Wahlkampf

FDP-Abgeordneter Kern in Mannheim konzentrierter Zuhörer

FDP-Landtagsabgeordneter Timm Kern ist in Mannheim zu Besuch. Dabei ist er in der Bildungsakademie der Handwerkskammer zu Gast und informiert sich auch bei der Akademie für soziale Berufe. Doch wie kann er helfen?

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Roland Schmellenkamp
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FDP-Landtagsabgeordneter Timm Kern (r.) zu Gast in Mannheim: Nicole Roeseler (v.l.), Klaus Hofmann, Katrin Kölbl, Birgit Reinemund, Jens Brandt und Marcus Braunert. © Roland Schmellenkamp

Mannheim. „Wie kann die Landespolitik Sie unterstützen?“ fragte Timm Kern beim Besuch der Bildungsakademie Handwerkskammer. Der Landtagsabgeordnete der FDP war konzentrierter Zuhörer und stellte viele Fragen. Kern informierte sich am Montag auch bei der Mannheimer Akademie für soziale Berufe, in einem Privatgymnasium und bei „Das andere Schulzimmer“ - ein Förderprojekt für junge Menschen, damit sie einen Schulabschluss machen.

Ich kenne ihn seit 20 Jahren, seit 15 ist er öfter in Mannheim.
Birgit Reinemund Fraktionsvorsitzende FDP Mannheim

Zu Kern hat die örtliche FDP engen Kontakt: „Ich kenne ihn seit 20 Jahren, seit 15 ist er öfter in Mannheim“, sagt Birgit Reinemund (Fraktionsvorsitzende FDP Mannheim). Ein politisches Dauerthema sei Abitur nach acht oder neun Jahren (G8 und G9): „Unsere Partei ist für Wahlfreiheit.“ Für die Ganztagsbetreuung an Schulen wünschen sich die Liberalen verlässliche Zeiten und die „starke Einbindung aller Vereine, kulturell und Sport“. Man warte noch auf die Umsetzungsrichtlinien des Landes, also unter anderem Vergütung der Betreuung, Umfang und Koordination.

Im Gespräch in Mannheim stellt sich heraus: Vieles liegt im Bereich der Bundes- oder Stadtpolitik

Zurück zum Besuch bei der Bildungsakademie der Handwerkskammer. Was kann Kern in seiner Funktion als Landtagsabgeordneter machen? Im Gespräch stellten sich zwei Bereiche heraus: Zum einen soll das Land Förderanträge vereinfachen und deutlich schneller bearbeiten, zum anderen liegt vieles im Bereich der Bundes- oder gar Stadtpolitik oder überschneidet sich.

Marcus Braunert (Leiter Bildungsakademie Handwerkskammer) sagt, dass normalerweise der Bund einen Förderantrag genehmigt, und das Land sich „quasi automatisch“ anschließt. Der Zuschuss betrage rund 40 beziehungsweise beim Land 30 Prozent, die Bildungsakademie finanziert den Rest. In der Regel werde der Antrag im Januar gestellt und erst am Jahresende genehmigt. Dann bleiben nur wenige Wochen bis zur Ausschreibung.

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Die lange Dauer verursacht gleich mehrere Probleme: Manchmal ändern sich Richtlinien. Beispielsweise könnte es sein, dass bei einer Dachsanierung nun Begrünung vorgeschrieben ist. Außerdem muss die Bildungsakademie ihren Eigenanteil bereithalten, „von den Mitgliedern werden wir komisch angeguckt, als ob wir nicht planen können“. Handwerkskammer-Präsident Klaus Hofmann ergänzt: „Wenn wir eine Einrichtung 1,5 Jahre nach Antragstellung kaufen, ist sie oft schon wieder veraltet.“ Aber es muss das gekauft werden, was im Antrag steht.

Und Investitionen stehen an, weil sich die Anforderungen ändern: Beispielsweise müsse es durch die Einführung von E-Fuels, Wasserstoffantrieben und Elektroautos auch entsprechende Schulungsmöglichkeiten geben - die Ausrüstung dafür könne laut Braunert Millionen kosten. Im Bereich der Elektrotechnik gibt es nun den Gebäudesystemintegrator, der für die Vernetzung im Haus zuständig ist. Auch für diese Ausbildung werden entsprechende Geräte benötigt.

Hofmann: „Es gibt 130 Berufsbilder im Handwerk, wir sind ständig in Veränderung!“ Laut Braunert stehen im rund 50 Jahre alten Gebäude auch größere Sanierungen an. Sein Fazit: „Wir brauchen richtig viel Geld!“ Bundesweit werde ein dreistelliger Millionenbetrag dafür zur Verfügung gestellt, doch nach der Einschätzung der Handwerkskammern werden zwei Milliarden Euro benötigt. Allein der Neubau der Handwerkskammer Karlsruhe koste 80 Millionen Euro.

Geschäftsführer Jens Brandt: Positive Entwicklungen bei den Zahlen zur Ausbildung

Bei den Zahlen zur Ausbildung gebe es laut Jens Brandt (Geschäftsführer Handwerkskammer) eine positive Entwicklung: Im Moment seien die Ausbildungszahlen sehr gut, auf dem Niveau vor Corona. Doch erst im September könne er endgültige Zahlen nennen. Problematisch ist nämlich, dass Ausbildungsverträge oft spät unterschrieben werden. Er beklagt, dass das Interesse der Jugendlichen und ihre Aufmerksamkeit nachlasse, das würden auch Ausbilder sagen. Beispielsweise sei früher ein defekter Toaster daheim auseinandergenommen worden, um ihn zu reparieren und zu verstehen, wie er funktioniert.

Dass das Interesse nachlasse, habe auch mit den Eltern zu tun und dass es keinen Werkunterricht mehr gebe. Braunert ergänzt, dass die Abbruchquote in den Ausbildungen sehr unterschiedlich sei: Bei Elektrotechnik und Sanitär/Heizung kaum, bei Friseur, Maler/Lackierer und Maurer häufig. Bei den letztgenannten sei es für die Betriebe auch sehr schwierig, Auszubildende zu finden. Reinemund wollte wissen, wie man die Abbrecher nicht aus den Augen verliert. Laut Brandt habe man dazu viele Informationen nicht im System - Datenschutz. Hofmann betont, dass man in vielen Gewerken gute Schulabschlüsse benötige. So sei der Bereich Heizung und Klima Hightech.

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Landtagsabgeordneter Kern sieht im Bezug zur Berufswahl zwei Gruppen bei den jungen Leuten: „Die einen wissen nicht, was sie tun sollen. Die anderen sind top informiert und wissen auch, dass sie etwas wert sind.“ Eine Bitte von Braunert an ihn lautet: Die Berufsorientierung soll weiter gefördert werden. Im vergangenen Jahr habe der Bund nämlich seine Förderrichtlinien verändert, es hätten bestimmte „Ketten“ angeboten werden müssen, wo beispielsweise der Bereich Kosmetik dabei ist - das bietet die Bildungsakademie in Mannheim jedoch nicht an und hat deshalb keinen Förderantrag gestellt. Was Kern auch betont: „Die öffentliche Wahrnehmung der Schulabschlüsse ändert sich, es muss nicht immer Abitur sein!“

Zum Thema jugendliche Flüchtlinge sagt Hofmann, dass es bei den Ukrainern vor allem Frauen mit Kindern gebe, die oft nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Bei ihnen und auch bei Menschen aus anderen Erdteilen sei die Sprache die Barriere schlechthin. Er betont: „Die Leute wollen arbeiten!“ Die Frage von Kern nach den rechtlichen Grundlagen bei Flüchtlingen beantwortet er mit: „Der Bleibestatus ist ein Dschungel.“ Die Bürokratie dazu sei für die Betriebe sehr aufwendig. Was er auch sagt: „Die Leute kommen aus anderen Kulturkreisen, sie leben anders und ihre Grundeinstellungen sind oft anders.“

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