Mannheim. Michael Herberger hat keineswegs übertrieben. Auf die Frage, ob er bei der neuen „Mannheimer Morgen“-Sommerserie über Ferienjobs mitmachen will, schreibt der Musikproduzent zurück: „Klar, da hab ich einiges zu berichten“, garniert mit einem Lach-Smiley. Beim Treffen zum Spaziergang hinter der Popakademie hat er anfangs nur etwas Mühe, alles in die chronologisch korrekte Reihenfolge zu bringen. Ansonsten sind seine Erinnerungen noch überaus lebendig.
Sein erstes Geld verdiente er mit Prospekte-Austragen. Da sei das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag nicht sonderlich gut, sagt Herberger. Gleichwohl habe er seine Arbeit gewissenhaft erledigt und nicht wie andere „die Prospekte einfach in den Käfertaler Wald gekippt“. Der nächste Schüler-Job war in den Draiswerken: Bei der Mutter, einer Technischen Zeichnerin, im Büro („4000 Kopien am Tag können schon viel werden“), später in der Druckerei („hat mehr Spaß gemacht“).
Begeisterter Briefträger
Es folgte ein Ferienjob, den der heute 50-Jährige als einen seiner schönsten bezeichnet: Briefträger. Um 4 Uhr morgens aufstehen, um 5 Uhr im Postzentrum erst Briefe und Karten sortieren, dann in der Gartenstadt austragen. Zwei Sommer hintereinander, mit 18 und mit 19 Jahren - eigentlich ein Alter, in dem man Frühaufstehen nicht immer als beglückend empfindet. „Das hat mir gar nichts ausgemacht“, sagt Herberger. Er habe es genossen, an der frischen Luft zu sein, mit viel Grün, und sich mit den Leuten zu unterhalten. Auch wenn mal bei Regen jemand gemotzt habe: „Warum isn die Post heit so nass?“ und ihn ständig Hunde angebellt hätten. „Einer, ich glaube ein Dackel, ist sogar an mir hochgesprungen und hat mir den Jackenärmel zerrissen.“ Hundefreund sei er trotzdem geblieben.
Danach arbeitete er als Maler und Lackierer. „Da habe ich gefühlt die halbe ABB gestrichen. Das war okay, hatte auch was Kreatives. Am Tag 400 Bahnen Glasfaser abreißen, dagegen nicht so.“ Der nächste Studenten-Job war Katzenstreu vom Lkw abladen. „Irgendwo hier muss das gewesen sein“, zeigt er beim Spazieren auf den Hafen. Sein Kollege („ein sehr erfahrener Katzenstreu-Ablader“) habe ihm anfangs gesagt, nach zwei Tagen sei jeder Neue wieder weg. Der Mann sollte auch bei Herberger Recht behalten. „Ich war jung, ich war athletisch, aber das acht, neun Stunden am Stück war einfach zu viel.“ Immerhin hat darunter auch sein Verhältnis zu Katzen nicht nachhaltig gelitten.
Und Sie?
- In unserer Serie erzählen bekannte Mannheimerinnen und Mannheimer, mit welchen Ferienjobs sie sich früher etwas dazuverdient haben. Wie sieht’s bei Ihnen aus?
- Waren Sie Golfballtaucher im Golfclub, Rikschafahrer auf den Planken oder Security bei Heimspielen des SV Waldhof?
- Wenn auch Sie ungewöhnliche Ferienjobs oder dabei kuriose Erlebnisse hatten, schreiben Sie uns Ihre Anekdoten an lokal@mamo.de. Wir freuen uns auch über mitgeschickte Fotos.
Besser, aber nicht wirklich gut gefiel es ihm später als Kellner in der Kegelbahn der DJK Käfertal. Beim Gläser-Bringen und -Wegtragen hätten ihm die Gäste ständig neue Bestellungen zugerufen. „Und wenn ich dann mal etwas vergessen hatte, gab es gleich kein Trinkgeld mehr.“
Zwischenzeitlich - wann genau, weiß Herberger nicht mehr - half er bei der Inventur in einer Bauhaus-Filiale. „Hauptsächlich Schrauben zählen. War in Ordnung.“ Dieser Ferienjob landet auf der Besten-Liste, die er am Ende des Treffens erstellt, im Mittelfeld zwischen Maler/Lackierer und der Drais-Druckerei.
Ebenso sicher wie beim eindeutigen Schlusslicht (man ahnt es: die Katzenstreu) ist Herberger beim Spitzenreiter: KABS, die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage. Mit der kam gegen er Ende seines Studiums - Molekularbiologie mit Nebenfach Zoologie - in Kontakt. „Ich hatte wasserdichte Hosen an, einen Kanister mit BTI auf und habe drauflosgesprüht.“ Das Kürzel, das muss er dem doofen Reporter erklären, steht für Bacillus thuringiensis israelensis, ein biologisches Insektizid.
Beim Waten durch die Rheinauen sei er mal in voller Montur ins Wasser gefallen („man hat es mir vorher prophezeit“), erzählt der Söhne-Mannheims-Mitbegründer. Dennoch habe ihm dieser Ferienjob den größten Spaß gemacht. Und gar nicht in seine ellenlange Liste aufgenommen hat er etwa den Klavierunterricht, den er gab. „Schon an der Uni drehte sich bei mir das meiste um Musik.“ Hat er da in Molekularbiologie und Zoologie überhaupt Examen gemacht? Herberger nickt entrüstet. „Ich fang’ doch kein Studium an, um es später abzubrechen!“
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Heute am liebsten bei der Buga
Seine vielen Ferienjobs wollte der 50-Jährige ebenfalls nicht missen. Auch wenn es ihm natürlich primär ums Geld gegangen sei, habe er doch jedes Mal - sogar mit der Katzenstreu - interessante Einblicke gewonnen und viel fürs Leben gelernt. Entsprechend will er dazu auch seine Kinder ermuntern. „Der Große ist 15, dem habe ich meine Erwartungshaltung schon klargemacht.“ Egal, für was sich der Junge entscheide, sechseinhalb Wochen Gammeln komme auf keinen Fall in Frage.
Wäre Herberger nochmal in der Situation, welcher Ferienjob würde ihn heute in Mannheim reizen? Die Antwort wird in Feudenheim, wo er mit seiner Familie lebt, nicht jeden begeistern: „Ich würde versuchen, einen Job bei der Buga-Gesellschaft zu bekommen.“ Das sei eine einmalige Gelegenheit, bei etwas Gutem und Schönem mitzumachen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-michael-herberger-und-sein-schoenster-ferienjob-als-mannheimer-schnaken-bekaempfer-_arid,1980834.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html