Eishockey

Film zum Mannheimer Friedrichspark „Völlig losgelöst“ verspricht jede Menge Nostalgie

Das Denkmal und der Film über das mittlerweile abgerissene Eisstadion am Friedrichspark lassen die Geschichte der Adler Mannheim aufleben.

Von 
Philipp Koehl
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Knapp 1500 Adler-Fans verfolgten auf dem Videowürfel der SAP Arena die Filmpremiere von „Völlig losgelöst - Mythos Friedrichpark“. © PIX-Sportfotos

Mannheim. Die Adler Mannheim haben am Donnerstagabend gemeinsam mit zahlreichen Fans ihre Vergangenheit gefeiert. Genauer gesagt, das altehrwürdige Eisstadion am Friedrichspark. Der Geburts- und und bis 2005 auch Spielstätte des Mannheimer Eishockey- und Rollschuhclubs (MERC), aus dem 1994 die Adler Mannheim entstanden, wurde nicht nur ein Denkmal gesetzt, sondern sie bekam auch einen eigenen Film.

„Mit diesem Denkmal machen wir die Wurzeln unseres Clubs sichtbar. Es ist ein Versprechen, dass wir unsere Herkunft nicht vergessen und soll alle Menschen ehren, die im Friedrichspark gearbeitet, gespielt, gejubelt und gelitten haben“, sagte Adler-Geschäftsführer Matthias Binder vor der Enthüllung. Diese nahm der 58-Jährige vor Eingang D der SAP Arena zusammen mit dem Fanbeauftragten Patrik Löffel sowie Edel-Fan Karl-Heinz Erny, der bereits seit 1951 zum Mannheimer Eishockey geht, vor.

Denkmal ist eine Installation aus Stehplatzstufe und Sitzbank

Unter den Klängen von Peter Schillings Major Tom sowie dem Leuchten der von den knapp 1500 Fans entzündeten Wunderkerzen – Stilmittel, die im alten Eisstadion untrennbar miteinander verbunden waren – legte das Trio das Denkmal frei. Zum Vorschein kam eine Installation aus früheren Stehplatzstufen sowie einer ehemaligen, aufbereiteten Sitzbank, die aus der vor wenigen Monaten abgerissenen alten Spielstätte gerettet werden konnten. Umrahmt wurde die Szenearie von einem in den blau-weiß-roten Vereinsfarben gehaltenen Zaunbanner.

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Es war der Auftakt eines Abends voller Nostalgie, der in der SAP Arena mit der Premiere des Films „Völlig losgelöst –Mythos Friedrichspark“ fortgesetzt wurde. Dieser folgt in seinen knapp 70 Minuten einer gewissen chronologischen Stringenz und ist als eine Dokumentation des alten Eisstadions zu verstehen. Getragen wird er von den Erinnerungen langjähriger Fans, Größen des Mannheimer Eishockeys wie die der Ex-Spieler Harold Kreis oder Stephané Richer sowie aktueller Funktionäre des Clubs. Deren Aussagen werden von einzelnen Filmsequenzen und Fotos aus jener Zeit untermalt. Besonders emotional: Es kommen auch bereits verstorbene Akteure, wie Stadionsprecher-Legende Udo Scholz oder die ehemaligen MERC-Spieler Hans Schneiders und Werner „Patschek“ Lorenz zu Wort.

Abrissarbeiten holen die Zuschauer direkt mit voller Wucht ab

Der Film beginnt mit den Abrissarbeiten am Eisstadion. „Mit jedem Stein, der hier abgetragen wird, wird auch ein Stück aus meiner Eishockey-Seele rausgerissen“, spricht Webradio-Kommentator Antti Soramies das aus, was wohl viele der anwesenden Fans angesichts der Bilder fühlen. Es ist ein Einstieg, der die Zuschauer direkt mit voller Wucht abholt und damit gleichzeitig auf die noch folgende Zeitreise vorbereitet.

Fakten zum Film

  • Die 70-minütige Friedrichspark-Doku ist in Zusammenarbeit mit SCREENDAY Productions sowie der Unterstützung von SAP und dem Land Baden-Württemberg entstanden.
  • Regie führte Tino Latzko. Producer war Alexander König.
  • Von „Völlig losgelöst – Mythos Friedrichspark“ wird es keine DVD-Version geben. Dafür werden die Adler den kompletten Film in den kommenden Wochen auf dem Youtube-Kanal des Clubs für alle Fans kostenfrei zur Verfügung stellen.

Wobei die gezeigten Gegebenheiten auch immer wieder zum Schmunzeln verleiten. So wie zu Beginn, als das Eisstadion zwar Lampen über der Eisfläche, aber bis 1969 kein Dach hatte. „Wenn es regnete, machte es schonmal ,bumm‘. Dann ist eine Glühbirne geplatzt und die Glasscherben kamen herunter“, erinnerte sich der langjährige Fan Erny.

Ein Hauch von schwarzem Humor kommt auf, als der ehemaligen MERC-Spieler Schneiders in einem noch zu Lebzeiten aufgenommen Interview von seinem unglücklichen Zusammenstoß mit einem Gegenspieler erzählt. „Bleib stehen, du steckst in meinem Fuß“, habe er diesem in den 1950er Jahren trocken mitgeteilt, ehe er in voller Montur ins Krankenhaus gebracht wurde.

Eisstadion am Friedrichspark: Eine Atmosphäre, die man schmecken konnte

Es folgt ein Sprung in die 1980er Jahre, in denen den Mannheimern unter Trainer Hans Weisenbach erstmals die deutsche Meisterschaft glückte – und damit auch ein Übergang zu den Fans. Die Enge des damaligen, überwiegend mit Stehplätzen ausgestatteten Eisstadions, in dem kein Gäste-Team willkommen war, sorgte für eine einzigartige Atmosphäre, die jeder Anwesende – getränkt von Schorle-, Wunderkerzen- und Schweißgeruch – förmlich schmecken konnte.

Clubchef Daniel Hopp sowie Binder, Löffel und zahlreiche weitere Adler-Anhänger erinnerten sich an liebgewonnenen Rituale. An Papierschnipsel, Platzkämpfe, Styroporblöcke, Leitern, Kanister oder „Eisgott Rainer“. Daran, dass bereits das Aufwärmprogramm der Spieler das erste Drittel vor dem eigentlichen Eröffnungsbully war. Dass von den 1800 Sitzplätzen nur 800 auch wirklich etwas sehen konnten. „Der Rest war Hörfunk“, wie es Binder süffisant beschrieb. Aber auch, dass die Zustände der sanitären Anlagen unterirdisch waren.

Über allem schweben die Erfolge sowie die Freude über das Erlebte

Doch über allem schweben die Erfolge, die bis dato vier gewonnen Meisterschaften, das gemeinsame Feiern, Lachen und Weinen, das Vermissen, aber auch die Freude darüber, das alles erlebt haben zu dürfen.

Die abschließende Frage: Was bleibt am Ende jenes Films, in dem passenderweise nochmals die Abrissarbeiten an der längst verfallenen Kultstätte gezeigt werden, übrig? „Die Liebe zum weltbesten Sport und zur Eishockey-Stadt Mannheim“, brachte es erneut Soramies passend auf den Punkt.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkt Adler Mannheim

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