Mannheim. Wieder eine Baustelle mehr in Mannheim. Häufig ist der Ärger groß. Doch die am Montag in Betrieb genommene Baustelle in der Langen Rötterstraße dürfte vor allem die Anwohnenden erfreuen. Bis voraussichtlich Ende November wird der Abschnitt zwischen dem Alten Meßplatz und der Geibelstraße zu einem sogenannten verkehrsberuhigten Geschäftsbereich umgestaltet. Am verregneten Dienstagvormittag waren die Bauarbeiter zwar noch damit beschäftigt, Absperrungen und Umleitungen einzurichten. Sofern das Wetter später mitspielen sollte, wollten sie aber auch noch zu schwererem Gerät greifen und mit den ersten größeren Arbeiten beginnen, sagen sie.
In den nächsten sechs Wochen sollen sie der Langen Rötterstraße den neuen Anstrich verpassen. Eine Fahrbahnverengung samt neuer Begrünung und Flächen zum Verweilen sowie eine Tempo-20-Zone sollen künftig den Verkehr beruhigen sowie die Sicherheit und die Aufenthaltsqualität erhöhen. Zugleich bleibt die Straße für den motorisierten Verkehr weiterhin erreichbar. Die Planung und die dazugehörige Bauausführung des Vorhabens wurde dem Bezirksbeirat Neckarstadt-Ost am 3. Juli vorgestellt. S
Rund 100 000 Euro stellt die Stadt für die Maßnahmen bereit. Zurückzuführen ist die Umgestaltung auf den Beteiligungshaushalt 2022. „Die Idee kam aus der Bürgerschaft von einer Einzelperson“, erklärt Stadtsprecher Kevin Ittemann. In dem auf Platz sechs gewählten Vorschlag vom 15. September 2022 wird die Lange Rötterstraße liebevoll als „das Wohnzimmer der Neckarstadt-Ost“ bezeichnet, wie es auf der Internetseite zum Beteiligungshaushalt 2022 auf mannheim-gemeinsam-gestalten.de zu lesen ist.
Fußgängerzone oder Fahrradstraße in der Lange Rötterstraße nicht umsetzbar
Ursprünglich wollte die Person, die die Idee einbrachte, die Straße „durch eine Sperrung mit Fußgängerzone oder eine Fahrradstraße für die Anwohnerinnen und Anwohner aufwerten“, erklärt Ittemann. Das war so aber nicht möglich. Denn mit der wichtigen Erschließungsfunktion der Straße - es befinden sich dort etwa eine Schule, ein Kindergarten, Gewerbe- und Bürostandorten sowie Cafés und Einkaufsmärkte - habe dies nicht umgesetzt werden können. Die Verwaltung hatte das „aus verkehrsplanerischen und verkehrsrechtlichen Aspekten ausgeschlossen“, wie es in der damaligen Begründung hieß.
„In mehreren Gesprächen mit allen Beteiligten wurde daher als Lösung die Schaffung eines verkehrsberuhigten Geschäftsbereichs mit Tempo 20 favorisiert“, erläutert Sprecher Ittemann nun. Neben der Steigerung sowohl der Aufenthaltsqualität als auch der Sicherheit für die Menschen vor Ort könne somit auch „der Handel in der Straße einwandfrei beliefert und frequentiert werden“. Zwei neue Anlieferzonen sollen laut Ittemann künftig zur Verfügung stehen.
In dem verkehrsberuhigten Bereich behalten Gehweg und Fahrbahn ihre jeweilige Funktion. Alle Fahrzeuge einschließlich des Radverkehrs müssen sich jedoch an das Tempolimit von 20 Stundenkilometern halten. Fußgänger genießen zudem eine besondere Aufmerksamkeit. Darüber hinaus soll es ihnen erleichtert werden, über die Fahrbahn zu kommen: „Dies geschieht durch punktuelle Aufweitungen der Gehwegbereiche mit zwei Fahrbahnverengungen und Querungsstellen“, erläutert Ittemann. Eine davon, zwischen Penny und Rewe, werde mit einem barrierefreien Blindenleitsystem ausgestattet.
Auch wenn es mit einer Fahrradstraße oder Fußgängerzone nicht klappte: Die Anwohnenden zeigen sich erfreut über die Umgestaltung und Aufwertung ihrer „Hauptstraße“ im Stadtteil. „Das kann ich nur begrüßen. Manche rasen hier wie wild trotz der Bodenschwellen“, sagt ein Mann. „Das ist ja toll. Dann kannst du hier bald sicher alleine über die Straße gehen, wenn du größer bist“, sagt eine Mutter zu ihrer fast vierjährigen Tochter „Es wird Zeit, dass die hier an der Straße und den Gehwegen etwas machen“, sagt ein Mann aus der Geibelstraße und verweist auf die Schäden im Asphalt. Gleichzeitig ist er skeptisch: „Aber wohin mit den Autos?“, fragt er und spricht auf die rar gesäten Parkplätze in der Neckarstadt-Ost an.
45 Parkplätze bleiben erhalten, 200 m² mehr Aufenthaltsfläche
„45 bestehende Parkplätze bleiben erhalten“, sagt Stadtsprecher Ittemann dazu. In einer Präsentation des Vorhabens im Juli 2023 im Bezirksbeirat war davon die Rede, dass acht Stellplätze wegfallen werden. Dafür werden insgesamt 24 neue Fahrradbügel aufgestellt. Mit der Umgestaltung der Langen Rötterstraße zwischen dem Alten Meßplatz und der Geibelstraße kommen laut Ittemann „200 Quadratmeter zusätzliche Bewegungs- und Aufenthaltsfläche“ hinzu. Ausgestattet werden sollen diese etwa mit einer „Babbel-Bank“ zum Niederlassen sowie fünf neu gepflanzten Bäumen.
Die Bauarbeiten teilen sich bis Ende November in drei Abschnitte. Zunächst wird der Bereich von der Kurpfalzbrücke bis zur Kreuzung Kleiststraße/Melchiorstraße gesperrt. In den folgenden Wochen verlagern sich die Arbeiten auf den Abschnitt zwischen Chamissostraße und Kleiststraße, bevor im letzten Abschnitt der Rechtsabbieger auf die Käfertaler Straße betroffen ist. Anwohner und Gewerbetreibende können ihre Grundstücke für das Be- und Entladen weiterhin erreichen, hieß es von der Stadt. Die Umleitungen sind ausgeschildert.
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