Kommunale Wärmeplanung

Fernwärme-Umbau in Mannheim: MVV glaubt weiter an Geothermie

Bis zu fünf Standorte für Geothermie-Anlagen im Mannheimer Süden sind noch im Rennen: In Kürze soll die Entscheidung fallen.

Von 
Martin Geiger
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So wie hier in Bayern könnte es in eineinhalb bis zwei Jahren auch im Mannheimer Süden aussehen: Bis zu fünf Standorte für Geothermie-Anlagen haben MVV und EnBW dort noch im Blick. © Peter Kneffel/dpa POOL/dpa

Mannheim. Sogar Mannheims Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) war vergangene Woche im Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik beim Thema Geothermie kurz verwirrt: Wird bereits gebohrt oder doch noch nicht? Ein Überblick.

Welche Geothermie-Projekte sind im Großraum Mannheim geplant?

Prinzipiell muss man zwei verschiedene Vorhaben unterscheiden: Die Karlsruher Firma Vulcan will im nördlichen Teil der Stadt samt den angrenzenden Umlandgemeinden bis zu vier Geothermie-Anlagen errichten. Wo genau, steht noch nicht fest. Vulcan hofft, bis zum Jahresende die Standorte gefunden zu haben. Daneben gibt es ein zweites großes Vorhaben, hinter dem die Energiekonzerne EnBW und MVV stecken: Sie haben zusammen die Firma GeoHardt gegründet, die im südlichen Teil Mannheims sowie den Umlandgemeinden nach Erdwärme sucht.

Warum machen EnBW und MVV das?

Sie wollen die Erdwärme ins Fernwärmenetz einspeisen und damit letztlich Gebäude beheizen und Warmwasser bereitstellen. Noch wird der Großteil der Fernwärme durch das Verbrennen von Steinkohle im Grosskraftwerk Mannheim (GKM) erzeugt. Doch dieses muss – Stand heute – 2033 aufgrund des Kohleausstiegs den Betrieb einstellen. Es wird also Ersatz gesucht. Zudem hat sich die MVV aus Klimaschutzgründen das Ziel gesetzt, die komplette Fernwärme bis 2030 aus Quellen zu gewinnen, die als erneuerbar eingestuft werden.

Welche Rolle soll dabei die Geothermie spielen?

Sie gilt als wichtiger Baustein. Ab 2030 sollen etwa 30 Prozent des gesamten Fernwärmebedarfs durch die Erdwärme gedeckt werden: Die bis zu drei geplanten Anlagen von MVV und EnBW sollen etwa 20 Prozent liefern, die von Vulcan – denen die MVV die Wärme abkauft – ungefähr 10 Prozent.

Wie ist der Sachstand bei den Projekten von MVV und EnBW?

Nach Angaben der beiden GeoHardt-Geschäftsführer Stefan Ertle und Matthias Wolf läuft derzeit noch die Suche nach den besten Standorten. Relevant sind dabei nicht nur die geologischen Gegebenheiten, sondern etwa auch, ob das Areal beispielsweise in einem Naturschutzgebiet liegt, wem die Fläche gehört, wie gut sie sich an das Fernwärmenetz anbinden lässt oder ob irgendwelche anderen Aspekte gegen den Bau eines Geothermie-Heizwerks sprechen.

Wie viele Standorte sind noch in der engeren Auswahl?

Konkret wollen Ertle und Wolf das nicht sagen. Ertle verrät lediglich: „Es handelt sich um eine niedrige zweistellige Zahl.“ Bis zu fünf davon liegen auf Mannheimer Gemarkung, und das bedeutet: südlich des Maimarktgeländes. Denn alles, was nördlich davon liegt, gehört zu dem Bereich, wo nur Vulcan suchen darf. Die restlichen potenziellen Standorte befinden sich in Schwetzingen, Oftersheim, Plankstadt, Brühl, Ketsch oder Heidelberg-Grenzhof: Auf diese insgesamt sieben Kommunen hatte GeoHardt seine Suche konzentriert.

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Warum wird so ein Geheimnis um die Standorte gemacht?

Die meisten Fachleute halten die Risiken inzwischen zwar für beherrschbar. Nachdem in der Vergangenheit Geothermie-Anlagen teilweise jedoch Erdbeben oder andere Probleme verursacht haben, ist ihr Ruf ramponiert. So wird mit Widerstand gerechnet, sobald ein Standort konkret wird. Und deshalb wollen die Verantwortlichen erst Ross und Reiter benennen, wenn sie sich sicher sind. „Ich werde über keinen Standort öffentlich sprechen, solange er nicht wasserdicht ist“, sagt Ertle. „Es bringt nichts, falsche Erwartungen zu wecken.“

Welche Standorte sind verworfen worden?

Ursprünglich hatte man bei GeoHardt einmal geplant, die bereits vorhandene (und als erfolgreich geltende) Bohrung in Brühl näher zu untersuchen. Da nach der Insolvenz des früheren Betreibers jedoch unklar war, wer der Eigentümer ist, hat man davon Abstand genommen. Auch das Gebiet rund ums GKM galt lange Zeit als heißer Kandidat. Inzwischen heißt es, die unterirdischen Voraussetzungen seien dort weniger gut als erhofft.

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Wie sieht der weitere Zeitplan von GeoHardt aus?

Auch hier wollen sich die beiden Geschäftsführer nicht festlegen – weil die bisherigen Zeitpläne nicht eingehalten werden konnten. „Wir hoffen, dass wir sehr bald über konkrete Standorte sprechen können“, sagt Wolf. In der Mannheimer Lokalpolitik heißt es, dass in den nächsten Wochen ein fertiges Konzept präsentiert werden soll. Stehen die Standorte fest, müssen die Genehmigungen beantragt werden. Ertle und Wolf rechnen damit, dass in etwa eineinhalb bis zwei Jahren mit der Bohrung begonnen werden kann. Von da an dauere es etwa drei Jahre, bis die Anlage betriebsbereit sei.

Wie sah der ursprüngliche Zeitplan aus?

2020 nannte der damalige MVV-Chef Georg Müller Geothermie zum ersten Mal als Option für die Dekarbonisierung der Fernwärme. Nachdem MVV und EnBW 2021 die sogenannte Aufsuchungserlaubnis erhalten hatten, rechneten sie damit, Ende 2025 oder Anfang 2026 die erste Anlage in Betrieb nehmen zu können.

Wird das noch etwas bis 2030?

Ertle und Wolf zeigen sich weiterhin optimistisch. „Wir wollen nach wie vor bis 2030 eine Anlage realisieren und Wärme einspeisen“, sagt Ertle. „Und wir sind sicher, dass das auch funktionieren wird.“

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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