Kriminalität

Frauenleiche in Mannheim gefunden: Ermittler halten sich bedeckt

Nahe der Pferderennbahn Mannheim wird eine tote Frau gefunden. Es gibt Hinweise, dass die 51-Jährige Opfer eines Kapitalverbrechens geworden sein könnte. Was bislang bekannt ist

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Am Dienstag war die Polizei auch mit einem Hund in Friedrichsfeld im Einsatz. Am Tag zuvor war nahe der Pferderennbahn eine tote Frau gefunden worden. © Marco Priebe

Mannheim. Sanft prasselt der Regen am frühen Montagabend auf die Galopprennbahn in Seckenheim, den angrenzenden Turfweg und die vielen Felder. Zwei Reiter ziehen sich in der Nähe der Stallungen am Kofferraum ihres Wagens um. Ansonsten ist es völlig ruhig. Nichts deutet darauf hin, dass wenige Stunden zuvor in unmittelbarer Umgebung der Rennbahn die Kriminalpolizei im Einsatz war: Gegen 8.20 Uhr wurde der Polizei eine leblose Person gemeldet. Erste Ermittlungen der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg und der Rechtsmedizin Heidelberg ergaben Hinweise, dass die aufgefundene 51-jährige Person Opfer eines Kapitalverbrechens geworden sein könnte, so die Beamten.

Tote Frau in Mannheim-Friedrichsfeld: Spurensuche der Polizei am Montag und am Dienstag

Derweil flattert am Montagabend das Absperrband der Polizei, die das Areal zuvor abgeriegelt hatte, nicht mehr im Wind, sondern liegt abgerissen auf dem Boden. In der Ferne sind mehrere Hochspannungsleitungen zu sehen. Darunter blinken die Leuchten von zwei Absperrbaken, schließlich ist dort eine Baustelle eingerichtet worden. Die Spurensuche der Kripo ist zu diesem Zeitpunkt längst eingestellt. Kein Beamter ist weit und breit mehr zu sehen.

© MM-Grafik

Auch der Fundort ist nicht zu entdecken. Geht man am Waldrand jenseits der Galopprennbahn und der Tennisplätze entlang deutet nichts darauf hin, dass hier Einsatzkräfte unterwegs waren, auch parallel zur nahe liegenden Eisenbahnlinie zeigt sich das gleiche Bild.

Tote Frau bei Pferderennbahn gefunden: "Haben es durch Anruf der Polizei erfahren“

Das lässt aufgrund des langanhaltenden und Spuren verwischenden Regens natürlich Spekulationen zu, die aufgrund einer zugeknöpften Informationspolitik der Polizei in verschiedene Richtungen gehen. War der Fundort möglicherweise gar nicht der Tatort? Konnte der Tatort sehr stark eingegrenzt werden? Waren die Spuren so eindeutig, dass die Beamten schnell ihre Arbeit erledigen konnten? Oder waren die Spuren schon so verwischt, weil die Tote schon länger dort gelegen hat?

Da das Absperrband auf dem Boden liegt und von der Polizei nichts mehr zu sehen ist, fährt derweil gegen kurz nach 19 Uhr ein Wagen mit zwei Insassen am Waldrand entlang.

Das weitläufige Gebiet wurde von den Beamtinnen und Beamten am Dienstag genau unter die Lupe genommen. Unter anderem war ein Hund im Einsatz. © Marco Priebe

Die Normalität hält auch nach einer so schrecklichen Entdeckung schnell wieder Einzug: Über die Felder kommt man dann doch mitunter schneller weg von der Galopprennbahn und seinen Stallungen als über die Elsa-Brandström-Straße oder den Holzweg. Am nächsten Morgen sagt Stephan Buchner, der Präsident des Badischen Rennvereins, ganz in der Nähe des Auffindeorts der Leiche: „Wir haben es durch einen Anruf der Polizei erfahren.“ Die Beamten interessierten sich für Aufnahmen der Kamera an der Tribüne, doch die zeichnet nur während der Renntage auf. Aber die Saison ist vorbei. Eine ständig besetzte Geschäftsstelle gibt es auf der Rennbahn nicht mehr, und auch der Caterer ist nicht mehr mit einem Büro dauerhaft vor Ort präsent. Daher habe man nichts mitbekommen können. Pferdebesitzer, die auf der Bahn trainierten, kämen aus einer anderen Richtung. Aber der Fundort liege an einer „sehr beliebten Gassistrecke, die viele Hundebesitzer nutzen, die teilweise auch extra mit dem Auto kommen“, weiß Buchner.

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Keine Hinweise auf Zusammenhang mit Fall in Lampertheim

Reinhard Schatz von der Interessengemeinschaft Friedrichsfelder Vereine und Organisationen sagt am Dienstagmorgen im Gespräch mit der Redaktion: „Die Leute haben sich bisher nicht besorgt geäußert. Ich denke, dass es viele noch nicht mitbekommen haben. Es kann sein, dass das noch kommt, wenn sie sich bei den Stammtischen oder Vereinszusammenkünften treffen und darüber sprechen.“ Er betont, dass Friedrichsfeld ein Stadtteil sei, in dem es eigentlich so gut wie keine Kriminalität gebe.

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Tote Frau in Mannheim gefunden - derzeit keine Verbindung zu Lampertheimer Fall

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Wie die Polizei am späten Dienstagvormittag mitteilte, gibt es nach derzeitigem Ermittlungsstand keine Hinweise auf einem Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt in Lampertheim am 16. September. Damals war eine 36 Jahre alte Joggerin erstochen auf einem Waldweg in Lampertheim aufgefunden worden. Die Polizei geht davon aus, dass die Joggerin dort getötet wurde. Die Leiche wies mehrere Stichverletzungen auf. Der Fall war auch Thema in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“. Die eigens gegründete Mordkommission „1609“ überprüft derzeit insgesamt 185 Hinweise, die zu dem Fall eingegangen waren.

Wer hat etwas gesehen? Polizei bittet Bevölkerung um Hinweise

Eine 50-köpfige Soko „Ramus“ ermittelt nun nach dem Fund der toten Frau in Mannheim in alle Richtungen. Das Wort „Ramus“, nach dem die Sonderkommission benannt ist, steht im Lateinischen für „Ast“, wird aber auch in der Anatomie beispielsweise für die Abzweigung von Gefäßen und Nerven oder Teile von Knochen verwendet.

Die Polizei war am Dienstag noch einmal mit einigen Beamtinnen und Beamten vor Ort am Auffindeort der Toten in der Nähe der Waldrennbahn. © Marco Priebe

Auch am Dienstagmittag waren nun wieder mehrere Polizistinnen und Polizisten am Turfweg im Einsatz. Unter anderem waren sie mit einem Polizeihund unterwegs. Wie aus einer Mitteilung der Polizei hervorgeht, lag von der Rechtsmedizin Heidelberg zu Redaktionsschluss am Dienstag noch kein Obduktionsergebnis der Leiche vor. Auch müssten die kriminaltechnischen Untersuchungen am Auffindeort der Frau abgewartet werden, teilten die Beamten mit. Die Polizei bittet indes die Bevölkerung um Mithilfe. Zeugen, die im Zeitraum vom Freitag den 11. Oktober bis Montagmorgen den 14. Oktober verdächtige Wahrnehmungen im Bereich rund um den Turfweg in Mannheim gemacht haben, werden gebeten sich an das Hinweistelefon der Kriminalpolizei unter 0621/ 174-4444 oder jede andere Polizeidienststelle zu wenden.

Wo genau verläuft der Turfweg in Mannheim?

Der Turfweg verläuft zwischen den Mannheimer Stadtteilen Friedrichsfeld und Hochstätt. Er beginnt in Seckenheim am Holzweg, unweit der A 656 und dem Waldsportplatz der TSG Seckenheim. Von dort führt er an der Pferderennbahn und den Tennisplätzen des TC Kurpfalz Seckenheim vorbei und verläuft parallel zum Waldrand. In seinem weiteren Verlauf führt der Turfweg unter der A 6 hindurch und parallel zu den Eisenbahngleisen zum Bahnhof Mannheim-Seckenheim. Im Ort mündet er in die L 542 und endet hier.

Die Umstände der Tat und das genaue Tatgeschehen sind bislang weiter völlig unklar. Nachdem die Polizei am Montagabend noch keine Informationen beispielsweise zur Auffindesituation der Frau geben konnte, blieben auch am Dienstag weitere Rückfragen zum Fall unbeantwortet. Auch wie die Identität der Frau geklärt werden konnte und warum die Beamten von einem Kapitalverbrechen ausgehen, ist daher weiter offen. Die Polizei teilt am Dienstag mit, dass sie keine weiteren Informationen gebe, damit die Ermittlungen nicht gefährdet werden. „Die Ermittlungen laufen weiter“, so die Polizeisprecherin.

Eine Frau, die in der Nähe arbeitet, sagt indes im Gespräch mit der Redaktion: „Ich habe Angst, mein Mann holt mich heute ab.“

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