Gewerkschaften

Friedlicher Protestzug am Tag der Arbeit in Mannheim

Bei herrlichem Sonnenschein haben die Gewerkschaften am Donnerstag auch in der Mannheimer Innenstadt ihre traditionellen 1.-Mai-Veranstaltungen abgehalten.

Von 
Bernhard Haas
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Der Demonstrationszug zieht über den Friedrichsring. © Bernhard Haas

Mannheim. Rund 850 Menschen haben in Mannheim friedlich am Tag der Arbeit demonstriert. An der zentralen Kundgebung auf dem Marktplatz, mit dem Bundesjugendsekretär des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Kristof Becker, wurden rund 2500 Zuhörer gezählt.

Zum Tag der Arbeit am Donnerstag, dem 1. Mai, hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und seine Mitgliedsgewerkschaften zu Demos, Kundgebungen und bunten Aktionen aufgerufen. Unter dem Motto „Mach dich stark mit uns!“ gingen die Gewerkschaften auf die Straße, um ihre Stimme für eine gerechte Arbeitswelt zu erheben.

„Den jahrelangen Investitionsstau überwinden“

Der DGB-Kreisvorsitzende Ralf Heller erklärte in seiner Rede: „Sichere Arbeitsplätze, mehr Tarifbindung und Investitionen – das waren unsere Forderungen schon im Bundestagswahlkampf und sind auch unsere Erwartungen an die neue Bundesregierung. Unsere Botschaft ist deutlich: Deutschland muss den jahrelangen Investitionsstau überwinden.

Das Motto der Maikundgebung führt die Demonstration an. © Bernhard Haas

Die vereinbarten Milliarden müssen jetzt dahin fließen, wo sie dringend benötigt werden: in die Schienen, Schulen, den Wohnungsbau, die soziale Sicherung, die Digitalisierung und den Klimaschutz.“ Klare Signale für mehr soziale Sicherheit und mehr Verteilungsgerechtigkeit seien überdies notwendig, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Vertrauen in einen handlungsfähigen Staat zu stärken, ergänzte Heller.

In Mannheim war der Demonstrationszug um 10 Uhr am Gewerkschaftshaus gestartet. Rund 850 Teilnehmer wurden laut Polizei gezählt, die friedlich über Friedrichsring und Planken in Richtung Marktplatz zogen, wo Heller die Kundgebung eröffnete. Dort wurden die Teilnehmer aus Politik und Wirtschaft begrüßt, die an der Veranstaltung zahlreich vertreten waren, willkommen geheißen. Nach Angaben der Gewerkschaften hörten etwa 2500 Menschen dem Hauptredner Kristof Becker, Bundesjugendsekretär des DGB, zu. Der betonte: „Wenn die Gewerkschaften jetzt den Kopf in den Sand stecken, passiert in diesem Jahr gar nichts.“

Besserer Ausgleich zwischen Arm und Reich gefordert

Stattdessen sollten alle die Ärmel hochkrempeln und für einen gerechten Lohn, für soziale Gerechtigkeit und für einen Ausgleich zwischen Arm und Reich kämpfen, so Becker. Von allein jedenfalls würden sich die Probleme nicht lösen. Der neuen Regierung Merz müsse genau auf die Finger geschaut werden. „Viel zu lang wurde auf Kosten der Jungen gespart und die Zukunft bröckelt, wie der Putz in den Berufsschulen“; so der Jugendvertreter der Gewerkschafter. Es sei richtig, dass in die Zukunft investiert werde. Auch sei es gut, wenn die Strompreise sinken würden. E-Autos zu fördern, sei „schlau“.

Auf dem Marktplatz hörten viele den reednern zu. © Bernhard Haas

Außerdem müsse Wohnraum für Auszubildende geschaffen werden. Dass es in Deutschland 2,9 Millionen Menschen unter 35 Jahren gebe, die keine Ausbildung nachweisen könnten, sei dramatisch. Da sei der Weg in die Altersarmut bereits vorgezeichnet. Hier müsse die Politik einen anderen Weg einschlagen. Für Arbeiter sei es zudem einfach schwer, finanziell über die Runden zu kommen. „Am Ende des Geldes ist immer mehr Monat übrig“, sagte Becker. Da falle in manchen Familien auch der Urlaub weg.

Angst, dass der gute Arbeitsplatz bald kein guter mehr ist

Die Menschen hätten Angst, dass ihr guter Arbeitsplatz bald kein guter mehr sei. Daraus würden Erwartungen an die Politik erwachsen, sich mehr um die Probleme der Menschen zu kümmern. Diese würden immer größer statt kleiner. In Zeiten, in denen sich viele abgehängt fühlen, sind die Menschen einfachen, rechten Lösungen eher zugetan. Das müsse unbedingt verhindert werden. „Zurückweisungen an Deutschlands und Europas Grenzen machen unser Land nicht sicher“, ist der Gewerkschafter überzeugt. „Die Menschen am Rand unserer Gesellschaft haben Probleme, sie sind aber nicht das Problem.“

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Gemeinsam könnten die Probleme gelöst werden, nur müsse die Politik den Anfang machen. Dazu würden auch die Gewerkschaften mithelfen. Duale Ausbildung müsse gefördert werden. Da nicht einmal jeder fünfte Betrieb ausbilde, müssten Garantien für einen Ausbildungsplatz geschaffen werden. Mithilfe einer Ausbildungsplatzumlage könne die Ausbildung finanziert werden. Zukunft müsse geschaffen und nicht zerstört werden, forderte Becker.

Entspannte Stimmung mit Musik auf dem Mannheimer Marktplatz

„Mach mit, werde Mitglied und werde einer von 5,6 Millionen Gewerkschafter“, rief Becker am Ende den Zuhörern zu. Der Bundesjugendsekretär freute sich, einmal in seiner alten Heimat sprechen zu dürfen. „Das hat mich sehr gefreut, sogar ein wenig glücklich gemacht, dass ich hier reden durfte, wie mir der Schnabel gewachsen ist“, sagte Becker im Gespräch mit dem „MM“. Einige Passagen seiner Rede hielt er sogar in Dialekt, was die Zuhörer mit viel Beifall quittierten.

Kristof Becker hielt die Rede zum 1.Mai. © Bernhard Haas

Mit neu arrangierten Arbeiterliedern sorgte die IG Pop zusammen mit dem Thekenchor für eine entspannte Stimmung auf dem Marktplatz. Die Gewerkschaftsjugend steuerte ebenfalls wieder einen kreativen Beitrag auf der Bühne bei. An zahlreichen Infoständen konnten sich Interessierte informieren. Für das leibliche Wohl der Besucher war ebenfalls gesorgt „Brüder zur Sonne zur Freiheit“erklang zum Schluss der bunten Veranstaltung „Ewig der Sklaverei ein Ende, siegreich die nächste Schlacht“, heißt es darin.

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