Der Sommer ist in vollem Gange. Und die städtischen Freiluftbäder ein beliebtes Ziel für Groß und Klein. Zahlreiche Familien tummeln sich in dem Rheinauer Freibad. Sie ziehen ihre Bahnen, gönnen sich Eis und Pommes Frites am Kiosk oder entspannen auf der Wiese. Für Mannheimer Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren gibt es einen besonderen Anreiz in die Einrichtungen zu gehen. Denn als Ausgleich für die Entbehrungen in der Corona-Pandemie bekommen sie während der Sommerferien freien Eintritt - wenn sie eines von insgesamt 4000 elektronischen „Sommerferien-Tagestickets (U18)“ im Internet bestellen. Wird das Angebot von den jungen Besuchern genutzt? Wir haben uns im Parkschwimmbad Rheinau umgeschaut.
Melanie Watkins genießt mit ihrer Familie das gute Wetter. Die Mannheimerin findet das Angebot gut, vor allem für Kinder von Hartz IV-Empfängern. „Nicht jeder kann es sich leisten, jeden Tag ins Schwimmbad zu gehen“, sagt sie. Ihre Tochter Kimberly kommt in den Genuss des kostenlosen Eintritts. Die Elfjährige findet es gut, da sie mit ihren Freunden regelmäßig ins Freibad geht. Sie nutzt das Angebot daher öfter. Auch Tanja Radovic hat zwei Kinder, die nun kostenlos ins kühle Nass kommen. „Das finde ich super“, lobt sie. „Die beiden kommen auf jeden Fall öfter her.“ Auch als Familie planen sie nun vermehrt Besuche im Freibad, so die Hochstätterin. „Es lohnt sich.“ Bei Felix kommt der freie Eintritt ebenfalls gut an. „Ich finde es cool“, sagt der Elfjährige. „Mich hat es ehrlich gesagt überrascht“, sagt Thomas, der Vater von Felix. Er hätte sich gefreut, wenn es das Angebot bereits in seiner Jugend gegeben hätte, sagt er. „Damals war ich fast jeden Tag im Freibad.“
Lange zurückgesteckt
Michael ist mit Tochter Liz oft im Parkschwimmbad, weil es dort nicht zu überfüllt ist. „Ich finde die Idee gut“, sagt der Mannheimer aus der Schwetzingervorstadt. Von dem Angebot profitiert er jedoch nicht. „Wir haben den Familienpass“, sagt er. „Das reicht aus.“ Martin, der mit seinem Sohn gerade eine Pause auf der Liegewiese macht, hat ebenfalls den Familienpass. Das Angebot findet er trotzdem gut. Allerdings hat er das Gefühl, dass es mehr Zulauf geben könnte. „Es ist hier relativ leer.“
Eine Gruppe Jugendliche kommt gerade vom Schwimmen auf die Wiese. „Ich würde das Angebot öfter nutzen, gehe aber mit meinen Eltern in den Urlaub“, sagt Chalinn Krupp. Sebastian Neumann findet das Angebot eine gute Möglichkeit, mal wieder raus zu kommen, gerade auch für Bürger aus finanziell benachteiligten sozialen Schichten. Iljana Maier freut sich, dass es eine Aktion gibt, die jungen Leuten zugutekommt. „Man hat das Gefühl, dass man nach dem Lockdown auch mal an die Schüler denkt.“ Schade findet sie allerdings, dass der freie Eintritt auf die Sommerferien begrenzt ist, wenn viele verreist sind - und das Angebot daher nicht nutzen können. „Wenn der Eintritt nichts kostet, überlegen sich mehr Leute zu kommen“, sagt die 15-Jährige. „Das zieht mehr Jugendliche an.“ Leo Reindl wünscht sich, dass die Bestellung des kostenlosen Tickets einfacher sein müsste. Zudem sei es zwar gut, dass die jungen Leute keinen Eintritt bezahlen müssen, insgesamt findet er es als Wiedergutmachung für Entbehrungen in der Pandemie zu wenig. „Wir haben so lange zurückgesteckt, damit die älteren Menschen geschützt werden“, sagt der 14-Jährige. Dass es zumindest ein schöner Anfang ist, findet auch der 16-jährige Benjamin Heineke. „Es ist allerdings noch Luft nach oben. Es ist aber wichtig, dass man sich auf die Kinder konzentriert.“ Die Angebote für junge Menschen müssten seiner Meinung nach nicht unbedingt finanzieller Natur sein, sagt André Marx. „Es wäre schön, wenn die Schulen offen blieben.“
Jugend leidet unter der Pandemie
Berfin ist mit zwei Freundinnen hier. Die Elfjährige findet die Möglichkeit, kostenlos in Freibad zu kommen „sehr cool“. Für die Mannheimerin ist das ein Grund, öfter schwimmen zu gehen. Marlene Bischof, Leila Elsaesser und Jan Oliver Blümler sind zwiegespalten. Auf der einen Seiten freuen sie sich, dass sie kostenlos ins Freibad kommen. Auf der anderen Seite befürchtet Marlene, dass den Badeanstalten dadurch wichtige Gelder fehlen.
„Sie brauchen das Geld auch“, sagt die 14-Jährige. Leila schlägt vor, die Altersgrenze für einen kostenlosen Eintritt etwa auf 14 Jahre senken könnte. Der 17-jährige Jan Oliver Blümler würde eine niedrigere Altersgrenze ebenfalls befürworten, allerdings bis 15 oder 16 Jahre. Brigitte Faust und Angelika Krebs genießen das schöne Wetter im Schatten ihres Sonnenschirms. Die beiden Frauen haben festgestellt, dass aktuell mehr junge Besucher als sonst ins Freibad kommen - was sie begrüßen. „Wir finden es in Ordnung“, sagt Krebs. Faust fügt hinzu: „Denn durch die Pandemie haben Kinder und Jugendliche sehr gelitten.“
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