Gemeinderat

Freibad: Freier Eintritt für Kinder in Mannheim

Von 
Timo Schmidhuber
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Liegt der Inzidenzwert an fünf Tagen in Folge über 35, treten Änderungen in Kraft - auch beim Freibadbesuch. © Achim Keiper

Mannheim. Überraschende Entscheidung im Mannheimer Gemeinderat zwei Tage vor Schulende: Während der Sommerferien sollen alle Kinder und Jugendlichen in der Stadt freien Eintritt in die Freibäder und das Hallenbad Neckarau bekommen. Mit einer knappen Mehrheit haben die Stadträte am Dienstagabend für einen Antrag der SPD-Fraktion gestimmt.

Die Verwaltung um Oberbürgermeister Peter Kurz und Sportdezernent Ralf Eisenhauer - beide ebenfalls SPD-Mitglieder - hatten sich zuvor ausdrücklich gegen dieses Vorgehen ausgesprochen. Mit mehreren Argumenten: Wegen der Pandemie sind die Besucherzahlen für die Freibäder aktuell begrenzt. Wer rein will, muss ein elektronisches Ticket kaufen. Gebe man den Eintritt für Kinder und Jugendliche frei, bestehe die Gefahr, dass viele Tickets gebucht würden, die am Ende gar nicht genutzt würden, so Kurz und Eisenhauer. Durch die Besuchergrenzen kämen dann am Ende unterm Strich unter Umständen weniger Personen in die Bäder. „Das ist nicht produktiv, die Verwaltung kann hier nicht zuraten“, sagte Kurz. Auch könne das Buchungssystem aktuell nicht auswerten, ob Nutzer aus Mannheim kämen oder nicht.

Emotionale Debatte

Die Verwaltung wies stattdessen darauf hin, dass der Mannheimer Familienpass bereits sechs Gratis-Freibadbesuche biete. Dazu werde man auch noch die im Pass enthaltenen Hallenbad-Gutscheine für die Freibäder zulassen, so dass man auf insgesamt elf freie Eintritte komme. Das von der SPD vorgeschlagene Vorgehen sorge bei den Bädern für Einnahmeverluste in einer Größenordnung von 100 000 Euro.

Am Ende allerdings votierten 18 Stadträte für den SPD-Antrag - neben den Sozialdemokraten auch Vertreter von CDU und LI.PAR.Tie. 16 Stadträte stimmten dagegen, aus den Reihen von Grünen, FDP und AfD. Der SPD-Antrag sieht den freien Eintritt als eine Art symbolischen Ausgleich für die Entbehrungen, denen gerade Kinder und Jugendliche in der Pandemie ausgesetzt sind. Ab wann der freie Eintritt genau gilt, blieb am Dienstagabend unklar, die Sommerferien beginnen ja bereits am Donnerstag. SPD-Fraktionschef Thorsten Riehle hatte der Verwaltung zugestanden, dass es auch reiche, wenn die Umsetzung Anfang August komme.

Der Beschluss wirkte überraschend, und das gleich aus vielerlei Gründen. Denn in einer Vorlage zur Sitzung hatte die Verwaltung bereits erklärt, dass sie den SPD-Antrag nicht für sinnvoll hält. Die Sozialdemokraten pochten allerdings - trotz des sichtlichen Unbehagens ihrer Parteifreunde Kurz und Eisenhauer - auf eine Abstimmung, ohne dass es wie sonst üblich eine Vorberatung in einem der Ausschüsse gegeben hatte. Und bei dieser Abstimmung fanden sich bei Gegnern und Befürwortern „Koalitionen“, die es so nicht alle Tage im Gemeinderat gibt.

Die Debatte war mitunter sehr emotional, der Oberbürgermeister betonte, dass diese Sache jetzt nicht zum Gradmesser dafür werden könne, wer etwas für Familien tue und wer nicht. Die SPD warb massiv für ihren Antrag. Die Pandemie habe gerade Kindern und Jugendlichen viel abverlangt, sagte Stadträtin Andrea Safferling. Deshalb hätten sie dieses Zeichen verdient. „Andere Städte wie Hannover, Augsburg, Lübeck oder Kassel sind diesen Weg auch gegangen.“ Auch die CDU-Fraktion begrüßte das Vorhaben. Wegen der Corona-Lage verzichteten noch mehr Familien als sonst auf einen Sommerurlaub, sagte Fraktionschef Claudius Kranz. Die Grünen halten es dagegen für falsch, einseitig den Besuch von Schwimmbädern zu unterstützen und andere Freizeiteinrichtungen außen vor zu lassen, wie Chris Rihm betonte.

SPD-Fraktionschef Thorsten Riehle betonte, der Verwaltung sei es „sicherlich möglich“, das Buchungssystem so zu programmieren, dass es Mannheimer Nutzer erkenne. Andere hätten während der Pandemie ja auch jede Menge organisieren müssen.

Tickets im Voraus buchen

  • Wer in eines der vier Mannheimer Freibäder möchte, kann sich unter www.schwimmen-mannheim.de bis zu sieben Tage im Voraus ein Ticket für bestimmte Zeitfenster buchen. Bezahlt wird per Giropay, Paydirekt oder Kreditkarte (VISA/MasterCard). Das gilt auch für das Hallenbad Neckarau, das ebenfalls geöffnet hat.
  • An bestimmten Tagen gibt es an jedem Bad auch die Möglichkeit, „analog“ ein Ticket zu bekommen. Im Herzogenriedbad montags und freitags jeweils von 7.30 bis 10.30 Uhr, im Carl-Benz-Bad in der Gartenstadt donnerstags von 9 bis 10.30 Uhr, im Freibad Sandhofen dienstags von 9 bis 10.30 Uhr, im Parkschwimmbad Rheinau mittwochs ebenfalls von 9 bis 10.30 Uhr und im Hallenbad Neckarau donnerstags von 13 bis 14.30 Uhr. imo

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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