blitzer. Das Tempolimit-Chaos auf der B38a in Mannheim nervt Autofahrer. Besserung ist nicht in Sicht

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Florian Karlein
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Auf der B 38a in Richtung Feudenheim sind auf einigen hundert Metern nur 50 Stundenkilometer erlaubt. Unklar ist, ob sich das noch mal ändern wird. © Michael Ruffler

Mannheim. 100, 70, Blitzer, 70, dann 50, 70 und 90. Ortseingangsschild von Feudenheim. Und zwischendrin ab und an noch ein mobiler Blitzer. Das Tempolimit-Durcheinander auf der B 38a in Richtung Feudenheim nervt Autofahrerinnen und Autofahrer - nicht nur die, die in den vergangenen Wochen bei einer Geschwindigkeitsmessung der Stadt zu schnell unterwegs waren. Aber wieso gibt es auf der Carlo-Schmid-Brücke zwischen der Ausfahrt ins Mühlfeld und Feudenheim dieses Chaos bei der erlaubten Höchstgeschwindigkeit? Fragen und Antworten:

Warum ist die Geschwindigkeit auf 50 begrenzt?

Grund ist ein Schaden an einer Schutzplanke, der bei einem Unfall im Dezember 2022 entstanden ist. Ein Sprecher der Stadtverwaltung verweist auf „MM“-Anfrage auf die Richtlinie für passive Schutzeinrichtungen. Laut eines Erlasses des Bundesverkehrsministeriums aus dem Jahr 2013 dazu sind Schutzplanken bis zu einer erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern nicht nötig. Weil die Schutzplanke auf der Carlo-Schmid-Brücke derzeit aber defekt „und somit nicht funktionstüchtig ist, ist dieser Bereich aus Sicherheitsgründen derzeit reduziert“. Und so gilt die 50er-Höchstgeschwindigkeit seit dem Unfall im Dezember 2022 auch deswegen, weil ohne Leitplanke Absturzgefahr besteht - in diesem Bereich der Brücke geht es sechs Meter in die Tiefe.

Eine Schutzplanke lässt sich reparieren. Wann passiert das?

Tja, genau das ist das Problem. Laut Stadtverwaltung ist die Schutzplanke nämlich „faktisch irreparabel defekt“. Erklärt wird das damit, dass vor dem Unfall ein sogenanntes Kopfstück verbaut war. Die Leitplanke versinkt am Ende und am Anfang also nicht im Boden, sondern endet einfach auf ihrer bestehenden Höhe. Genau das ist aber seit des Erlasses aus dem Bundesverkehrsministerium von 2013 nicht mehr zulässig, weil, so heißt es von der Stadt, bei einem Aufprall mit einem Auto „eine erhebliche Gefahr für Leib und Leben besteht“. Es sei sogar „explizit verboten, ein solches System zu reparieren und wieder in Betrieb zu nehmen“.

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Lässt sich die Planke nicht mit erlaubten Systemen erneuern?

Grundsätzlich schon. Ein sogenanntes Anpralldämpfsystem wäre zulässig. Solche Systeme kennt man von vielen Autobahnausfahrten. Jetzt kommt das Aber. Auf der Carlo-Schmid-Brücke sei der Beton nicht dick genug, erklärt die Verwaltung, um einen solchen Anpralldämpfer in diesem Bereich zu installieren.

Bleibt die Höchstgeschwindigkeit also für immer bei 50?

Das ist noch unklar. Die Stadt sei derzeit mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe, das ist der Eigentümer der Carlo-Schmid-Brücke, in Gesprächen. Darin soll nicht nur die finale Höchstgeschwindigkeit in diesem Bereich geklärt werden, sondern auch, ob von der Oberen Behörde eine Reparaturmöglichkeit gesehen wird.

Die wechselnden Tempolimits dauern oft nur wenige hundert Meter. Wieso diese Stückelung?

Dazu sagt der Sprecher lediglich, dass die Geschwindigkeiten mit der Verkehrsbehörde abgestimmt und vom Fachbereich Sicherheit und Ordnung angeordnet wurden. Auch auf die konkrete Nachfrage, ob nach dem Tempo-50-Abschnitt die erlaubte Höchstgeschwindigkeit direkt wieder auf 90 - also ohne den Zwischenschritt mit 70 - hätte gesetzt werden können, gibt es keine Antwort. „Ein Abstimmungstermin mit dem Regierungspräsidium zu diesem Thema steht noch aus“, sagt er.

Warum wurden bereits mehrere Geschwindigkeitskontrollen auf der Brücke vorgenommen?

Laut eines Stadtsprechers deswegen, weil die Verwaltung „zahlreiche Beschwerden“ erreicht hätten. Demnach hätten Bürgerinnen und Bürger Geschwindigkeitsüberschreitungen moniert, heißt es auf Nachfrage. Denn eigentlich werde bei mobiler Beschilderung, also sogenannter Baustellenbeschilderung, nur in Ausnahmefällen kontrolliert. Das Ergebnis der Kontrollstellen auf der B 38a „rechtfertigt eine Kontrolle an dieser Stelle“, ergänzt der Sprecher.

Wie ist das Ergebnis der Kontrollen ausgefallen?

Bei der Geschwindigkeitsmessung am Dienstag, 17. September, lag die Verstoßquote in dem Bereich auf der Brücke, in dem 50 Stundenkilometer erlaubt sind, bei 17,8 Prozent. Zum Vergleich liefert der Sprecher noch eine Zahl mit: Aktuell liege die stadtweite Verstoßquote bei etwa 6 Prozent. Noch verheerender fallen demnach Zahlen einer Messung vom 29. August aus. Die Kontrollstelle wurde im sozialen Netzwerk Facebook in der Gruppe „Blitzer & Polizeikontrolle“ ausgiebig diskutiert. Dort postete ein Nutzer: „Uffbasse, des Ding spinnt uff de Brigg … hat ALLE geblitzt.“ Das stimmt laut dem Stadtsprecher nicht ganz. Demnach lag kein Defekt am Gerät vor. Die Verstoßquote an diesem Tag lag bei 26,8 Prozent - mehr als jeder vierte Autofahrer war also zu schnell unterwegs.

Was sagen die Nutzer zum Tempolimit-Chaos?

Für die Geschwindigkeitskontrollen gibt es wenig überraschend kein Verständnis. Die Bezeichnung „fies“ fällt in Onlineforen mehrfach. Auf den Einwand einer Nutzerin, dass sich ja so gut wie niemand an die vorgegebenen 50 Stundenkilometer halte, lautet die Reaktion eines Nutzers: „Die 50 sind da auch völlig unnötig.“ Ein anderer Nutzer spricht bei den wechselnden Tempolimits von „absoluter Verarsche“ und bekommt dafür Zuspruch von anderen Nutzern.

Redaktion Leiter des Redaktionsteams Mannheim

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