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Ferienjob? Mannheims Handwerks-Chef hat da einen wichtigen Tipp

Mit 15 hatte der Mannheimer Handwerkskammer-Präsident Klaus Hofmann einen Ferienjob als Schreiner - für ihn der Start in ein erfolgreiches Berufsleben. Dank dieser Erfahrung hat er einen wichtigen Tipp

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Timo Schmidhuber
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Nicht beim Ferienjob, aber nur zwei Jahren danach: Klaus Hofmann mit 17 an der Gewerbeschule beim Beginn seiner Schreiner-Ausbildung. © Klaus Hofmann/Timo Schmidhuber

Eigentlich hat Klaus Hofmann nur einmal einen richtigen Ferienjob gemacht. 15 war der heutige Präsident der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald damals, im Jahr danach begann er gleich mit einer Ausbildung. Aber dieser mehrwöchige Job in den Sommerferien 1982 sollte ziemlichen Einfluss auf das Leben des inzwischen 55-Jährigen haben. Denn in dem Betrieb - der Schreinerei Faustmann in Mosbach - absolvierte Hofmann dann nicht nur seine Schreiner-Lehre. Er übernahm den Betrieb später auch, machte aus der Sechs-Mann-Firma ein Unternehmen mit heute 25 Mitarbeitern, in das inzwischen auch Hofmanns Söhne - ebenfalls Schreinermeister - eingestiegen sind. Die Söhne leiten zum großen Teil das operative Geschäft. Wegen seines Amts als Präsident der Handwerkskammer kann sich Hofmann nur bedingt darum kümmern.

„Ich wusste schon mit 13, dass ich Schreiner oder Zimmermann werden will“, sagt der Präsident, der in Anzug und weißem Hemd im Besprechungsraum des Kammer-Gebäudes in B 1 sitzt. Aufgewachsen ist der Mann mit der Brille und der ruhigen Stimme in der Nähe von Mosbach, der Vater Diplom-Finanzwirt, die Mutter Bankkauffrau. Trotzdem entdeckt der junge Odenwälder schon früh, dass das Holz „sein“ Material ist.

„Der eine Großvater von mir war Wagner und Küfer, er machte Fässer, Wagenräder und Leitern, bei ihm war ich viel in der Werkstatt. Der andere Großvater war Zimmerermeister, er hat viele Zäune gemacht, ihm habe ich auch oft geholfen.“ Und so war es irgendwie folgerichtig, dass der junge Klaus an einem Samstag in den Sommerferien 1982 bei der Schreinerei Faustmann in Mosbach klingelte und fragte, ob er dort ab Montag arbeiten könne. „Der Meister war etwas verwundert, war aber gleich einverstanden.“

In den nächsten vier Wochen half Hofmann dann mit, Decken und Wände von Gebäuden mit Holz zu verkleiden oder Einbauschränke zu montieren. Die Gesellen merkten schnell, dass Hofmann schon gut mit Stichsäge, Handkreissäge und Akkuschrauber umgehen konnte, und ließen ihn viel machen. „Mir ging es dabei nicht um die Vergütung“, erinnert er sich. „Ich wollte einfach in einer Schreinerei arbeiten.“ Trotzdem war Hofmann natürlich froh über die drei Mark pro Stunde, die ihm der Meister zahlte. Das Geld floss später in den Kauf des ersten Mopeds.

Der Meister war so zufrieden mit Hofmann, dass er ihm eine Lehrstelle anbot, wenn der Junge ein Jahr später mit der Schule fertig sein würde. Aber es war der Anfang der 80er Jahre und Rezession - als Hofmann den Realschulabschluss in der Tasche hatte, konnte der Betrieb keinen Azubi aufnehmen. Die Aufträge fehlten. Hofmann musste sich nach einer anderen Lehrstelle umschauen, fand eine als Modellschreiner, wo man Formen für Gießereien baut und nicht nur mit Holz, sondern auch viel mit Metall arbeitet.

Ein Jahr später meldete sich der Meister wieder - die Auftragslage war wieder gut, und er konnte einen Lehrling einstellen. Hofmann fing bei der Schreinerei Faustmann an. Er machte seine Gesellenprüfung, wechselte für die Meisterprüfung in einen anderen Betrieb, um Erfahrung zu sammeln, und kehrte danach wieder zurück. Vor knapp 30 Jahren übernahm er die Schreinerei, als der Eigentümer in den Ruhestand ging und keinen Nachfolger hatte.

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Neben dem Innenausbau von Hallen und Schulen und dem Bau von Fenstern und Türen gehört heute der hochwertige Innenausbau zu den Schwerpunkten der Schreinerei Faustmann. Zu ihren Kunden zählt sie viele Dax-Unternehmen und Prominente, Näheres will Hofmann aber nicht sagen. Nur so viel: Seine Firma habe früher auch viele Aufträge im Kanzlerbungalow von Helmut Kohl in Oggersheim bekommen. Auch in Kirchen sind die Mitarbeiter häufig im Einsatz, sogar weit über die Region hinaus. „Wir haben schon im Petersdom in Rom eine Kanzel gemacht.“

Für Klaus Hofmann war sein damaliger Ferienjob ein Start ins Berufsleben. Welche Rolle spielt der Ferienjob heutzutage, gerade im Handwerk? Der Kammer-Präsident überlegt kurz: „Es gibt durchaus Ferienjobs im Handwerk“, sagt er. „Aber nicht in der Breite und mit den Verdienstmöglichkeiten wie in der Industrie.“

Bei Betrieben von Zimmerern, Maurern oder Stuckateuren gebe es durchaus die „klassischen Helfertätigkeiten“. Aber zum Beispiel in Schreinereien würden einfach viele Prototypen hergestellt, für die es fachlich qualifizierte Gesellen oder Azubis brauche. „Da gibt es nicht so viele kleine, wiederkehrende Arbeiten.“ Und deshalb sei es da meist nicht drin, einen Helfer einzustellen und ihn gut zu bezahlen.

Hofmann appelliert aber an die jungen Leute, beim Ferienjob nicht unbedingt die Bezahlung als wichtigstes Kriterium zu sehen - sondern ihn zumindest manchmal auch als Möglichkeit zur Berufsorientierung zu nutzen und in einen Beruf hineinzuschnuppern. Denn dass ein Betrieb einem interessierten potenziellen Lehrling absagt, weil die Auftragslage schlecht ist, das dürfte heute kaum mehr passieren.

Dem Handwerk fehlten ja jede Menge Fachkräfte und Lehrlinge, sagt Klaus Hofmann. Dafür Lösungsstrategien zu entwickeln gehört heute zu seinen wichtigsten Aufgaben als Kammer-Präsident. Dagegen dürfte der Ferienjob im Sommer 1982 vergleichsweise einfach gewesen sein.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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