Es ist ein Wahlkampftermin der anderen Art, den die Freien Wähler/Mannheimer Liste (ML) am Freitagmittag veranstalten. Klar, auf den Kapuzinerplanken sind, wie man es gewohnt ist, auch Schirme mit dem Parteilogo und Stehtische aufgebaut. Die Kandidaten suchen das Gespräch mit den Passanten, verteilen Visitenkarten, Kugelschreiber und Flyer mit den Wahlprogrammen. Aber sie haben sich lautstarke Unterstützung geholt: „Naro’s Singing Pizza“. Der singende Pizzabäcker Naro Vitale hat seinen Ofen in der umgebauten Ape angeworfen und ist schon von weitem zu hören.
„Was er macht, ist etwas, das zu unserer Mentalität passt – international, weltoffen, beschwingt – auf lockere Art und mit Humor auf Probleme hinzuweisen“, sagen die Stadträte Holger Schmid und Roland Weiß über Naros Engagement. Probleme – davon gibt es für die beiden Kandidaten einige. Fraktionschef Achim Weizel, der gerade dazustößt, benennt sie konkret: „Akut ist für uns Turley, wo wir nicht nachgeben werden. Aber auch die Bundesgartenschau 2023, der Radschnellweg und die Rheindammsanierung sind dringende Themen.“ Hinzu kommen die Infrastruktur sowie Sicherheit und Ordnung.
„Wenn man sich hier umschaut, sieht es objektiv sauber aus. Aber schauen Sie, hier, wo wir stehen, liegen 40 bis 50 Zigarettenkippen“, stöhnt Schmid angesichts der vielen Verschmutzungen auf Straßen und Wegen. Man müsse wieder zu einem anderen Bewusstsein kommen, wie man mit dem öffentlichen Raum umgehe. Die hohen Bußgelder für Verschmutzungen seien richtig, die Kontrollen kämen jedoch zu spät. „Man hat in den vergangenen Jahren leider vieles toleriert“, ergänzt Weizel. Kandidatin Christiane Fuchs hofft, dass die Kontrollen wahrgenommen werden und so eine Wirkung erzielen.
Als es zu regnen beginnt, schlägt die Stunde von Naro Vitale: „Entschuldigung mit dem Wetter. Das ist meine Schuld – ich habe noch nicht „O sole mio“ gesungen. Kaum hat er losgelegt, kommt nach der ersten Strophe tatsächlich die Sonne raus. Ob Ramazzotti, Celentano, Zucchero – er singt „Lieder, die in Deutschland bekannt sind“. Was er zum Besten gibt, entscheidet er spontan, je nachdem, wie es ankommt. „Wichtig ist, dass man sich mit dem Urlaub identifizieren kann.“
Lob für konsequente Haltung
„Erste Diskussionen gab es schon beim Aufbau“, berichtet Stadtrat Christopher Probst, „es ging um den Radschnellweg und den Wohnungsbau.“ Mannheim habe im Vergleich mit anderen Städten Glück, dass durch die Konversion noch viele Flächen vorhanden seien. Die Verteuerung habe mehrere Faktoren: Landflucht oder Auflagen der Behörden zum Schall-, Klima- und Brandschutz. „Die Politik hat in den letzten 20 Jahren viel angerichtet, das fällt uns jetzt auf die Füße“, so Probst.
„Die Leute kommen auf uns zu und sagen: ,Ihr seid konsequent –wenn ihr was sagt, dann zieht ihr das auch durch‘“, berichten Weiß und Weizel. Besonders das Thema Buga bringt die beiden auf Temperatur: „Es gibt kein Verkehrskonzept, und die Aufträge werden vergeben, ohne, dass die Grundstücke schon gekauft wurden“, kritisieren sie. Das Konzept sei nicht nachhaltig, außerdem fehle es an Attraktionen. „Einen dritten Park können wir uns nicht leisten, wenn das Geld schon für zwei Parks nicht reicht“, betont Weizel.
Der Verkehr im Lindenhof und die geplante jahrelange Sperrung des „Suezkanals“ bereiten dem Lindenhöfer Bezirksbeirat Michael Kost Sorgen: „Das ist eine Katastrophe für Auto- und Radfahrer.“ Christiane Fuchs und Bernhard Welker sammeln derweil Unterschriften für den Erhalt der Bäume auf dem Rheindamm. Sie wollen Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) bitten, zunächst ein Konzept zur Beauftragung unabhängiger Gutachter zu erstellen, um den Damm unter dem geringstmöglichen Eingriff zu sanieren.
Unterdessen fallen zwei weitere Werbeträger auf: ein 50 Jahre alter VW-Käfer von Holger Schmid in den Farben der ML und ein roter Audi A 4, der das Konterfei von Roland Weiß trägt. Und das brisante Kennzeichen: MA-OB 2023. „Das soll signalisieren, dass wir einen anderen Oberbürgermeister brauchen“, sagt Weiß schmunzelnd. Aber das ist ein anderer Wahlkampf. Jetzt geht es erst einmal um den Gemeinderat.
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