Mannheim. Freiflächenpartys auf der Neckarwiese und im Taylor-Park - die finden nach langer Hängepartie und Verhandlungen mit der Stadt Mannheim nun doch statt. Das bestätigt auf Anfrage Nachtbürgermeister Robert Gaa. Noch Ende Juli waren dafür hunderte auf die Straße gegangen. Ihr Anliegen: Freiflächen für Kulturveranstaltungen unter freiem Himmel auch 2022 möglich machen.
„Für die restliche Open Air Saison haben wir alle Termine genehmigt bekommen, das freut uns natürlich“, sagt Nachtbürgermeister Gaa. Das erste Konzert steigt schon am Samstag, 20. August auf der Neckarwiese, hier dürfen Partygänger insgesamt vier Mal feiern - im zwei bis drei Wochenrhythmus.
Hinzu kommen fünf Konzerte im Taylor-Park, die immer im Wechsel mit der Neckarwiese stattfinden. Damit hat der Verein Kulturtragflächen sowie mit der Stadt einen Kompromiss gefunden, der auch im Sinne des Naturschutzes ist. Kritik kam auch vom Naturschutzbund (Nabu) Mannheim. Denn die als Veranstaltungsort ausgewählte Neckarwiese sei ein langgestrecktes Jagdhabitat für die in den Nachbarstadtteilen lebenden Gebäude-Fledermäuse.
Erholungsphase für die Natur
Häufig stattfindende Veranstaltungen würden diese eingespielten Flugrouten unterbrechen und die üblichen Jagdflüge unmöglich machen. Damit sich die Natur von solchen Veranstaltungen erholen könne, brauche es eben bis zu drei Wochen Zeit, so der Nabu. Die Veranstalter wollen laut Gaa deshalb nach jedem Konzert dort genau hinschauen, wie die Fläche danach aussieht.
Rückblick: Der Verein Kulturtragflächen hatte sich aus Mitgliedern der Kulturszene gegründet, die zusammen nachhaltig veranstalten, alles anmelden, Regeln beachten und Müll entfernen wollen. Nach der Pandemie hatte der Verein Unterstützung vom Gemeinderat bekommen und es wurde einem Antrag auf finanzielle Unterstützung zugestimmt.
Daraufhin gestattete die Stadt den Mitgliedern Freiflächen in Mannheim an Kollektive zu vermieten, die dort veranstalten durften, sich aber einem Codex verpflichten mussten. Freiflächen wie beispielsweise die Neckarwiese unterhalb der Riedbahnbrücke auf der Neckarstadt-Seite.
Plan für langfristiges Konzept
Mehr als 150 Veranstaltungen konnten die Kulturtragflächen anschieben - unter anderem auch auf dem Lindenhof oder im Taylor-Park. 14 000 Besucher seien dabei gewesen, 500 Künstler auf ihre Kosten gekommen.
Finanziert wurde das Ganze durch die Kulturförderung von Bund und Stadt sowie durch Spenden. Das Projekt kam so gut an - vor allem bei der Stadt - dass die Initiative sogar den Ehrenamtspreis bekommen hatte. Im Hitzesommer 2022 war der glühende Draht zur Stadt jedoch abgekühlt. Seit der Verein im Frühjahr die Bespielung von neun Freiflächen bei der Stadt beantragt hatte, hakte es.
Warum es am Ende jetzt doch hingehauen hat? „Wir standen immer im Gespräch mit der Stadt, das war für das Kollektivnetzwerk sehr wichtig. Es hat durch einen guten Dialog geklappt“, sagt Robert Gaa. Ob die Freiflächenpartys auch nächstes Jahr wieder stattfinden, steht aber noch nicht fest.
Vielmehr möchte der Nachtbürgermeister nach diesem Sommer gemeinsam mit dem Kollektivnetzwerk und der Stadt Mannheim einen Plan erstellen, wie sich das Konzept langfristig aufziehen lässt. Dafür sucht der Verein schon jetzt freie Flächen, wie etwa leer stehende Parkplätze. „Jeder, der über freie und befestigte Flächen verfügt, kann sich melden - und so die Subkultur unterstützen“, so Nachtbürgermeister Gaa.
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